Part 46 ~ Welcome back

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Trotz Samras lähmenden Blickes schaffte ich es, mich zu bewegen. Schnell bückte ich mich, um die heruntergefallene Phiole aufzuheben, bevor er sie sich holen konnte. Als ich wieder nach oben kam, stand er plötzlich direkt vor mir. Erschrocken wich ich einige Zentimenter zurück, und spürte seine Kommode hinter mir.
"Rück' es raus.", forderte er mit einem Gänsehaut erregendem Knurren in der Stimme.
Verdammt, ich war einfach bewegungsunfähig. Mit gesenktem Kopf stand ich vor ihm, und drehte die Phiole hinter meinem Rücken nervös hin und her.
"An dem Punkt waren wir schonmal.", sagte er mit seiner tiefen, brummigen Stimme. Ich wollte nicht, dass er das Zeug nimmt. Ich wollte alles daran setzen, damit er das nicht tat. Aber ich war einfach noch nicht stark genug, um mich gegen ihn zu stellen. Ich hatte nicht mal die Kraft, um mit ihm zu diskutieren.
Er machte seinen Rücken gerade, und holte auch noch die letzten Zentimeter Abstand zu mir auf. Nun stand er so nah, dass ich seinen Jeansstoff an meinem nackten Oberschenkel spürte. Er hatte mich regelrecht eingequetscht. Mit geballten Fäusten stütze ich mich an der Oberfläche seiner Kommode ab, um nicht nach hinten zu knicken.
Plötzlich packte er mich unter den Armen, und hob mich mühelos auf das hölzerne Möbelstück. Dadurch dass die Kommode relativ klein war, hatte ich nicht sehr viel Sitzfläche. Samra stellte sich direkt zwischen meine Beine, damit ich nicht vorne herunter rutschen konnte.
"Bitte.", flüsterte ich aufgeregt. Seine Nähe machte mich nervös. Ich fühlte mich unwohl, wenn er mich so von oben herab anstarrte, während ich keine Möglichkeit hatte auszuweichen. Mir wurde unglaublich heiß, als mir der Geruch seines Parfums in die Nase stieg.
"Bitte, was?", fragte er mit Verachtung in der Stimme.
"Nimm das nicht.", antwortete ich hastig. Erst jetzt sah ich zu ihm hoch. Seine schönen, dunklen Augen funkelten mich an.
"Ich brauch das. Jetzt.", knurrte er.
"Nein. Es geht auch ohne. Ich weiß, du schaffst das auch ohne." Mein Herz raste wie bei einem Marathon. Es schlug so schnell, dass ich meinen eigenen Puls in den Ohren pochen hörte.
"Du weißt gar nichts.", entgegnete er trocken. Ich schluckte schwer, während ich den Blickkontakt hielt. Er hingegen sah an mir herunter. Es fühlte sich an, als würde er mich mit seinen Blicken ausziehen. Ehe er irgendetwas tun konnte, holte ich meine Hand hinter meinem Rücken hervor. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, was ich da gerade tat.
"Seit wann gibst du so leicht auf, hm?", fragte er skeptisch.
"Ich hab keine Kraft, Samra. Das weißt du. Ich kann nicht gegen dich ankämpfen...zumindest nicht heute.", antwortete ich ihm ehrlich. Seine Hand berührte meine, als er sich die Phiole zurück nahm. Es war komisch. Aber nicht schlecht komisch. Keine Ahnung, mein Körper spielte irgendwie verrückt.
Obwohl er hatte was er wollte, ließ er mich noch nicht gehen.
"Was wolltest du in meinem Zimmer?", fragte er nach einigen Sekunden Stille.
"Ich hab Hunger. Dachte, du willst Nudeln oder so. Ich kann welche machen."
Er sah mir ernst in die Augen. Dann lächelte er sanft. Warum lächelt er jetzt?
"Hunger also.", stellte er fest, woraufhin ich mit einem leichten, unsicheren Nicken reagierte. Erneut griff er unter meine Arme. Dann ging er einen Schritt zurück, und ließ mich vorsichtig mit den Füßen auf den Boden zurück rutschen.
"Wir machen zusammen. Komm.", sagte er ruhig, und hielt mir seine Hand als Stütze hin. Hieß das, er würde das Zeug heute nicht mehr nehmen?
Anstatt ihn zu fragen, griff ich nach ihm und fand somit etwas Halt beim laufen. Irgendwie fühlte ich mich wie so ein kleines Kind, welches nicht alleine laufen durfte. Aber irgendwie war es auch schön, mal nicht von dem schwarzhaarigen Libanese hinterher gezogen zu werden wie ein voller Müllsack.
"Aber wehe du nervst mich." drohte er, während wir nach unten liefen. Die Phiole hatte er in seine hintere Hosentasche gesteckt. Dass er sie heute noch nehmen würde, war damit nicht ausgeschlossen. Aber zumindest war er jetzt erst einmal beschäftigt. Vielleicht würde Vladislav ja wieder hier sein, ehe er Zeit hatte um das Pulver durch die Nase zu ziehen.

"Geh doch auf die Couch, lan.", meckerte Samra. Wir hatten gekocht, gegessen, und alles gemeinsam abgeräumt. Nun saß ich schon seit geschätzt 15 Minuten alleine am Tisch, und wartete auf Vladislav. Samra hatte in der Zeit geraucht, und keine Ahnung was gemacht. Um ehrlich zu sein hatte ich ihn irgendwie ausgeblendet, nachdem er zum qualmen auf die Terasse verschwunden war.
"Ich will hier warten, bis er kommt." Murmelte ich mit schweren Augenliedern.
"Du pennst gleich ein."
"Stimmt nicht.", diskutierte ich müde. Ja, natürlich stimmte das. Ich schlief tatsächlich fast am Tisch ein. Dennoch wollte ich warten. Irgendwann musste er doch mal wiederkommen, oder?
"Wie du willst.", entgegnete er schulterzuckend, und drehte sich weg. Somit blendete ich ihn wieder aus, und konzentrierte mich weiterhin auf's warten. Ich stützte meinen Kopf mit der Hand ab, und beobachtete den Flur. Irgendwann schlief ich dann einfach in dieser Position ein.

Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt