Part 8 ~ Save me ~ Teil 2

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"Du hast die richte Entscheidung getroffen, Habibi.", flüsterte Kareem mir zu, als er die Tür öffnete. Wir gingen aus dem kleinen Räumchen heraus und waren wieder hinter der Bar.
"Lass uns anstoßen, meine Schöne.", grinste er, ließ mich los und holte zwei Gläser hervor. Plötzlich packte mich jemand von hinten, und wieder wurde mir die Hand auf den Mund gedrückt, während mein Rücken an der Wand klebte. Vor mir stand Granit, der mir ein Zeichen gab dass ich ruhig sein sollte. Währenddessen sah ich einige Männer, die sich um Kareen kümmerten.
"Wie viele Typen sind da drin?", flüsterte er mir zu. Da ich nicht sprechen konnte, hob ich meine Hand und zeigte zwei Finger.
"Weißt du, wo Samra ist?", fragte er nun und musterte mich eindringlich mit ernstem Blick. Ich nickte leicht, um seine Frage zu beantworten.
"Dann geh und kümmer dich um ihn. Wir kümmern uns um den Rest.", sagte er und nahm seine Hand von meinem Mund weg. Ohne lange zu überlegen schlich ich mich davon - wieder in den Flur, der mich zu Samra führen würde. Ohne großartig nachzudenken ging ich einfach weiter, bis ich wieder an der Tür angekommen war. Ich öffnete sie und stürmte direkt wieder zu dem bewusstlosen Libanesen, der einfach nur dort hing als wäre er tot.
"Samra!", presste ich unter Tränen hervor. Ich hob seinen Kopf an, und sah das blaue Auge. Unter seiner Nase war halb getrocknetes Blut, und seine Lippe war aufgeplatzt. Wie es schien, musste er ordentlich Schläge kassiert haben. Ich strich sanft durch seine Haare und sprach immer wieder seinen Name, doch er reagierte kein bisschen. Mit zittrigen Händen fühlte ich seinen Puls, und war erleichtert als ich feststellte dass er tatsächlich nur bewusstlos war.
"Bitte, mach die Augen auf.", flehte ich ihn an. Mein Herz machte einen kurzen Sprung, als er seinen Kopf leicht bewegte.
"Samra!", murmelte ich und nahm seinen Kopf in beide Hände, weil er ihn alleine nur schwer oben halten konnte.
"Verpiss dich.", brummelte er leise, hatte die Augen aber noch geschlossen.
"Ich hol dich hier raus.", versicherte ich ihm, und suchte das Messer von vorhind.
"Brauchst du Hilfe?", hörte ich plötzlich eine fremde Stimme hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um und wollte direkt auf Verteidigung gehen, doch der Mann wich mit erhobenen Händen zurück.
"Ich bin einer von Granos Leuten, keine Sorge.", sagte er besänftigend. Ich nickte stumm und nahm wieder normale Haltung ein, während er mich ansah.
"Kannst du ihn losmachen bitte?", fragte ich den größeren, schwarzhaarigen Mann und beobachtete, wie er sich an die Seile heran machte die Samra auf dem Stuhl fest hielten.
Während er seine Hände frei schnitt, kniete ich mich wieder vor den Libanesen. Er grummelte immer wieder leise, hielt die Augen aber weiterhin geschlossen. Als seine Hände frei waren, fiel sein Oberkörper wie ein nasser Sack nach vorne. Ich hielt wieder seinen Kopf, damit er nicht nach unten hing. In dem Moment war ich so erleichtert ihn frei zu haben, dass ich ihn einfach nur an mich drückte. Ich presste ihn gegen meinen Oberkörper, als wäre er ein Baby. Ein riesiges, bewusstloses Baby. Meine Hand krallte sich in seine Haare, und ich spürte wie mir ein unbeschreiblich großer Stein vom Herzen viel.
"Ich komm gleich wieder.", sagte der Mann zu mir und verschwand nach draußen.
"Ich hol dich hier weg, aber du musst mitmachen. Alleine schaff ich das nicht.", sagte ich zu Samra, nachdem ich mich wieder gefasst hatte. Erst reagierte er nicht, aber dann bewegte er sich tatsächlich. Er schaffte es, seinen Kopf selbstständig zu halten und richtete sich langsam auf.
"Ich hab gesagt, du sollst dich verpissen.", wiederholte er sich grummelnd. Da er wahrscheinlich eh nicht mal wusste wo er war, ignorierte ich die Aussage einfach. Hauptsache, ich würde ihn endlich hier herausbekommen.
"Komm schon, versuch dich abzustützen.", sprach ich und legte seinen Arm um meine Schultern, damit ich ihn hoch bekam. Mit viel Kraft hob ihn dann irgendwie auf die Beine. Er war ziemlich wackelig unterwegs, und klammerte sich so an mir fest dass ich das Gefühl hatte, er würde mich erdrücken. Doch in dem Moment war mir das so komplett egal, dass ich einfach weitermachte. Kurz bevor wir durch die Tür konnten, fuhr er mit seinem anderen Arm nach oben und stützte sich am Türrahmen ab.
"Ich muss hier weg.", flüsterte er kraftlos, und seine Stimme versagte zum Schluss ganz leicht.
"Ich bring dich weg, aber du musst mitmachen.", sagte ich und schliff ihn mit mir mit. Kurz bevor wir vorne bei der Bar waren, blieb er stehen und starrte gequält auf den Boden.
"Komm, weiter.", forderte ich ihn auf und wollte weitergehen, aber er blieb einfach stehen. Plötzlich löste er meinen Arm von sich, drehte sich zu mir und drückte mich gegen die Wand - mit einer Kraft, die einfach aus dem Nichts kam.
"Ich muss dir was sagen.", brummte er mit tiefer, schwacher Stimme und platzierte seine Hand rechts neben mir. Er stützte sich somit ab, während ich so weit ich konnte zurückwich. Ich wusste nicht, was er vor hatte. Ich war mir nicht mal sicher, ob er überhaupt richtig bei Verstand war. Meine Atmung wurde flacher, als er seine andere Hand auf meinen Brustkorb legte. Sein Blick fixierte meinen Hals, und er runzelte die Stirn.
"War ich das?", fragte er leise, und sein Blick wurde traurig. Erst wusste ich nicht wovon er sprach, doch dann viel es mir wieder ein.
"Ich hab dir weh getan.", stellte er traurig fest, und ballte seine Hand neben mir zu einer Faust.
"Nein, hast du nicht. Das warst nicht du.", korrigierte ich ihn. Er betrachtete die blutige Wunde an meinem Hals noch eine Sekunden, ehe er sich bewegte. Seine Hand, die bis eben auf meinem Brustkorb lag, rutschte nach oben und umfasste nun meinen Hals.
"Samra, wir müssen hier weg. Bitte.", flüsterte ich, als mir sein Gesicht näher kam.
"Ich kann nicht. Ich muss dir erst was sagen.", murmelte er wie ein kleines Kind. Auch wenn mir diese Nähe irgendwie Angst machte, löste es dennoch einen unangenehmen Schmerz in meinem Herzen aus, ihn so zu sehen. Wieder kam er mir näher und verstärkte den Druck auf meinem Hals, sodass mein Herz automatisch schneller zu schlagen begann.
"Mach das nicht.", hauchte ich hechelnd, um ihn in letzter Sekunde davon abzuhalten, wieder diesen Fehler zu begehen.
"Du hast gesagt, wir reden nie wieder darüber. Du wolltest das vergessen. Wenn du das jetzt tust, machst du alles nur noch schlimmer."
"Ich weiß. Aber ich kann nicht anders.", sagte er und drückte sich gegen mich.
"Samra, nein!", wiederholte ich mich verzweifelt. Als ich dachte es würde passieren, fing er plötzlich an zu schwanken. Schneller als ich realisieren konnte was los war, brach er zusammen und fiel in meine Richtung. Aus Reflex packte ich ihn unter den Armen und hielt ihn, sodass er nicht auf den Boden krachte. Da er viel schwerer und größer als ich war, hielt ich das nicht lange durch und ging langsam mit ihm zu Boden.
"Ich brauch Hilfe!", schrie ich so laut ich konnte. Dieses mal war es Granit, der mir zur Hilfe eilte. Er hockte sich zu mir und betrachtete den bewusstlosen Samra.
"Bei dir alles okay?", fragte er und nahm ihn mir ab.
"Keine Ahnung. Ich will nur raus hier.", antwortete ich ihm, während er Samra packte.
"Komm Bruder, ab nach Hause.", sagte Granit und schliff ihn dann in Richtung Bar. Vorne angekommen eilten ihm seine Leute zu Hilfe, und sie trugen Samra nach draußen. Einer der Jungs kam auf mich zu und legte seinen Arm um mich, um mich ebenfalls nach draußen zu bewegen.
"Wo ist Vladislav?", fragte ich ihn und drehte mich um, doch er drängte mich einfach weiter nach draußen. Die Jungs hatten Samra ins Auto gepackt, das Granit scheinbar extra vor dem Laden abgestellt hatte.
"Wo ist Vladislav?", fragte ich auch ihn, nun etwas panischer als eben.
"Steig erstmal ein, wir müssen weg hier.", gab mir Granit als Antwort und schob mich zum Auto. Dort setzte ich mich auf den Beifahrersitz, während Granit ebenfalls einstieg. Auf der Rückbank lag der Samra, der immernoch keine Reaktion zeigte. Im rasenden Tempo fuhren wir durch Berlin, während ich überhaupt nicht mehr wusste, was ich sagen sollte. Ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder traurig sein sollte. Das war gerade einfach alles zu viel für mich.

Granit parkte den Wagen vor dem Haus, wo ich bereits Vladislav's Auto stehen sah. Er war also schon vorgefahren.
"Baby!", hörte ich ihn direkt rufen, als ich aus dem Auto ausstieg. Als ich ihn da stehen sah, konnte ich nicht anders als einfach in Tränen auszubrechen. Ich rannte auf ihn zu und er schloss mich so fest in seine Arme, dass es schon weh tat. Aber das war mir komplett egal - hautpsache, ich war wieder bei ihm.
"Nie wieder, Baby. Nie wieder, hörst du?", mahnte er mit tränenerstickter Stimme. Ich war so mit heulen beschäftigt, dass ich ihm nicht antworten konnte. Ich wüsste auch gar nich, was ich hätte antworten sollen. In dem Moment war ich einfach nur froh, dass jetzt alles wieder gut werden würde.
"Helft ihr mir mal?", rief Granit von Auto aus, der Samra gerade von der Rückbank herunterzog.
"Mach sein Bett fertig. Wir tragen ihn rein.", sagte Vladislav mit kratziger Stimme, küsste meine Stirn und löste sich dann von mir. Ich tat, was er sagte und richtete Samras Bett für ihn her. Wenige Minuten später kamen die Jungs mit ihm im Schlepptau nach oben, und ließen ihn auf der großen Matratze nieder. Vladislav sah mich mit einem fragenden Blick an, den ich direkt deuten konnte.
"Ich kümmer mich um ihn. Geht ihr ruhig runter.", beantwortete ich seine nicht ausgesprochene Frage. Er nickte mir dankend zu und ging dann mit Granit nach draußen. Ich lief den Jungs hinterher in die Küche, wo ich alles an Verbandsmaterialien zusammensuchte, was ich finden konnte.
"Ruf mich, wenn was ist.", sagte der Ukrainer. Ich nickte ihm mit einem leichten Lächeln zu und ging dann wieder nach oben. Als ich in Samras Zimmer kam, richtete er sich gerade stöhnend auf.
"Hey, mach langsam.", sagte ich und eilte zu ihm.
"Fuck, meine Fresse tut weh.", gab er von sich und wollte sich an die Lippe fassen, doch ich griff nach seiner Hand und hielt ihn davon ab.
"Leg dich wieder hin, ich mach das schon.", sagte ich. Anstatt zu protestieren, hörte er auf mich und legte sich mit einem schmerzerfüllten Stöhnen wieder auf den Rücken.
"Ich will aus den Sachen raus.", beschwerte er sich und begann, seinen Gürtel aufzumachen.
"Kriegst du das alleine hin?", fragte ich unsicher, als er immer wieder abbrach. Er schüttelte nur mit dem Kopf und fasste sich immer wieder an seine Stirn.
"Ist okay, ich helf dir." Ich suchte in seinem Schrank nach frischen Sachen, und legte sie auf sein Bett. Darunter war eine einfache schwarze Jogginghose, und ein schwarzes Shirt. Ich half ihm, sich aufzusetzen und wartete einen Moment, bis er bereit war mitzumachen. Mit wackligen Beinen stellte er sich hin, stütze sich an meiner Schulter ab und wollte seine Hose aufmachen, aber er schaffte es nicht. So absurd dieser Moment auch war - da musste ich jetzt durch. Ich öffnete seinen Gürtel, und befreite ihn dann irgendwie von seiner Hose. Beim anziehen musste ich ihm dann nochmal helfen, da ihm plötzlich schwindelig wurde. Als nächstes zog ich ihm das Shirt über den Kopf, und schmiss es einfach auf den Boden.
"Wenn sich in meinem Kopf nicht gerade alles drehen würde, würde mich das hier krass geil machen.", sagte er mit einem leichten Grinsen.
"Schön, dass du wieder lachen kannst.", entgegenete ich nur und schnappte mir das frische Shirt. Erst jetzt viel mir das riesige Hämatom auf, das sich auf seiner linken Seite befand. Fassungslos berührte ich es, woraufhin er blitzschnell nach meiner Hand griff und sie fest hielt.
"Sorry, ich wollte nur..."
"Nicht anfassen.", knurrte er benebelt und ließ mich wieder los.
"Okay, sorry.", entschuldigte ich mich, und half ihm dann in das frische Shirt. Nachdem er fertig umgezogen war, legte er sich wieder auf den Rücken und schloss die Augen.
"Ruh dich aus.", sagte ich leise und fuhr ihm sanft durch die Haare. So vorsichtig wie möglich tupfte ich das Blut aus seinem Gesicht, sodass er wieder einigermaßen wie ein Mensch aussah. Mehr konnte ich allerdings nicht für ihn tun - das musste jetzt einfach abheilen. Ich richtete mich seufzend auf und wollte nach unten zu Vladislav und Granit. Ehe ich aufstehen konnte, nahm er meine Hand und hielt sie mit leichtem Druck fest.
"Bleib hier. Bitte.", murmelte er leise, ohne mich dabei anzusehen. Ich grinste leicht, und setzte mich dann neben ihn. Es war ein schönes Gefühl, zu wissen, dass er jetzt endlich in Sicherheit war.

Uff, ich dachte ich schaffs nicht

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Uff, ich dachte ich schaffs nicht. Aber ich habe es doch noch geschafft, das Kapitel heute fertig zu bekommen 😅
Hoffe es hat euch gefallen. ❤️

Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt