Part 75 ~ Doppelgänger

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Samra

„Immer reinspaziert.", winkte ich die Frau mit den langen, dunklen Haaren ins Haus. Dieser Arsch, uff.
Ich schloss die Tür ab, und legte meinen Arm um die Kleine. Ihr aufgeregtes Kichern brachte mich ebenfalls zum Lachen.
„Ich hoffe du weißt, auf was du dich da eingelassen hast.", brummte ich ihr zu, während wir die Treppen nach oben liefen.
„Denke schon.", gluckste sie aufgeregt. Wir waren beide nicht mehr so ganz nüchtern. Wir hatten heute endlich einen neuen Song fertig gebaut, das musste ich feiern. Durch die völlige Eskalation mit viel zu viel Jacky war ich irgendwann so in meinem Film, dass ich auf locker noch einen Song aufgenommen hatte. Ich hatte vorher nicht einmal darüber nachgedacht, es kam einfach so. Umso glücklicher fühlte ich mich heute Abend. Die Kleine hier jetzt mit nach Hause zu nehmen, setzte dem ganzen noch die Krone auf. Fuck, wie lange hatte ich keine Frau mehr mit auf mein Zimmer genommen. Krass, dass ich es überhaupt so lange ausgehalten hatte.
„Und Capi stört das nicht, dass ich mit hier bin?", fragte sie, nachdem sie sich in meinem Zimmer umgesehen hatte.
„Nö, alles gut." Ja gut, war irgendwie gelogen. Capi fand es bestimmt nicht so geil, dass ich hier irgendwelche Weiber mit nach Hause nahm. Aber sie war nicht die erste Hure, die wir uns nur aus einem bestimmten Grund hergeholt hatten. Außerdem gehörte das Haus uns beiden, und auf Hotel hatte ich keinen Bock. Hauptsache, sie ging am nächsten Tag wieder. Spätestens am nächsten Tag. Allerspätestens.
Sie war noch etwas zurückhaltend. Wie hieß sie nochmal? Jasmin? Janina? Ah, Joeline. Ich konnte es an ihrer Kette ablesen, welche sie um den Hals trug.
Sie bemerkte sofort meinen Blick. Wahrscheinlich dachte sie, ich hätte weiter runter gesehen. Hatte ich zwischenzeitlich auch. War mir aber eigentlich auch komplett egal, was sie dachte. Alles was mir durch den Kopf ging, war mir vorzustellen wie sie wohl ohne Klamotten aussehen würde.
Nachdem ich die Tür hinter uns geschlossen hatte, lief ich langsam auf sie zu, woraufhin sie wieder zu lächeln begann. Ihr verlegener Blick ging zur Seite, und ich sah wie ihre Wangen rot anliefen.
„Du brauchst dich nicht zu schämen." Vorsichtig hob ich ihr Kinn an, um in ihre leuchtenden, grünen Augen zu sehen. Ihre langen, dunklen Haare gaben ihrem Gesicht eine nahezu perfekte Form. Fuck, sie sah einfach eins zu eins aus wie...
Nein, halt die Fresse. Du denkst jetzt nicht an sie. Nicht jetzt.
Schnell verbannte ich sie aus meinem Kopf, und stürze mich mit meinen Lippen auf das schüchterne Mädchen vor mir. Ihre zurückhaltende, unsichere Art gefiel mir. Dadurch konnte ich sie besser das machen lassen, was ich wollte. Sie schien nicht nachzudenken, sondern mir einfach zu vertrauen. Während ich sie schneller küsste, krallte sie sich meine Haare. Das war das Startsignal für mich, woraufhin ich sie in Richtung Bett schob.
„Warte!", stieß sie völlig außer Atem hervor. Ich hatte meine Hände bereits unter ihren Armen, um sie aufs Bett zu werfen. Dass sie jetzt so abrupt stoppte, passte mir gar nicht.
Sie strich sie die Haare aus ihrem Gesicht, und schluckte, bevor sie anfing zu reden.
„Kann ich erst schnell ins Bad?", fragte sie nervös. Innerlich knurrte ich in diesem Moment. Warum jetzt, hätte ihr das nicht vorher einfallen können?
„Ja okay, geh. Aber lass mich nicht zu lange warten." Ich nahm meine Hände von ihr weg, und sie tapste mit zügigen Schritten an mir vorbei. Als sie schon aus dem Zimmer raus war, kam sie noch einmal zurück.
„Ähm, sorry. Aber wo ist das Bad?", fragte sie mit verlegenem Blick.
„Einfach rechtsrum."
„Also links?", fragte sie unsicher.
„Von dir aus links, ja. Einfach den Flur hinter und dann rechts.", erklärte ich.
„Okay, danke." Und schon war sie wieder verschwunden. Ich war minimal genervt. Verdammt, ich wollte nicht länger warten und endlich loslegen. Aber gut, die zwei Minuten würde ich noch durchhalten.
Gerade als ich mein Shirt ausziehen wollte, ging mein Blick zum Fenster. Wieso war die Gardine beiseitegeschoben? Normal war mein Zimmer immer abgedunkelt. Erst jetzt sah ich, dass die Tür nicht verschlossen war. Der weiße Griff war seitlich gedreht. Hatte ich vergessen, die zuzumachen? Bei näherem Hinsehen erkannte ich es. Da saß jemand auf einem der weißen Plastikstühle. Eingehüllt in eine Decke vom Sofa.
„Scheiße.", sagte ich zu mir selbst. Ich öffnete die Balkontür, und sah auf das schlafende Mädchen.
„Man, Josy.", beschwerte ich mich leise. Scheinbar nicht leise genug, denn dadurch wurde sie wach. Langsam öffnete sie ihre Augen, und realisierte wo sie sich befand. Dann fiel ihr Blick auf mich.
„Sam?", fragte sie, und rieb sich die Augen. Sie sah verdammt scheiße aus. Verheult und ausgelaugt - aber trotzdem irgendwie süß.
Ihren kleinen, geröteten Augen nach zu urteilen, war es vielleicht doch keine gute Idee, sie mit Capi alleine zu lassen. Ups.
„Was suchst du hier, hm?", fragte ich leise, und kniete mich hin, um auf ihrer Ebene zu sein. Sie wandte ihren Blick ab, und zog die Decke ein Stück höher über ihren frierenden Körper.
„Hier würde er nicht suchen.", sagte sie mit kratziger Stimme.
„Wenn er dich nicht findet, würde er am Ende auch hier nachgucken." Sie zuckte daraufhin nur mit den Schultern.
„Wo ist er überhaupt?", fragte ich. Als Antwort bekam ich wieder nur ein kurzes Schulterzucken.
Ich hörte Schritte. Fuck, Joeline. Was jetzt? Ich wollte sie nicht wegschicken. Man, ich hatte das dringend nötig. Aber Josy konnte ich auch nicht einfach alleine hier sitzen lassen. Schon gar nicht, wenn ich die Kleine nebenan wegballern wollte.
„Bleib hier sitzen. Ich hol dir nen Tee, okay? Aber nicht weggehen.", sagte ich zu dem verheulten Mädchen auf meinem Balkon. Sie nickte schniefend, und kuschelte sich dann in die Decke ein.
Ich hatte gerade die Tür wieder ran gedrückt und stand im Zimmer, als Joeline wiederkam.
„Sorry, ich war so aufgeregt. Deswegen musste ich..."
„Scheiß egal, komm her.", unterbrach ich sie, und stürzte mich wieder auf sie. Völlig überwältigt von meinem Überfall ließ sie sich von mir aus dem Zimmer herausschieben. Ich musste sie von Josy wegbringen. Also packte ich sie an der Taille, und hob sie dann über meine Schultern. Sie quietschte kurz erschrocken auf, und klammerte sich dann ängstlich an meinem Rücken fest.
„Nicht so laut, Baby.", warf ich ihr zu. Denk nach, Samra. Gästezimmer? Nein, da pennt Josy hundertpro wieder. Bad? Wäre zu auffällig. Küche ist auch behindert. Wohnzimmer erst recht. Okay, Plan B. Ich würde die Kleine heute Nacht noch flachlegen. Ganz egal, wo. Und wenn's auf der Wiese im Garten ist, juckt nicht. 
Letzten Endes entschied ich mich für den Keller. Etwas komisch, aber egal. Irgendwie musste ich einen Platz finden, wo wir für wenigstens fünf Minuten ungestört waren. Ich hätte mir gern mehr Zeit dafür gelassen, aber ich wollte nicht, dass Josy etwas merkt. Was war ich für ein Assi, der lieber irgendeine Hure fickte, statt mich um sie zu kümmern? Keiner, wenn ich beides auf die Reihe bekam, ohne dass eine von beiden was merkte.
Ich setzte das Mädchen vor mir ab, und schloss die Tür. Sie fand sich umgeben von einer Waschmaschine und zwei Wäschetrocknern wieder, welche sie verunsicherte musterte.
„Willst du jetzt hier? ...", fragte sie verwirrt.
„Ich kann überall.", antwortete ich nur, und kam wieder auf sie zu. Während ich sie küsste, schob ich sie mit dem Rücken an die Waschmaschine. Sie legte ihre Hände in meinen Nacken, und begann wieder schneller zu atmen. Das Mädchen würde sogar mit mir ficken, wenn wir auf einer Müllhalde gewesene wären. Ich hatte sie so krass in der Hand, dass ich mit ihr machen konnte, was ich wollte. Und vor allem wo ich es wollte.
„Warte mal.", unterbrach sie uns wieder. „Was, wenn Capi reinplatzt?"
„Dann machen wir halt nen Dreier draus.", gab ich brummend zurück, und brachte sie dann wieder zum Schweigen. Kurz darauf unterbrach sie uns wieder.
„Bitte, kannst du abschließen?" Ich sah in ihre katzengrünen Augen, welche mich ängstlich musterten. Ihre Toleranzgrenze für Humor war in diesem Moment wohl nicht allzu hoch.
„Gibt keinen Schlüssel." Bevor ich sie wieder küssen konnte, legte sie ihre Hände auf meine Brust und hielt mich somit zurück.
„Dann lass uns wieder in dein Zimmer gehen. Da konnte man doch abschließen."
Meine Ungeduld verwandelte sich langsam in Wut um. Dieses ständige Unterbrechen ging mir extrem auf die Nerven. Eigentlich wollte ich ihr eine Ansage machen, damit sie endlich Ruhe gab. Aber als ich in ihre Augen sah, konnte ich das irgendwie nicht. Ich konnte kein Arschloch sein. Lan, warum? Was war los mit mir? Nur, weil sie aussah wie... fuck, nein. Ich musste aufhören, sie miteinander zu vergleichen. Sie war eine billige Hure, wie alle anderen auch. Sie wusste, auf was sie sich einließ, wenn sie mit mir mitkam. Außerdem hatte Samed sie Safe vorher gewarnt – so, wie er es immer machte. Warum machte ich mir also Gedanken?
„Hör zu, Prinzessin.", knurrte ich. Um zu verdeutlichen, wie ernst ich es meinte, umpackte ich ihr kleines, rundes Gesicht mit meinen Händen und zwang sie damit, mir in die Augen zu sehen. Sie hielt sich daraufhin an meinen Handgelenken fest, und schluckte eingeschüchtert.
„Entweder wir ficken hier und jetzt, oder gehst da raus, wo du reingekommen bist. Entscheid dich, meine Geduldspanne ist übertrieben klein."
Mit großen, weit aufgerissenen Augen schaute sie mich an. Scheinbar verstand sie, dass das hier kein Spaß mehr war. Ich wollte ficken. Wenn sie sich weiter zierte, dann yallah goodbye. Hatte ich kein Problem mit.
„Okay, okay. Sorry.", sagte sie schnell, und schien sich wieder zu fangen. „Ich bin nur so aufgeregt, weil ich noch nicht so oft..."
„Jetzt halt endlich die Klappe.", mahnte ich, und zog ihre Hände von meiner Brust weg. Zuerst war sie noch ein bisschen wie eingefroren. Doch als ich sie dann wieder küsste, taute sie auf. Ich wurde schneller, und sie passte sich meinem Tempo an. Wieder legte ich meine Hände unter ihre Arme, und hob sie mit einem Ruck auf die Waschmaschine. Als ich meine Hand an ihren Hals legte, bemerkte ich wie ihr Puls raste. Es war eine Mischung aus Geilheit, Nervosität und Angst. Und genau diese Unsicherheit konnte ich ausnutzen. Ich zog ihr die Klamotten aus, als wäre sie eine Puppe. Einfach weg mit dem überflüssigen Stoff. Jetzt mussten wir uns beeilen, wenn Josy nichts merken sollte. Fuck, Josy. War das was ich da tat vielleicht doch asozial?
Egal, ich würde mich einfach beeilen. Außerdem brauchte ich das unbedingt. Nichts und niemand sollte mich noch davon abhalten, das hier zu Ende zu bringen. Selbst wenn die Hütte gefackelt hätte, wäre es mir egal gewesen. Ich war so besessen, dass ich jeden eigenhändig erwürgt hätte, der versuchen sollte mir das zu versauen.
„Dreh dich um.", wies ich sie an, nachdem ich meine Lippen von ihrem Hals gelöst hatte. Im ersten Moment wirkte sie wieder verunsichert. Doch dann rutschte sie von der Waschmaschine herunter, und tat, was ich verlangte. Und von dem Moment an, als ich ihr Gesicht nicht mehr sah, war auch diese Blockade in meinem Gehirn weg. Jetzt dachte ich nicht mehr nach, und machte mich bereit. Zumindest wollte ich das.
„Samra?", hörte ich Josy rufen. Das durfte doch nicht wahr sein.
„Was ist los?", fragte die Kahba, welche mit dem Oberkörper über der Waschmaschine hing.
„Ich raste aus wallah.", knurrte ich wutgeladen. Das konnte doch wirklich nur ein verfickter Scherz sein.
„Nicht. Bewegen.", befahl ich diktatorisch, machte schnell meine Hose wieder zu und zog mein Shirt an. Als ich die Tür öffnete, kam mir Josy bereits auf der Treppe entgegen.
„Lan was suchst du hier?", fuhr ich sie wütend an. Ich lief zu ihr, drehte sie um, und schob sie dann vor mir weg, sodass sie wieder nach oben lief. Dabei stoplterte sie zwei Mal beinahe über eine der Treppenstufen.  Noch immer war sie in ihre Decke eingewickelt wie ein riesiger Joint. Nun stand sie verwirrt vor mir, und sah mich an.
„Du solltest oben bleiben! Ich hab doch gesagt, dass du sitzen bleiben sollst! Wieso machst du nicht einfach mal, was man dir sagt?", schnauzte ich. In dem Moment war ich auf hundertachtzig. Sie sah mich mit riesigen, glasigen Augen an. Ihre Wangen wurden feuerrot, und sie krallte sich in ihre Decke. Fuck, das war zu übertrieben.
Ich fuhr mir durch den Bart, und überlegte. Sie stand immer noch dort, und versuchte ihre Tränen zu unterdrücken.
„So hab ich das nicht gemeint.", entschuldigte ich mich bei ihr.
„Bleib jetzt einfach hier sitzen, ich bin gleich wieder da, okay?" Hastig schob ich sie zum Küchentisch, um sie dort vorerst zu parken.
„Was machst du denn unten im Keller?", fragte sie mich heiser.
„Nix." Okay, hätte ich mir auch nicht geglaubt in dem Moment.
„Geht's dir nicht gut?", fragte sie dann.
„Was? Nein, das ist es nicht, wallah. Warte einfach hier.", versuchte ich sie abzuwürgen.
„Du kannst mit mir drüber reden. Ist okay, wirklich." Ich stand bereits auf dem Absatz, als sie diesen Vorschlag brachte. Warum? Warum jetzt? Habibi, ich will doch einfach nur...
Ich schnaufte mit geschlossenen Augen, und rieb gleichzeitig mit Daumen und Zeigefinger über mein Nasenbein. Dann drehte ich mich wieder zu ihr um.
„Hör zu. Ich hab unten jemanden, okay? Aber wenn ich die jetzt noch länger warten lasse, ist vorbei. Und wenn das nach hinten losgeht, bin ich richtig angepisst. Dann musst du das ausbaden."
Beim letzten Satz verdoppelte sich die Rötung in ihrem Gesicht. Klang das zweideutig? Egal.  
„Jetzt warte einfach hier, und lass mich machen, was ich machen muss." Ich drehte mich wieder um, und hüpfte die Treppenstufen nach unten. Safe hatte ich sie jetzt damit verstört. Aber das ging mir echt am Arsch vorbei. Selber Schuld, wenn sie unbedingt neurgierig sein musste. Plötzlich ging die Tür auf, und Joeline sah mich an.
„Kommst du?", fragte sie mich unsicher.
„Kannste aber annehmen.", sagte ich, ging mir ihr nach drinnen, und knallte die Tür hinter mir zu. Dann tat ich endlich das, was ich schon die ganze Zeit machen wollte.

Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt