Part 74 ~ Eiszeit

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Ich wollte gerade das Apothekentütchen auf mein Bett im Gästezimmer schmeißen, als ich etwas bemerkte: Meine Bettwäsche war weg. Und mit ihr mein gesamtes restliches Zeug. Inklusive dieses verstörenden Teddys.  Wohin meine Sachen verschwunden, waren konnte ich mir bereits denken. Also rollte ich mit den Augen, und steuerte dann direkt mein Zimmer an. Besser gesagt, unser Zimmer. Noch bevor ich einen Blick hineinwerfen konnte, kam mir der Dieb auch schon entgegen.
„Was soll der Scheiß?", fragte ich genervt. Milo zuckte nur mit den Schultern, und lief dann lässig an mir vorbei.
„Capi wollte es so.", gab er kurzerhand als Erklärung ab. Okay, so nicht. Was denken die, wer sie sind? Wütend marschierte ich auf mein Zimmer zu, um mein Bettzeug zurückzuholen.
„Würde ich lassen.", vernahm ich erneut Milos Stimme. Ich dachte, er wäre herunter gegangen. Doch er stand mit verschränkten Armen in der Zimmertür, und betrachtete mich mit gleichgültigem Blick.
„Gut, dass ich ich bin, und nicht du." Voll beladen mit meiner Bettwäsche wollte ich das Zimmer verlassen, doch Milo blockierte den Ausgang.
„Kannst du bitte gehen?!"
„Erst, wenn du das wieder so hin packst wie es vorher war."
„Genau das habe ich doch vor, du Idiot!", äußerte ich erzürnt. Langsam wurde ich richtig wütend. Es war mir egal, ob ich ihn damit provozierte. Von Milo würde ich mich mit Sicherheit nicht herumschubsen lassen. Dieser schüttelte jedoch nur grinsend mit dem Kopf, und verharrte weiterhin eisern in seiner Position.
„Zick ruhig weiter. Du kommst hier erst raus, wenn du das Zeug wieder aufs Bett legst und es da liegen lässt."
„Was, weil Capi das so will?", platzte es unkontrolliert aus mir heraus. Nun war der Punkt erreicht, an dem auch Milo seine Beherrschung verlor.
„Ja, weil Capi das so will!", keifte er aggressiv. „Besser du machst was er will, bevor er..."
„Ey!", wurde der aufbrausende, kleine Kobold unterbrochen. Es war Vladislav, der seine Hand auf Milos Schulter gelegt hatte, und ihn somit verstummen ließ.
„Ich mach das schon.", nuschelte er seinem Freund zu. Dieser trat einen Schritt zurück, und betrachtete mich engstirnig. Mit geballten Fäusten drehte er sich um, und ging über den Flur wieder nach unten. Ich hatte mich so über diesen aufgeblasenen Spinner aufgeregt, dass ich immer noch schnaufte. Nun ging Vladislavs Blick zu mir. Ich schaute direkt woanders hin, und krallte meine Fingernägel in die Bettdecke. Verdammt, ich wollte nicht mit ihm alleine sein. Im Augenwinkel beobachtete ich, wie er die Tür hinter sich schloss. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Es fühlte sich an, als hätte ich plötzlich Backsteine an den Beinen. Ich konnte mich nicht bewegen.
„Lass uns reden.", brummte der Ukrainer. Als er auf mich zu kam, wich ich direkt einen Schritt zurück. Unbeeindruckt davon griff er nach dem Bettzeug in meinen Armen, und nahm es mir ab. Er platzierte es sorgfältig auf unserem Bett, und zog es gerade, damit es ordentlich aussah. Das war der perfekte Moment, um die Flatter zu machen.
Doch ich unterschätzte ihn - wie schon so oft. Denn bevor ich meine Hand am Türgriff hatte, machte er einen katzenartigen Sprung und stand nun zwischen der Tür und mir.
„Hör auf, vor mir wegzurennen.", sprach er sanft.
„Ich will nicht reden. Ich möchte allein sein."
„Weiß ich. Aber das kann nicht so weitergehen." Er schaute mich mit einfühlsamen Blicken an, während er seinen Kopf leicht seitlich in den Nacken legte.
„Baby, ich bin nicht mehr so. Ich bin nicht mehr der böse Capi.", erklärte er. Ich wollte es nicht hören. Aber da er mich nicht rausließ, hatte ich wohl keine andere Wahl.
„Kommt mir bekannt vor, dieser Satz.", entgegnete ich brummelnd. Mein Magen zog sich krampfhaft zusammen, als ich mich zurückerinnerte.





„Und wie lange soll das gehen?", fragte ich, während wir noch immer gemeinsam die Waffe hielten.
„Ganz einfach: Bis du mir glaubst. Bis du von selbst bei mir sein willst, so wie vorher. Ich bin nicht mehr der böse Capi." Ein letztes Mal sah ich in seine leuchtenden, braunen Augen. Dann nickte ich ihm zu, und er überließ mir die Waffe.
„Du wirst nicht bereuen, glaub mir mal." Mit diesem Satz trat er einen Schritt zurück, und ließ mich dann alleine.





Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt