Part 106 ~ Final Boss

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Ich kannte diesen Raum, ich hatte ihn schon so oft gesehen. Dieses Mal sah er jedoch verändert aus. Grün gestrichene Wände. Pflanzen. Ein Globus. Irgendwelche Dekoartikel. Oder waren es Trophäen? Keine Ahnung. Der große Drucker hinten links in der Ecke war auch neu, genau wie die Stehlampe hinter dem Schreibtisch.
Oh, und nicht zu vergessen diese riesige, locker ein Meter lange, messerscharfe Gabel in der Halterung hinter dem Drehstuhl! Was für ein Teufelsteil war das, und wo hatte er das her?
Und seit wann besaß er diesen grünen Baseballschläger, der wie auf dem Präsentierteller griffbereit auf seinem Schreibtisch lag?
Vor dem Tisch stand noch ein weiterer Drehstuhl. Dieser wurde von niemand geringerem als Khalil besetzt, welcher mich die ganze Zeit über nicht aus den Augen ließ. Sein Anblick allein ließ jede Wunde auf unangenehme Weise kribbeln, die er mir mit seinem Messer zugefügt hatte. Immer wieder streifte sein widerlicher Blick an mir auf und ab.
Doch Khalil war nicht der, der mir Bauchschmerzen bereitete. Sondern der Teufel, welcher hinter dem Schreibtisch mit dem Rücken zu uns gedreht saß.
Plötzlich drehte er sich mit seinem Stuhl um. Ihn da so selbstgefällig sitzen zu sehen ließ Übelkeit in mir aufsteigen. In Sekundenschnelle war mir richtig schlecht vor Angst, doch ich versuchte es ihm nicht zu zeigen.
Seine Augen waren durch die Sonnenbrille verdeckt. In seiner Hand hielt er eine goldene Taschenuhr. So wie er da saß, mit der Uhr in der rechten Hand, und den beängstigend weit aufgerissenen Augen, welche man durch die Sonnenbrille sehen konnte...da fehlten nur noch der Dreizack und die schwarzen Flügel. Wenn man mal kurz nicht realistisch dachte und das Szenario auf sich wirken ließ, kam man sich vor, als stünde man im Vorhof der Hölle. An einem Ort, an dem Lucifer entschied, was nun mit dir passieren sollte. Wenn ich genauer darüber nachdachte, war das vielleicht gar nicht so realitätsfern.
„Boah.", brummte er leise, und betrachtete das Objekt in seiner Hand. „Es ist Zeit, euch zu ficken."
Dann klappte er die Uhr zu, und legte sie beiseite. Ich wurde unruhig. Die Handschellen hinter meinem Rücken rieben an meinen Handgelenken, immer wenn ich sie bewegte. Es war sinnlos zu versuchen, aus ihnen herauszuschlüpfen. Dennoch versuchte ich es.
„Überlass mir die Kleine.", grinste Khalil. Sein gestörter Blick haftete ununterbrochen an mir. Der Kloß in meinem Hals war so groß und trocken, dass ich ihn kaum heruntergeschluckt bekam. Es fühlte sich an, als würde er mir die Luft zum Atmen nehmen.
„Nein, Bratan. Das hier ist mein Spiel. Und ich werde es zu Ende spielen. Kümmere du dich um den Verräter."
Auch, wenn es absurd war – in dieser Sekunde fiel mir ein Stein vom Herzen. Wahrscheinlich gab es keinen Grund, denn was der Joker bereit war zu tun, konnte man, so glaubte ich, nicht mit Khalil vergleichen. Dennoch fühlte ich mich erleichtert, dass nicht Khalil der Endgegner in diesem Szenario war, sondern der Joker. Schließlich hatte ich ja auch noch mein Druckmittel, das sicher im Wald an seinem Versteck schlummerte.
Der Mann hinter mir drückte seine Daumen schmerzhaft in meine Schultern, während er mich festhielt. Khalil erhob sich, und gab dem anderen Kerl ein Handzeichen.
„Stopp!", kam es plötzlich von Vlad. „Warte noch eine Minute. Ich will, dass er zusieht.", grinste der Ukrainer. Mein verzweifelter Blick ging nach links, wo der schwarzhaarige sich ebenfalls versuchte gegen die Handschellen zu wehren. Doch wir hatten beide keine Chance, denn auch er wurde zusätzlich an den Schultern festgehalten. Meine Atmung ging unkontrolliert und schnell, während mein Puls raste. Immer wieder versuchte ich diesen blöden, fetten Kloß im Hals herunterzuschlucken, aber das macht es nur schlimmer.
Vladislav nahm sich den Baseballschläger, ließ ihn zweimal in seine Handfläche fallen und erhob sich dann zusammen mit dem dreckigsten und gestörtesten Grinsen, welches ich je gesehen hatte. Dachte ich eben, dass ich erleichtert war, nicht Khalil überlassen wurden zu sein? Wenn ich mir vorstellte, was in Vladislavs gestörtem Kopf gerade abging, bereute ich das.

 Dachte ich eben, dass ich erleichtert war, nicht Khalil überlassen wurden zu sein? Wenn ich mir vorstellte, was in Vladislavs gestörtem Kopf gerade abging, bereute ich das

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Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt