Part 35 ~ Ich weiß, was du willst

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war die rechte Seite des Bettes leer. Müde streckte ich mich, kullerte mich auf Vladislav's Seite und drückte mein Gesicht in sein Kissen. Bei Gott, für diesen Duft würde ich einfach töten.
Zufrieden gähnte ich, während ich überlegte ob ich aufstehen oder liegen bleiben sollte. Mitten im Hin- und herüberlegen sackte plötzlich die Matratze neben mir nach unten, und ich riss erschrocken die Augen auf.
"Guten Morgen, Prinzessa.", begrüßte mich Vladislav.
"Ich dachte, du bist nicht da.", nuschelte ich gegen den Zipfel der Bettdecke, und machte die Augen dann wieder zu.
"Doch. Konnte nur nicht mehr pennen. Du weißt doch, ich hab leichten Schlaf und so. Bin schon seit 'ner Stunde oder so wach."
"Seit einer Stunde?", fragte ich ihn verwundert.
"Also hast du die ganze Zeit hier gechillt?", grinste ich, und machte meine Augen wieder auf, um ihn anzusehen.
"Jap. Hab' dich beim schlafen beobachtet.", schmunzelte er.
"Das ist gruselig."
"Hä, bist du behindert? Wo ist das gruselig?", fragte er lachend.
"Du bist seiner einer Stunde im Zimmer und beobachtest mich beim schlafen, wie so ein Psycho.", lachte ich nun ebenfalls.
"Psycho, ja? Du denkst ich bin Psycho? Kein Problem, ich kann psycho machen wenn du willst.", drohte er. Seine Stimmlage war ernst, doch ich wusste, dass er Spaß machte. Also schüttelte ich mit dem Kopf, und drehte mich dann auf den Rücken.
"Komm, hoch mit dir." Er hielt mir seine Hand hin.
"Ach, Vladislav.", schimpfte ich gespielt genervt. Ich wollte nicht aufstehen. Das Bett war so schön warm, und der Duft seines Kissens war einfach nur göttlich.
"Los.", wiederholte er sich, und zog mir die Decke weg. Dann hielt er mir wieder seine Hand hin. Seufzend nahm ich sie dann doch. Mit einem Ruck hatte er mich auf die Beine gezogen.
"Kommst du mit ins Bad?", fragte ich ihn müde.
"Was Bad? Niemand geht in's Bad jetzt.", atwortete er streng. Ich schaute in seine Augen, die mich funkelnd durchbohrten. Ohne ihn ernst zu nehmen ging ich zum Schrank, und zog mir frische Unterwäsche an. Auf dem Boden sah ich das Shirt, das er gestern anhatte, und hob es auf. Frei von seiner Zustimmung zog ich es mir einfach über den Kopf. Ich konnte mir nicht verkneifen, kurz daran zu riechen - es roch noch tausendmal geiler als sein Kissen.
Kommst du jetzt mit?", fragte ich den Ukrainer, während ich schon den Türgriff in der Hand hatte.
"Hast du mich nicht verstanden?", fragte er wieder in ernstem Ton.
"Doch. Kommst du?"
Er bewegte seinen Kopf ganz leicht nach rechts unten, und durchbohrte mich wieder mit seinem Blick.
"Jetzt wird's langsam wirklich gruselig.", lachte ich. Plötzlich kam er auf mich zu, riss mir mein kleines Täschchen für's Badezimmer aus der Hand, und schmiss es grob aufs Bett. Alles ging so schnell, dass ich vor ihm schreckhaft zusammenzuckte. Wieder sah er mich mit diesem Blick an. So langsam kam ich in's Zweifeln, ob er das gerade nicht vielleicht doch ernst meinte.
"Ich hab' gesagt, niemand geht in's Bad.", wiederholte er seine Aussage.
"Okay, reicht jetzt. Du kannst gut schauspielern, ich hab's kapiert." Wieder lachte ich und startete damit einen letzten Test. Doch Vladislav blieb ernst. Ich würde lügen wenn ich sagen würde, dass mich das nicht irgendwie beunruhigte.
"Geh weg von der Tür.", befahl er mit tiefer Stimme.
"Okay.", gab ich mich mit erhoben Händen geschlagen, und trat ein paar Schritte in die Mitte des Raumes.
"Hey, warum schließ du jetzt ab?", fragte ich verwundert als ich sah, wie Vladislav den Schlüssel herumdrehte und in seine Hosentasche steckte. Ohne Antwort drehte er sich zu mir um, und kam dann mit ganz langsamen Schritten auf mich zu - ohne den Blickkontakt abzubrechen. Aus Reflex wich ich einfach nach hinten, bis ich nicht mehr weiter kam. Mein Herz schlug wie verrückt, als er sich vor mir positionierte. In dem Moment, als er überraschend schnell in seine vordere Hosentasche griff und einen Schritt näher kam, drückte ich mich ungewollt selbst gegen die Wand, und schlug wieder mit dem Hinterkopf dagegen. Sofort schoss der Schmerz durch mein Gehirn, wodurch ich die Augen zusammenkniff. Nach einigen Sekunden ließ das Hämmern in meinem Schädel nach, und ich konnte die Augen wieder öffnen.
Vor mir stand immernoch Vladislav, der mit einem aufgeklappen, kleinen Springmesser vor mir herumspielte. Ich schluckte schwer und merkte, wie mein Herz zu rasen begann. Meine Atmung wurde ebenfalls schneller. Ich vertraute ihm blind, keine Frage. Aber diese Seite an ihm sorgte manchmal für ein merkwürdiges Gefühl in meinem Bauch.
"Du sagst, ich bin Psycho? Ich kann dir Psycho geben, Baby.", knurrte er.
"Aber dann richtig.", fügte er mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen hinzu. Vorsichtig hob er seine Hand und kam mir mit dem Messer näher. Ich konnte nicht viel machen, außer wie angewurzelt da zu stehen und zu warten, was er vor hatte. Wieder grinste er, als die Spitze des Messers meine Schläfe berührte und ich leicht aufzuckte. Beinahe schon in Zeitlupe ließ er das kühle Metall über meine Haut fahren. Ganz vorsichtig strich er so eine Haarsträhe beiseite. Anstatt Schmerz zu spüren, löste diese Berührung mehr sowas wie ein kitzeln aus. Er tat mir nicht weh, mit dem, was er da tat. Trotzdem machte mich das Messer nervös. Er nahm es wieder von mir weg, und holte dann plötzlich aus. Es ertönte ein Geräusch, und dann sah ich, wie das Messer neben meinem Kopf in der Wand steckte. Erschrocken schaute ich ihn an. Für einen Moment hatte er noch seinen ernsten Blick drauf. Doch dann hellte sich seine Miene auf, und er grinste wieder auf seine normale, lockere Art.
"Gefällt dir, wenn ich psycho drauf bin?", fragte er mich mit ereggtem Blick.
"Das macht mir Angst, ehrlich gesagt."
"Aber auch ein bisschen geil. Sag, dass dich das geil macht."
"Keine Ahnung." Ich wusste gerade gar nicht, was ich denken sollte.
"Ich weiß, wie Frauen ticken. Ich weiß ganz genau, dass dich das anturnt. Außerdem verraten dich deine Augen, Prinzessa." Vielleicht hatte er ein kleines bisschen Recht. Man musste aber auch bedenken, dass er hier gerade Oberkörperfrei vor mir stand, und eine Augenbraue nach oben zog. Diese Sache mit der Augenbraue fand ich mehr als nur sexy, und das wusste er ganz genau. Dann dazu noch dieser Duft...
"Ich weiß genau, welche Knöpfe ich bei dir dücken muss.", raunte er leise. Er bewegte sich kurz, um sich gerade hinzustellen. Damit engte er mich absichtlich noch mehr ein. Mein Atem ging komplett unkotrolliert. Das Herz in meiner Brust überschlug sich beinahe, und alles in mir kribbelte. Verdammt, er provozierte einfach extrem. Die Spannung zwischen uns war in diesem Moment so hoch, dass ich nicht anders konnte, als einfach nur wie versteinert da zu stehen.
"Also ich bin gerade geil. Mies geil, Baby.", flüsterte er. Sein heißer Atem an meiner Schläfe löste eine Gänsehaut bei mir aus. Ich schloss die Augen, als seine Wange mein Gesicht striff. In mir staute sich eine unglaubliche Hitze auf.
Plötzlich klopfte es an der Tür. Mein Herz kam einfach gefühlt zum Stillstand. Schnell legte mir Vladislav seine Hand auf den Mund. Mit seinem Finger vor den Lippen signalisierte er mir, ruhig zu sein.
"Capi?", hörten wie Samras tiefe, kratzige Stimme von draußen rufen. Keine Reaktion.
Nach geschätzt einer halben Minute hörten wir seine Schritte, die sich von uns entfernten.
"Lass ihn ruhig denken, dass wir noch pennen.", flüsterte er. Dann nahm er seine Hand wieder von mir weg, und grinste mich an.
Wieder wurde mir heiß, als ich seine Hand unter meinem Shirt spürte. Er strich sanft über meine Seite, und legte seine Hand dann auf meine Hüfte. Dann fuhr er nach hinten an meinen Rücken, und drückte mich gegen sich.
"Warum so schüchtern, hm?", fragte er leise. Meine Augen ließen seine nicht aus dem Blick. Ich war wie in Trance. Erst als er sich zu mir herunter beugte um mich zu küssen, konnte ich kurz einen klaren Kopf bekommen. Und da fiel es mir plötzlich wieder ein. Die Sache mit Kareem. Ich musste mit einem von beiden darüber reden. Wie sollte ich sonst dort hin kommen, wenn die Jungs 24/7 im Security-Modus sind?
Schon gestern hatte ich darüber nachgedacht, es mit Samra zu besprechen. Allerdings musste ich ihn ja schon anbetteln, damit er Vladislav nichts wegen Khalil erzählte. Also konnte ich wohl vergessen, dass er mir da heimlich helfen würde.
"Vladislav.", hauchte ich, und löste mich von seinen Lippen.
"Ich weiß schon.", grinste er. Ohne mir Zeit für eine Reaktion zu lassen, packte er mich an der Hüfte, hob mich hoch, und drückte mich gegen die Wand. Überwältigt davon ließ ich zu, dass er mir sein Shirt auszog und es hinter sich warf.
"Aber du darfst nicht so laut sein. Sonst checkt Samra, dass wir ihn verarscht haben.", sagte er leise schmunzelnd, bevor er mir wieder seine Lippen aufdrückte.
"Stopp, warte mal kurz.", unterbrach ich ihn, als er bereits seine Hände am Gürtel hatte.
"Ich wollte eigentlich mit dir reden."
"Was, jetzt? Nein Baby, jetzt ist schlecht."
Ich bewegte mich so, dass er mich herunterlassen musste. Dann griff ich mir sein Shirt, und zog es mir wieder an. Verdammt, wie gerne ich jetzt weiter gemacht hätte. Aber das lag mir einfach auf dem Herzen, und uns wurde die Zeit knappt.
"Tamam, aber kannst du mir Shirt rausgeben von oben?", fragte er mit Hundeblick. Wie er wollte, öffnete ich den Schrank und suchte ihm ein Shirt. Diese lagen ganz oben, somit musste ich mich strecken, um dahin zu kommen. Ihm machte das nichts, er war größer als ich. Für mich war das allerdings eine Herausforderung.
"Ne, nicht das. Das schwarze, bitte.", sagte er, als ich ihm ein weißes Shirt zeigte. Das schwarze lag ganz unten, somit hatte ich noch mehr zu kämpfen es heraus zu holen.
"So ist's brav.", hörte ich ihn plötzlich hinter mir. Noch während ich das Shirt angelte, spürte ich seine Hände an meinem Rücken. Er rollerte mein Shirt nach oben, und drückte sich mit senem Gürtel gegen meinen Hintern.
"Vladislav.", mahnte ich leise.
"Das Reden muss warten. Ich bin zu krass geil gerade.", knurrte er hinter mir, während seine Hand über meinen Hintern fuhr.
"Ich weiß, du willst das auch.", fügte er hinzu. Wie immer hatte er Recht. Eigentlich würde ich lieber auf das was er vor hatte verzichten und mit ihm reden. Aber die Art, wie er da gerade hinter mir stand und meinen Po gegen seine Mitte drückte...bei Gott, nein. Es war unmöglich, in dieser Situation klar denken zu können. Als ich dann hörte wie sein Gürtel auf dem Boden aufschlug, war es endgültig vorbei. Schwer atmend drückte ich mich freiwillig mit dem Rücken gegen ihn, und er legte seinen Arm um meinen Bauch. Dann drehte er mich zu sich um, und sah mich grinsend an. Ohne Vorwarnung packte er mich unter den Armen. Schneller als ich gucken konnte hatte er mich schon auf's Bett geworfen, und war nun direkt über mir.
"Braves Mädchen.", grinste er zufrieden, bevor er loslegte.

Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt