Part 30 ~ Offen und Ehrlich

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Mit einem charmanten Lächeln öffnete mir Vladislav die Tür, und hielt mir seine Hand hin. Schmunzelnd ließ mich von ihm aus dem Auto hochziehen. Er schloss die Autotür, und hielt mir dann seinen Arm vor die Brust.
"So aufmerksam.", sagte ich leise, und hakelte mich bei dem Ukrainer ein. Es war ziemlich kalt draußen. Der Wind blies in mein Gesicht, und hob mein Kleid immer wieder leicht an. Obwohl es kalt war, fror ich nicht. Zumindest nicht, solange ich so nah bei Vladislav war. Dass das komplett bescheuert klang, war mir bewusst. Aber irgendwie strahlte er so viel so viel Körperwärme aus, dass es für uns beide reichte. Gemeinsam liefen wir zum Eingang des Restaurants.
"Danke.", sagte zu Samra, der uns beiden die Tür aufhielt.
"Hab' ich dir heute schon gesagt, wie wunderschön du aussiehst?", fragte Vladislav, als wir hinein traten.
"Nein.", antwortete ich ihm leise, und schmiegte mich etwas enger an ihn heran. Ich setzte mich Vladislav gegenüber, und Samra wählte den Stuhl neben mir.
"Willst du nicht neben Vladislav sitzen?", fragte ich ihn. Er sah erst zu dem Ukrainer, und dann kurz zu mir.
"Nö.", entgegnete er schulterzuckend, rutschte an den Tisch heran und holte übercool sein Handy aus der Tasche. Na super.
Während wir so an dem Tisch saßen und die Menukarten durchsahen, fiel mir mein Hauptproblem wieder ein. Direkt bekam ich dieses ekelhafte Gefühl im Magen. Dieses Gefühl, was immer kam, wenn mich irgendetwas richtig schlimm beunruhigte. Um jeden Preis musste ich mit Vladislav reden - so schnell wie möglich.
"Hast du Hunger, Baby?", fragte er mich.
"Eigentlich nicht, nein."
"Vielleicht müssen wir einen buffern, damit du Hunger bekommst. Also Fressflash.", scherzte er, woraufhin ich nur grinsend den Kopf schüttelte. Er konzentierte sich wieder auf die Karte, während ich ihn beobachtete. Ob er wirklich sauer auf mich war? Irgendwie machte er nicht den Anschein. Aber Samra hatte ja gesagt, dass er das überspielen würde. Ganz leicht und unauffällig trat ich gegen sein Schienbein, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Ohne ein Wort wusste er direkt, was ich von ihm wollte.
"Lass erst bestellen. Dann.", sagte er leise. Ich nickte stumm, und legte meine Arme auf dem Tisch ab.
"Hast du was ausgesucht?", fragte er, nachdem er die Karte beiseite gelegt hatte. Ich hatte mir die Karte gar nicht durchgelesen. Eigentlich hatte ich mir nur die Bilder angesehen, während ich in meinem Kopf das bevorstehende Gespräch durchspielte.
"Ja.", log ich, und sah mir weiter die Karte an. Schnell suchte ich irgendetwas kleines heraus, und packte sie dann ebenfalls weg.
Es dauerte nicht lange, bis der Kellner zu uns kam uns unsere Bestellungen aufnahm. Wir sagten was wir haben wollten, und er tippte alles in sein Tablet ein. Mit einem freundlichen Lächeln ging er weiter zum nächsten Tisch. Sofort nachdem er weg war, sah ich mit großen Augen zu Vladislav.
"Samra Bra, ich geh kurz eine rauchen.", sagte er, während er sich von seinem Stuhl erhob.
"Bin dabei.", reagierte der Libanese und stand direkt auf.
"Nein Bruderherz, lass mich mal alleine. Ich will mit Josy reden.", stoppte er ihn.
"Okay.", gab er ohne Protest nach, und setzte sich wieder hin. Ein Glück. Ich dachte schon, er lässt zu dass Samra mitkommt. Ich schob meinen Stuhl an den Tisch heran, und ging dann zu Vladislav. Bevor wir losliefen, griff ich nach seiner Hand. Kurz drehte er sich zu mir um, und dann ging er vorne weg. Ich war so unglaublich aufgeregt, dass ich am liebsten jetzt schon losgeheult hätte. Aber ich riss mich irgendwie zusammen. Während wir uns durch das Restaurant schlängelten, drückte er immer wieder ganz sanft meine Hand. Das tat er immer wenn er bemerkte, dass ich Angst hatte oder beunruhigt war. Damit wollte er mir zeigen, dass alles gut war. Ausgesprochen hatte er das noch nie. Das musste er aber auch gar nicht. Ich wusste, dass es so war. Denn das war nicht das erste mal, dass er auf diese Weise versuchte, mir die Angst zu nehmen.
Draußen angekommen knallte mir direkt die eisige Kälte ins Gesicht. Es war so kalt, dass ich meinen Atem in der Luft sehen konnte.
"Worüber wolltest du reden?", fragte Vladislav, der sich die Hände in die Jackentaschen steckte.
"Also ich..." Verdammt, ich wusste nicht wie ich anfangen sollte. Durch einen Blick nach links bemerkte ich, wie eine Gruppe von Leuten auf uns zu kam. Darunter war ein älteres Pärchen. Vladislav und ich gingen beide einen Schritt auseinander, damit die Leute zwischen uns durchlaufen konnten. Die ältere Frau die an uns vorbei lief, sah mich einmal von oben bis unten an. Dann schüttelte sie mit dem Kopf, und ging mit ihrem Mann nach drinnen. Ja, mir war auch bewusst, dass es schweinekalt war und ich hier im Cocktailkleid ohne Jacke da stand. Die anderen Leute beachteten uns glücklicherweise gar nicht. Die Tür ging zu, und wir waren wieder alleine.
"Lass mal ein Stück laufen. Wir stehen im Weg irgendwie.", sagte der Ukrainer, und hüpfte die Stufen herunter. Ich schlang die Arme um meinen zitternden Körper, und folgte ihm unauffällig mit gesenktem Kopf. Ein paar Meter vom Eingang des Restaurants blieb er abrupt stehen.
"Uff, Baby.", schnaufte er grinsend, als ich versehentlich gegen ihn lief.
"Sorry.", entgegnete ich leise.
"Frierst du?", fragte er, nachdem er mich genauer betrachtet hatte. Das zittern meines Körpers beantwortete seine Frage, ohne das ich das tun musste.
"Komm her zu mir.", forderte er, woraufhin ich einen Schritt auf ihn zu ging. Er zog seine Jacke aus, und legte sie mir über die Schultern. Dann drehte er mich mit dem Rücken zu ihm, sodass ich an seinem Oberkörper lehnte. Sofort spürte ich wieder diese unglaubliche Wärme, die von ihm ausging. Ich roch den Duft, der an seiner Jacke hing, und schloss für einen Moment die Augen. Sanft legte er seinen Arm um meinen Bauch, um mich an ihn zu drücken.
"Erzähl.", murmelte er hinter mir. Einen Moment brauchte ich noch, ehe ich einen Ton heraus bekam. Ich wusste einfach nicht so wirklich, wie ich anfangen sollte.
"Naja, also...wegen deinem Release." Ich hielt kurz inne. Dann atmete ich tief durch, und setzte meine Aussage fort.
"Ich hab das vergessen. Oh man, es tut mir so leid. Ehrlich, es tut mir leid. Das sollte dein Tag werden, und ich hab das versaut. Du hast jedes Recht, sauer auf mich zu sein. Immerhin bin ich deine Freundin, und gerade ich vergesse einfach dein Release. Ich weiß nicht, warum das so an mir vorbei gezogen ist. Aber es tut mir ehrlich so leid. Ich hab' dir deinen Tag versaut. Du hättest heute gut drauf sein sollen. Wegen mir konntest du das nicht. Wegen mir hattest du Stress, und schlechte Laune...ich wollte dir das nicht versauen. Ich hab irgendwie alles kaputt gemacht heute, und das tut mir leid. Ich hab..."
"Baby, Stop.", unterbrach er mich plötzlich. Ich sprach einfach aus der Seele heraus. Alles was mir durch den Kopf schoss, erzählte ich unkontrolliert. Eigentlich wollte ich stark bleiben und nicht weinen - doch das miese Gefühl in mir war zu stark.
"Du sollst nicht weinen, Prinzessa. Schon gar nicht wegen mir. Du hast nix versaut. Ich hab da nicht drüber geredet, also halt nicht so vor dir, verstehst du. Kein Plan warum. Aber ich bin nicht sauer auf dich. Und ich hab auch keine schlechte Laune und so. Wie soll ich sagen, es war einfach so angespannte Lage alles. Aber nicht wegen dir, also alles gut."
"Aber wegen mir ist das mit Khai passiert. Wegen mir musstest du dort hin fahren, und das klären...obwohl du mit Sicherheit andere Pläne hattest, als dich um so einen Mist zu kümmern. Und das mit der Explosion wäre auch nicht passiert, wenn ich nicht gewesen wäre. Irgendwie ist alles was schief geht jedes mal meine Schuld." Meine Stimme brach immer wieder leicht ab. Über mein Gesicht liefen unzählige Tränen, während ich mich wie verzweifelt an seinem Arm fest klammerte, den er immernoch um meinen Bauch geschlungen hatte.
"Ach Baby, nein. Mach nicht so tamam? Nicht dies deine Schuld und das deine Schuld, nein. Guck, wenn ich was mache, dann mache ich das weil ich will. Und wenn ich Khai oder sonst irgendeinen Bastard zerficken will, dann zerfick ich ihn halt. Scheißegal wer was dagegen sagt, das interessiert mich nicht verstehst du? Zieh nicht ganze Schuld auf dich, Baby. Ich macht jeden kaputt, der dir Schaden will. Auf die eine oder andere Weise, verstehst du was ich meine? So, jeder der dir weh tut, dem tu' ich doppelt weh. Dreifach. Zehnfach." Er drückte mich immer wieder leicht an sich, während mich langsam wieder beruhigte.
"Also bist du nicht enttäuscht, weil ich's vergessen habe?", fragte ich, und schluckte meine Tränen herunter.
"Man, nein, natürlich nicht. Wenn, hätte ich dir das schon gesagt, glaub mir mal.", atwortete er mit einem hörbaren Lächeln auf den Lippen. Für einen Moment standen wir einfach so da, während er sich eine Kippe anzündete. Endlich war dieser Druck auf meiner Brust weg. Dieses schlechte Gefühl im Magen. Es hatte so gut getan, endlich mit ihm darüber reden zu können.
"Aber Baby, eine Frage.", nuschelte er hinter mir.
"Sag mir, warum du Angst vor mir hattest. Oder immernoch hast." Unbemerkt klammerte ich mich von innen in seine Jacke.
"Aber ohne Lügen. Ich weiß genau, wann du lügst. Ehrliche Anwort, bitte."
Ich schluckte schwer. Was sollte ich jetzt antworten? Dass ich Angst hatte, dass er mir wehtun würde? War das denn überhaupt die Wahrheit? War das wirklich meine Angst? Eigentlich wusste ich ja, dass er mir niemals wehtun würde. Nicht er. Aber was war das dann heute in das Gasse? Der Typ, der mir das Messer an den Hals gehalten hatte, das war nicht Vladislav. Aber wer war er dann? War das seine finstere Seite? Wie sollte man das definieren? Und wenn er sich vor mir zurück gehalten hatte...was tat er dann, wenn ich nicht dabei war?
"Ich weiß schon. Guck Baby, ich wollte dich nicht bedrohen. Wegen der Sache hab ich mies schlechtes Gewissen die ganze Zeit. Wenn ich dir weh getan habe, tut mir das leid, Baby. Glaub mir, ich fick mich selbst dafür, dass ich so zu dir war. Ich wollte halt, dass du zu Hause bleibst. Damit du micht so nicht siehst. Damit du nicht siehst, wie ich bin, wenn ich draußen bin. Ich hasse mich dafür, was ich gemacht hab'. Und ich hasse mich auch dafür, was ich noch machen werde. Was ich noch machen muss. Nicht mir dir, sondern so andere Sachen, verstehst du."
"Wer sagt, dass du musst?"
"Die Stimme, Baby.", sagte er leise brummend.
"Welche Stimme?"
Darauf bekam ich keine Antwort von ihm. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, weil er hinter mir stand. Dennoch wusste ich, dass er gerade wieder so halb abwesend war. Mit diesem verträumten Blick in irgendeine Richtung, wo sein Auge immer mal wieder zuckt.
"Vladislav?", murmelte ich, und strich leicht an seinem Arm entlang.
"Wir sollten wieder reingehen. Wird kalt und so.", fing er sich wieder. Er entfernte seinen Arm von meinem Körper, und drehte mich zu sich um.
"Jetzt nicht mehr weinen, okay Baby? Ich bin nicht sauer oder so. Alles ist gut." Sanft strich er mit seinem Daumen über meine Wangenknochen, um die restlichen Tränen aus meinem Gesicht zu wischen.
"Alles ist gut, Prinzessa.", wiederholte er sich, und zog mich dann in seine Arme. Erst war ich kurz überrumpelt - doch dann erwiederte ich seine Umarmung.
"Danke.", brummelte ich gegen seine Brust.
"Wofür?", lachte er leise schnaufend.
"Jetzt geht's mir besser."
"Warte mal, ganz kurz.", unterbrach er den perfekten Moment und löste sich von mir. Mit großen Augen sah ich ihn an.
"Wieso dachtest du, ich wäre sauer auf dich? Also warum hast du dir so krass Kopf gemacht?", fragte er neugierig.
"Samra hat gesagt, dass du enttäuscht bist. Und dass du mir das nicht sagst, sondern mich das dann spüren lässt. Und als du mich stehen gelassen hast als ich mit dir reden wollte, dachte ich, dass er Recht hatte. Er meinte, du wärst traurig wenn ich das Kleid nicht anziehe. Und weil du sowieso schon schlechte Laune hattest, meinte er ich soll lieber machen was du sagst. Nach dieser Sache mit dem Messer, in der Gasse...er hat gesagt, wenn du so drauf bist, soll ich dich nicht verärgern. Ich hatte Angst, dass du wirklich noch schlechter drauf bist, wenn ich das Kleid nicht anziehe. Und dass du komisch wirst, wenn ich nicht mache, was du willst. Ich dachte einfach, dass Samra Recht haben könnte."
"Und seit wann hörst du auf das, was Samra sagt?", fragte er mich mit einem minimalen Schmunzeln auf den Lippen. Ich wusste nichts anderes, außer mit den Schultern zu zucken.
"Der wollte dich nur verunsichern, der Hund. Hat geklappt.", grinste er.
"Nimm nicht alles ernst, was Samra sagt. Du weißt doch, wie er ist. Mach dir mal keine Sorgen, ich das klär das mit ihm. Aber nimm das nicht ernst, so. Ich war einfach auf Straße, da bin ich anders. Ja okay, das ist irgendwie alles außer Kontrolle geraten verstehst du? Wie schon gesagt, ich wollte dass du weg bleibst, wenn ich solche Sachen kläre. Das ist zu gefährlich. Ich bin zu gefährlich, wenn ich so drauf bin." Er sah mir tief in die Augen. Keine Ahnung, was ich darauf sagen sollte. Ich wusste es in dem Moment ehrlich nicht.
"Außerdem musst du nicht machen, was ich sage. Also nicht immer. Du hättest das Kleid nicht anziehen müssen, wenn du dich nicht wohl darin fühlst. Ich fand' das einfach schön. Du weißt, ich liebe es wenn du Kleider trägst. Aber wenn du nicht willst, ist auch okay. Egal was du anhast, alles sieht gut an dir aus. Ich würde dich auch noch geil finden, wenn du mit Mülltüte rumläufst.", grinste er, und brachte mich für einen winzig kleinen Moment ebenfalls zum lächeln.
"Komm, lass reingehen jetzt. Ich klär das noch mit Samra, das war miese Aktion so."
"Also hat er alles nur erfunden, damit ich mich scheiße fühle?"
"So ziemlich, jap.", antwortete er schulterzuckend. Das durfte doch nicht wahr sein. Alles was er gesagt hatte. Alles, was er mir eingeredet hatte. Ich hab mir das wirklich zu Herzen genommen. Genau das war sein Plan. Dieser verdammte....

 Dieser verdammte

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Leutchens.

Es tut mir leid, dass jetzt so lange nichts kam. Ich bin durch die Arbeit zu nichts gekommen, und in meiner Woche Urlaub diese Woche war ich einfach die ganze Zeit unterwegs - und wenn ich Zeit hatte, musste ich mich um andere Dinge kümmern, die eben liegen geblieben sind.
Das Ding ist: Ich hatte dieses Kapitel schon vor zwei Tagen fertig (Mit locker 2000 Wörtern...)
Und dann schmiert einfach WordPad ab. Mein komplettes Kapitel - futsch (obwohl alles vorher mehrmals abgespeichert war🙄).
Einfach das ganze verf*ckte Kapitel gelöscht. Genau dann, als ich es in Wattpad kopieren wollte. Ich muss dazu sagen, dass das Kapitel sowieso schon sehr lange gedauert hat, weil es nicht einfach zu schreiben war.
Deshalb habe ich mich gestern und heute nochmal rangesetzt, um das hier fertig zu bekommen - um dann endlich meine Ideen für den weiteren Verlauf der Story umsetzen zu können.
Also, als kleine Entschädigung habe ich das Kapitel dann beim zweiten mal einfach noch mehr ausgebaut, und ausführlicher geschrieben als das, was leider gelöscht wurde. ❤️

Ah, bevor ich es wieder vergesse: Bitte, schaut euch unbedingt die Story von Capisfrau an.
Ich schwöre, es lohnt sich. Bitte lest mal bei ihr rein und lasst ein bisschen Support da.
Ich küss eure Herzen. ❤️

 ❤️

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Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt