Part 105 ~ Kreide 2

54 7 0
                                    

Ich kannte diesen Raum, ich hatte ihn schon so oft gesehen. Dieses Mal sah er verändert aus. Grün gestrichene Wände. Pflanzen. Ein Globus. Irgendwelche Dekoartikel. Oder waren es Trophäen? Keine Ahnung. Der große Drucker hinten links in der Ecke war auch neu, genau wie die Stehlampe hinter dem Schreibtisch.
Oh, und nicht zu vergessen diese riesige, locker ein Meter lange, messerscharfe Gabel in der Halterung hinter dem Drehstuhl! Was für ein Teufelsteil war das, und wo hatte er das her?
Und seit wann besaß er diesen grünen Baseballschläger, der wie auf dem Präsentierteller griffbereit auf dem Schreibtisch lag?
Vor dem Tisch stand noch ein weiterer Drehstuhl. Dieser wurde von niemand geringerem als Khalil besetzt, welcher mich die ganze Zeit über nicht aus den Augen ließ. Sein Anblick allein ließ jede Wunde auf unangenehme Weise kribbeln, die er mir mit seinem Messer zugefügt hatte.
Doch Khalil war nicht der, der mir Bauchschmerzen bereitete. Sondern der Teufel, welcher hinter dem Schreibtisch mit dem Rücken zu uns gedreht saß.
Plötzlich drehte er sich mit seinem Stuhl um. Ihn da so selbstgefällig sitzen zu sehen ließ Übelkeit in mir aufsteigen. Mir war schlecht vor Angst, doch ich versuchte es ihm nicht zu zeigen.
Seine Augen waren durch die Sonnenbrille verdeckt. In seiner Hand hielt er eine goldene Taschenuhr. So wie er dasaß, mit der Uhr in der rechten Hand, und den beängstigend weit aufgerissenen Augen die man durch die Sonnenbrille sehen konnte...da fehlten nur noch der Dreizack und die schwarzen Flügel. Wenn man mal kurz nicht realistisch dachte und das Szenario auf sich wirken ließ, kam man sich vor, als stünde man im Vorhof der Hölle. An einem Ort, an dem Lucifer entschied, was nun mit dir passieren sollte. Wenn ich genauer darüber nachdachte, war das vielleicht gar nicht so realitätsfern.
„Boah.", brummte er leise, und betrachtete das Objekt in seiner Hand. „Es ist Zeit, euch zu ficken."
Dann klappte er die Uhr zu, und legte sie beiseite. Ich wurde unruhig. Die Handschellen hinter meinem Rücken rieben an meinen Handgelenken, immer wenn ich sie bewegte.
„Überlass mir die Kleine.", grinste Khalil. Sein gestörter Blick haftete ununterbrochen an mir.
„Nein, Bratan. Das hier ist mein Spiel. Und ich werde es zu Ende spielen. Kümmere du dich um den Verräter."
Der Mann hinter mir drückte seine Daumen schmerzhaft in meine Schultern, während er mich festhielt. Khalil erhob sich, und gab dem anderen Kerl ein Handzeichen.
„Stopp!", kam es plötzlich von Vlad. „Warte noch eine Minute. Ich will, dass er zusieht.", grinste der Ukrainer. Mein verzweifelter Blick ging nach links, wo der schwarzhaarige sich ebenfalls versuchte gegen die Handschellen zu wehren. Doch wir hatten beide keine Chance, denn auch er wurde zusätzlich an den Schultern festgehalten. Meine Atmung ging unkontrolliert und schnell, während mein Puls raste. Immer wieder versuchte ich den Kloß im Hals herunterzuschlucken, aber das macht es nur schlimmer.
Vladislav nahm sich den Baseballschläger, ließ ihn zweimal in seine Handfläche fallen und erhob sich dann zusammen mit dem dreckigsten und gestörtesten Grinsen, welches ich je gesehen hatte.

Je mehr ich mich in den Handschellen wandte, desto fester drückte mir der Kerl hinter mir seine Daumen ins Fleisch

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Je mehr ich mich in den Handschellen wandte, desto fester drückte mir der Kerl hinter mir seine Daumen ins Fleisch.
Plötzlich stieß er gegen meine Kniekehlen und lösten somit einen Reflex aus, der mich automatisch auf die Knie sacken ließ. Es fühlte sich wie die letzten Sekunden vor einer Hinrichtung an. Wie ich da auf dem Boden kniete, die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Alle anderen um mich herum, nur darauf wartend, gleich Zeuge zu werden, wie Vladislav sein Urteil ausübte. Ich senkte meinen Kopf, und kniff die Augen zusammen. Dann betete ich.
Bitte, lieber Gott. Bitte, lass es schnell gehen.






Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt