Part 100 ~ Im Kerker des Jokers

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„Heute ist wohl dein Glückstag.", sagte die raue, männliche Stimme. Meine Augen bekam ich nur schwer geöffnet. Jemand umgriff meinen Unterarm, und zog mich auf die Beine. Wie ein Blitz schoss plötzlich dieser stechende, niederschmetternde Schmerz durch meinen gesamten Oberkörper. Er zwang mich in die Knie, so als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen.
„Wird das heute noch was, nahui?" Nun konnte ich die Stimme zuordnen. Sie gehörte Vladislav.
„Ich weiß nicht, Boss."
„Alles muss man selber machen. Raus hier, na los! Bereite alles vor, wir kommen gleich.", delegierte er mit herablassender Betonung.
„Vorbereiten?", keuchte ich, und sah zu ihm auf. Die schlimmsten Szenarien schossen mir durch den Kopf. Auf welche kranke Idee war er nun wieder gekommen?
„Los, steh auf.", befahl er rigoros, während er mich wie sein Vorgänger am Arm nach oben zog. Mit dem Unterschied, dass Vladislav dies mit Leichtigkeit tat. Zum zweiten Mal durchfuhr der lähmende Schmerz meinen Körper. Nun konnte ich jedoch lokalisieren, von wo genau er kam.
„Warum tut das so weh?", krächzte ich, mit mehr Verzweiflung in der Stimme, als ich eigentlich offenbaren wollte.
„Was tut weh?", wollte er wissen. Doch ich ließ mich von seiner vorgegaukelten Unwissenheit nicht täuschen.
„Mein Rücken...irgendetwas ist da. Was hast du da gemacht?"
„Ich? Ich hab gar nix gemacht. Wahrscheinlich warst du das selbst.", wies er meine Unterstellung zurück.
„Irgendetwas hast du gemacht. Ich weiß es. Es muss so sein."
„Baby, du denkst falsch. Frag dich nicht, was ich gemacht habe. Frag dich lieber, was ich noch machen kann und werde." Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein dämonisches Grinsen ab. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter.
„Komm jetzt. Es wird Zeit.", drängte er.
„Zeit wofür?"
„Frag nicht so viel. Wo bleibt denn sonst der Spaß?" kicherte er.
„Wenn du denkst, dass ich freiwillig mit dir mitgehe, hast du dich geschnitten."
„Oh, Prinzessa. Wieso glaubst du, dass du eine Wahl hättest?" Seine Stimme wurde plötzlich so abweisend und drohend wie seine Miene. Er ließ meinen Arm los, woraufhin ich ein Stück zurückweichen konnte. Vladislav trat näher an mich heran. Seine bedrohliche Aura erfüllte den ganzen Raum. Besser gesagt das innere des Käfigs. Mehr Fläche stand mir in dieser unheimlichen Kammer des Schreckens immerhin nicht zur Verfügung.
„Weißt du, was ich lustig finde?"
Mein Magen verknotete sich, und ich machte mich darauf gefasst, dass er sich jeden Augenblick auf mich stürzen würde. Doch dann, genauso schnell, wie sie bedrohlich und hasserfüllt geworden war, entspannte sich seine Miene zu einem charmanten Lächeln.
„Keiner weiß, wo du bist. Niemand sucht nach dir. Du bist an einem Ort, wo dich niemand finden wird. Und du bist hier mit mir. Dir ist hoffentlich klar, dass ich jeden ficken könnte, der dir was bedeutet. Du weißt, ich bin krank drauf. Und du weißt auch, dass ich skrupellos genug bin, um dir wehzutun. Und trotzdem bist du frech zu mir. Weißt du, was mich das werden lässt?"
Während er mir die Frage stellte, kam er mir so nah, dass zwischen uns kein Blatt mehr gepasst hätte. Meine Atmung ging schnell, flach und unkontrolliert, während er die Ruhe in Person war. Ich fühlte mich bedrängt, wie eingemauert. Als würde auf meinem Brustkorb ein schwerer Backstein liegen, der mir die Respiration erschwerte.
„Wütend?", hechelte ich, damit rechnend, dass gleich etwas schlimmes passieren würde.
„Nein.", schmunzelte er. Gleich danach wurde seine Miene ernst. Todernst.
„Geil.", knurrte er. Ohne zu zögern, drückte er sich gegen mich, und meinen Rücken somit gegen die Gitterstäbe des Käfigs. Ich stöhnte ungewollt auf, als der unerbittliche Schmerz meinen Rücken durchbohrte, und ich gleichzeitig seine warme Hand an meinem Oberschenkel spürte. Sie wanderte nach oben, bis seine Fingerspitzen am Pflaster angelangt waren, welches ich über die Schnittwunde von Khalil geklebt hatte.
„Nein!", wollte ich schreien. Doch Vladislav erstickte meine Stimme mit seiner Hand auf meinem Mund. Erbarmungslos riss er das Pflaster, ohne zu zögern, mit einem schnellen Ruck herunter. Ich schrie auf vor Schmerz, doch mein Schrei wurde durch die Barriere auf meinen Lippen gedämpft. Es brannte, als hätte er die gesamte Haut mit heruntergerissen. Er ließ mir keine Zeit, um zu warten bis der Schmerz nachließ. Nein, er machte direkt weiter, und legte seine Hand auf die Wunde.
„Schlimm, was Khalil dir angetan hat, hm? Aber weißt du Baby, das war noch harmlos."
Ich zuckte wieder auf, als seine dürren, schnellen Finger weiter nach oben gerutscht war. Verzweifelt klammerte ich mich an seinem Unterarm fest und versuchte, seine Hand aus meinem Gesicht zu ziehen. Es war zwecklos. Ich zog an ihm, doch er rührte sich keine Millimeter. Fast schon so, als wäre er bionisch. Ganz im Gegensatz zu seiner anderen Hand, die ein gefährliches Stück weiter nach oben gefahren war.
„Ich kann dir viel, viel schlimmere Dinge antun.", flüsterte er.
„Aber dazu muss es nicht kommen. Nicht, solange du dich an meine Spielregeln hältst."
Anders, als erwartet bewegte er seine Hand in Richtung meines Bauches. Im ersten Moment war ich erleichtert, doch dann stieg Panik in mir auf. Mein Shirt wurde nach oben gerollt, und er warf einen Blick auf die zugeklebte Stichwunde unterhalb meines Bauchnabels.
Wieder versuchte ich verzweifelt, mich zu wehren. Dieses Mal packte ich seine Hand, damit er nicht auf die Idee kam das gleiche wie eben zu tun.
„Wirst du das tun, Prinzessa? Oder soll ich dir zeigen, dass ich auch auf andere Art kreativ werden kann?"
Ehe ich auch nur einen Gedanken an seine Frage verschwenden konnte, hatte er binnen einer Sekunde auch dieses Pflaster heruntergerissen. Zum zweiten Mal schrie ich in seine Handfläche hinein, während sich meine Fingernägel in das Fleisch seines Armes krallten. In diesem Moment schwor ich mir, nie wieder irgendwo ein Pflaster hinzukleben.
„Du Hurensohn!", entfuhr es mir, als er mir plötzlich meine Stimme zurückgab. Normalerweise war es nicht meine Art, mich so zu artikulieren. Doch in diesem Moment, und nach dieser Aktion, kombiniert mit den Schmerzen, sprudelte die Beleidigung einfach so aus mir heraus.
„Hurensohn? So ein dreckiges Wort? Baby, eigentlich nennen mich nur meine Feinde so. Soll ich dich so behandeln? Als wären wir Feinde? Ist es das, was du willst?"
Er blickte von oben auf mich herab, als würde ein kleines Kind vor ihm stehen.
„Was willst du von mir?" Meine Stimme klang, als würde sie jemand anderem gehören. Weinerlich, verzweifelt...ja, wie die von einem Kind. Wahrscheinlich war es genau das, was er haben wollte.
„Hörst du mir nicht zu? Ich will, dass du mein Spiel mitspielst."
Es benötigte einige Sekunden, bis ich mich aufraffen konnte einen Satz zu formulieren.
„Dann sag mir den Sinn des Spiels."
„Uff, Baby.", lachte er auf, und ließ von mir ab.
„Den Sinn kennst du doch schon. Was hat man denn, wenn man ein Spiel spielt, hm?", grinste er mich an. „Spaß, Prinzessa. Man hat Spaß."
„Du bist der Einzige, der bei diesem widerlichen Spiel spaß hat!", entfuhr es mir.
„Richtig!", wurde er lauter. Gleich darauf begann er, mich anzubrüllen. „Weil ich die scheiß Regeln bestimme, und weil es mein Spiel ist, nahui!"
Es folgte Stille. Schnaufend stand er da, musterte mich mit finsteren Blicken, und drehte mir dann den Rücken zu.
„Hör zu. Du hast keine Wahl, Josy." Nun wandte er sich mir wieder zu. Den Lautstärkepegel seiner Stimme hatte er normalisiert, und sein Blick war neutral geworden.
„Man hat immer eine Wahl, Vladislav.", zischte ich. Wie oft ich diesen verfluchten Satz schon an den Kopf geknallt bekommen hatte, war rekordverdächtig.
Der Ukrainer sah mich für einen Moment ernst an, und begann dann zu schmunzeln.
„Oh, Josy. Wenn du nur wüsstest, wie sehr Vladislav gerade leidet.", lächelte er.
„Was?" Mir lief es kalt den Rücken hinunter.
„Jaja, du hast richtig gehört. Der kleine Bastard trommelt immer wieder von innen gegen meinen Schädel." Er kam ein paar Schritte auf mich zugelaufen. „Und schreit mich an, dass ich die Finger von dir lassen soll. Mit kleinen, süßen Drohungen. Das ist lustig, weil er ja sich selbst droht, weißt du?"
Der Ukrainer kam wenige Zentimeter vor mir zum Stehen, und grinste mich mit einem schiefen Lächeln an.
Vladislav.
In diesem Moment wurde mir wieder bewusst, wer da eigentlich vor mir stand. Er sah aus wie Vladislav. Er klang wie Vladislav, roch wie er...doch das da vor mir war nicht Vladislav. Nein, die Person vor mir war der Joker. Und dieser trieb seine Spielchen mit mir, während der echte Vladislav irgendwo da drinnen gefangen war.
Als mir das vor Augen geführt wurde, machte mich das so unfassbar wütend. Ein Kribbeln zog sich durch meine Fingerspitzen, sodass ich die Hände zu Fäusten ballen musste, um dem Gefühl nachzugeben. Eine Hitzewelle bahnte sich ihrem Weg vom Bauchraum bis zu meinem Kopf hoch, und ich begann schneller zu atmen.
„Was denn, hm?", provozierte mich mein Gegenüber. „Wird die kleine Prinzessa jetzt wütend?", grinste er. Wie gerne hätte ich ihm eine dafür gezimmert. Jedoch wusste ich, dass meine Chancen sehr gering waren. Die Realisierung meiner Machtlosigkeit ließ die Frustration weiter ansteigen. Vladislav engte mich wieder ein. Je wütender ich wurde, desto mehr amüsierte er sich. Man erkannte es am Leuchten seiner Dunkelbraunen Augen.
„Du willst mich wütend machen?", fragte ich schnippisch.
„Ja, Baby. Komm, gib mir Feuer.", forderte er mich auf. Ich wusste ganz genau, worauf das hier hinauslaufen sollte. Es war nur ein weiteres seiner kranken, perversen Spiele. Er wollte, dass ich mitspielte? Gut, das sollte er haben.
Als er sich mir so nah aufgedrängt hatte, dass sein Shirt mein Top berührte, sah ich ihm in die Augen. Dann lächelte ich. So, wie er es immer tat, wenn er irgendwelche kranken Einfälle hatte.
„Feuer willst du haben, ja?", grinste ich ihn an. „Ich kann dir was Besseres anbieten."
„Langsam kommen wir ins Geschäft.", flüsterte er gegen meine Lippen. Alles in mir sträubte sich dagegen, mich auf diesen Kuss einzulassen. Doch ich musste noch einige Sekunden mitspielen, wenn ich hier herauskommen wollte. Also ließ ich es geschehen. Keine zwei Sekunden nachdem ich seine Lippen auf meinen spürte, legte er seine Hände an meine Taille. Das war der Moment, in dem ich all meinen Mut zusammenpackte – und ihm mit voller Wucht mein Knie in den Schritt rammte. Wie geplant ließ er von mir ab, und krümmte sich vor Schmerz zusammen.
„Du dreckige!", fluchte er mit zusammengepressten Zähnen. Mehr bekam er vor Schmerz nicht über die Lippen. Das war meine Chance, um zu fliehen. Ohne zu zögern, raste ich an ihm vorbei. Raus aus dem Käfig, raus aus dem Raum.
Moment!
Ich sprintete zurück, knallte die Käfigtür zu, und bastelte so schnell ich konnte das fette Eisenschloss an die Tür. Triumphierend betrachtete ich den zusammengekrümmten Vladislav, der sich langsam wieder aufrichtete.
Wie du mir, so ich dir.
„Djamal, Bassam, Faris!", brüllte der Ukrainer.
Das war mein Stichwort, um die Beine in die Hand zu nehmen und zu verschwinden. Ich sprintete also los durch den Flur, vorbei an den Männern, die aus einem anderen Gang gerannt kamen, und direkt zum Treppenaufgang. Wie schon einmal flitzte ich alle dreizehn Stockwerke nach unten, bis ich im Erdgeschoss angelangt war. Ich hörte bereits, wie die Gorillas die Treppen heruntergesprungen kamen, um mich wieder einzufangen. Also riss ich die Tür auf, und begab mich dann so leise wie möglich eine Etage tiefer, ins Untergeschoss. Die Idioten fielen auf meinen Trick herein, und ich konnte von unten beobachten, wie alle ins Erdgeschoss rannten. Ein Lächeln machte sich auf meinen Lippen breit. Ich hatte es tatsächlich geschafft, zu entkommen. Nun musste ich nur noch aus diesem Gebäude heraus.
Aus dem Nichts schoss plötzlich ein widerlicher, stechender Schmerz in meinen Rücken. Es riss mir den Boden unter den Füßen weg. Nun krümmte ich mich qualvoll, so wie Vladislav gerade eben. Der Schmerz ließ nach wenigen Sekunden wieder nach. Bis dato wusste ich nicht, wie ich atmen sollte, und hatte daher die Luft angehalten. Hechelnd stütze ich mich nun am Treppengeländer ab, denn die Atempause sorgte dafür, dass ich überall kleine Sternchen aufblitzen sah. Auf den einen Schreck folgte der nächste. Denn mit einem Mal wurde ich von hinten gepackt, während mich eine Hand auf meinem Mund am Schreien hinderte. Widerwillig wurde ich nach hinten geschleift. Die Tür fiel zurück ins Schloss, der Griff um meinen Körper lockerte sich plötzlich.
„Baby.", hörte ich die krächzende Stimme hinter mir.
Wie zum Teufel konnte er so schnell ins Untergeschoss kommen?!
Ich begann, mich heftig zu wehren. Doch jeder Versuch, mich seinem Griff zu entziehen scheiterte kläglich. Verzweiflung baute sich auf, und ich war schon so weit, dass ich versuchte, ihm in die Hand zu beißen oder ihm auf den Fuß zu treten. Letzteres brachte dann tatsächlich Erfolg, woraufhin er mich wieder losließ. Ohne jegliche Umwege hastete ich zur Tür, doch der Ukrainer war schneller. Erneut packte er mich, presste mich gegen die Tür, und drückte mir seine Hand auf den Mund.
„Ich hab nicht viel Zeit, nahui!", fluchte er. Als ich in seine Augen sah, fiel mir etwas auf. Sie waren anders. Heller. Und glasiger, sodass ich, wenn ich ganz genau hinsah, mein Spiegelbild darin erkennen konnte.
„Du kannst ihm nicht entkommen! Er wird es verhindern. Er wird dich finden, immer wieder, egal was du machst!"
Vladislav?!
Er verzog schmerzerfüllt das Gesicht, biss die Zähne zusammen, und nahm währenddessen die Hand aus meinem Gesicht.
„Bist du es?" In meinen Augen sammelten sich Tränen. Der Ukrainer sah mir wieder in die Augen, und umschloss dann sanft mein Gesicht mit seinen Händen.
„Versuch nicht zu fliehen. Mach, was er will. Sonst killt er dich. Bitte!"
„Nein! Ich lasse nicht zu, dass..." Ehe ich weiterreden konnte, presste Vladislav seine Lippen auf meine. Es war ein Moment, der magischer nicht hätte sein können. Ich spürte ihn. Seine Aura. Es war, als würde er seine Gefühle mit mir teilen. Als wäre die Zeit um uns herum stehen geblieben, während sich unsere gebrochenen Seelen zu einem vollständigen Stück vereinten.
„Du kannst mich zurückholen. Du musst nur..." Mitten im Satz brach er ab.
„Was? Was muss ich tun? Vlad?!"
Wieder kniff er die Augen zusammen, und drehte sich schmerzerfüllt zur Seite.
„Hast du gedacht, du entkommst mir?", knurrte er plötzlich. Dann sah er mir in die Augen. Ich erkannte es sofort. Da war wieder diese dunkle Leere, und das psychopathische Funkeln.
Ohne Umschweife zu machen packte er mich so wie Vladislav vor wenigen Minuten, und zerrte mich in den Fahrstuhl. Dann drückte er auf die Dreizehn, und wir fuhren nach oben.
„Du kannst nicht vor mir davonlaufen, Prinzessa.", zischte er in mein Ohr. „Und glaub ja nicht, dass du mir überlegen bist, nur weil du mir nen Tritt verpasst hast.", knurrte er, während er mit seinem Unterarm direkt auf meine fast verheilte Bauchwunde drückte.
Als wir in der letzten Etage angekommen waren, schubste er mich grob aus dem Fahrstuhl heraus.
„Du hast die Wahl, Baby.", sprach er, und positionierte sich bedrohlich vor mir.
„Entweder tust du was ich dir sage, oder du gehst zurück in deinen Käfig."
„Und was, wenn ich keins von beidem hinnehme?", trotzte ich ihm entgegen. Sein Lächeln wurde breiter.
„Ich merk schon, das ist nicht leicht mit dir. Vielleicht ist es besser, wenn ich dich nach Hause bringe.", seufzte er, und kam auf mich zu. Über meinem Kopf bildeten sich mehrere Fragezeichen.
Als er vor mir zum Stehen kam, schaute er mit mitleidigem Blick auf mich herab.
„Du hast viel durchgemacht, hm?", fragte er sanft.
Ich trat vorsichtig einen Schritt zurück. Keine Ahnung, was das sollte, aber ich kaufte ihm das nicht ab.
„Komm. Ich tu dir nix." Er hielt mir seine ausgestreckte Hand hin. Natürlich nahm ich sie nicht. Das war zu suspekt, als dass es ernst gemeint sein konnte.
„Du hast Angst, versteh ich. Gut, dann komm. Wir nehmen Fahrstuhl." Nun stellte er sich vor den Aufzug, und öffnete per Knopfdruck die Tür.
„Was denn? Willst du hierbleiben, oder willst du endlich raus hier?", fragte er. Vorsichtig bewegte ich mich auf den Fahrstuhl zu. Ich wusste nicht, was als nächstes passieren würde. Aber hier bleiben wollte ich mit Sicherheit auch nicht.
Vladislav stand einen halben Meter neben der Aufzugtür, und wies mich mit seinen Händen nach drinnen.
Ich ließ ihn nicht aus den Augen. Ganz langsam bewegte ich mich in Richtung Fahrstuhl.
Doch bevor ich einen Fuß in das innere des Aufzugs setzen konnte, sprang der Ukrainer vor mich, und rammte mir voller Kraft seine Faust in die Magengegend. Mir blieb die Luft weg, und ich sackte vor ihm auf die Knie. Der Schmerz war so widerlich, dass ich nicht wusste, wie ich atmen sollte. Übelkeit stieg in mir auf, und mir wurde für einen kurzen Moment schwindelig. Plötzlich spürte ich seine Hand auf meiner Schulter.
„Reicht dir das als Antwort auf deine Frage?"

Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt