Part 38 ~ Auf eigene Faust - Teil 2

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Josy

Wir saßen in Vladislav's Mercedes. Er hatte sein Auto auf dem Parkplatz abgestellt, der ein Stückchen von Kareem's Bar entfernt war. Absichtlich parkte er mit ausreichend Abstand, denn ich wollte es so. Kareem sollte nicht sehen, dass Vladislav hier war. Somit wollte ich unnötigen Stress vermeiden. Würde er vor der Tür oder sogar in der Bar warten, wäre die Lage direkt angespannt.
"Alles gut?", fragte ich den Ukrainer, der mit leerem Blick gerade aus starrte. Er sah zu mir herüber, und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel.
"Bist du dir sicher?", fragte er mich besorgt.
"Ja. Du musst dir keine Sorgen machen, okay? Ich will nur reden, mehr nicht."
"Kannst du dein Handy so auf Telefon lassen? Also dass ich an Telefon bin, während du drin bist?"
"Vladislav, bitte. Ich will nichts provozieren. Wenn die das merken, kann ich das mit dem reden direkt vergessen. Bitte, lass mich einfach machen."
"Dann ruf direkt an wenn du raus bist."
"Ich schreib dir sofort, okay?" Er presste seine Lippen aufeinander, und nickte dann wiederwillig.
"Guck mal. Ich weiß, du machst dir Sorgen. Aber vertrau mir einfach. Ich krieg das hin, versprochen." Ich legte meine Hand auf seine, die immernoch auf meinem Oberschenkel ruhte. Er drehte sie um und verschränkte dann unsere Finger miteinander.
"Ich geh' jetzt.", sagte ich entschlossen, und öffnete die Tür. Er blieb sitzen, während ich ausstieg. Bevor ich loslaufen wollte, ging seine Tür auf. Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu. Blockierend stellte er sich unmittelbar vor mich, damit ich nicht durchkam.
"Vladislav, was soll...", er unterbrach mich einfach. Hektisch trat er nach vorne, legte seine Hände an meine Wangen, und drückte mir einen Kuss auf. Gleichzeitig schob er mich damit nach hinten, sodass ich mit dem Rücken an seinem Mercedes hing. Erst war ich etwas erschrocken, doch dann wurde ich locker. Sanft legte ich meine Hände auf seine. Sein Bart kratzte kitzelte leicht in meinem Gesicht, als er sich bewegte. Irgendwie gefiel mir dieses Gefühl jedes mal auf's neue. Schwer atmend löste er sich von meinen Lippen.
"Ein Kratzer, und ich bring' ihn um. Ich schwöre dir, ich werde ihn töten.", drohte er leise.
"Ich liebe dich.", hauchte ich. Noch einmal zog er mich in einen Kuss. Dann trat er einen Schritt von mir weg, und leckte sich über die Lippen.
"Geh.", befahl er. Man konnte ihm einfach ansehen, wie verdammt schwer ihm das fiel. Aber er ließ es zu. Und das bedeutete mir enorm viel.

Ich stand vor der Bar mit dem lilanen Leuchtschlauch über dem Eingang. Kurz atmete ich noch einmal tief durch, und sammelte meinen Mut. Nur ein Gespräch. So schwer konnte das nicht sein. Oder?
Mit einem quietschen öffnete sich die schwarze Tür, die ich mit Kraft aufzog. Jetzt gab es kein zurück mehr. Mit unterdrückter Nervosität betrat ich die Bar.
Mein Blick fiel direkt auf den groß gebauten Mann hinter der Theke, der gerade dabei war einige Gläser abzutrocken. Mit einer merkwürdigen Miene sah er mich an. Er trug ein schwarzes Shirt, und hatte eine Glatze. Wenn ich ihn so ansah, wäre ich am liebsten direkt wieder abgehauen. Aber ich musste das jetzt durchziehen, wenn ich Vladislav retten wollte.
"Hi.", sagte ich, und ging zu dem Mann mit dem Unbehagen auslösenden Blick.
"Ist Kareem da?", fragte ich einfach direkt. Mit eiskalter Miene scannte mich der Mann ab.
"Und du bist wer?", fragte er mit russischem Akzent.
"Josy. Ich bin die Freundin von Capital."
"Die kleine, die unseren Libanesen entführt hat?" Samra. Er meinte Samra. Wie er das sagte, es klang einfach krass. So krass, dass ich kurz schlucken musste.
"Ja.", atwortete ich, und versuchte dabei so selbstbewusst wie möglich zu klingen.
"Was willst du von Kareem?"
"Ich will nur mit ihm reden."
"Ganz schön mutig, hier her zu kommen.",sagte er, legte sein Abtrockenhandtuch beiseite, und ging dann nach hinten. Während er weg war, rieb ich meine schwitzigen Hände an meiner Jeans ab. Ich war so aufgeregt, dass mir schon fast schlecht wurde.
"Tatsächlich.", hörte ich Kareem's tiefe Stimme. Gemeinsam mit dem glatzköpfigen Barkeeper trat er von hinten hervor.
"Wallah ich hab gedacht, du verwechselst sie.", sprach er zu seinem Mitarbeiter.
"Aber du hast dich wirklich hergetraut. Nachdem ihr meine Bar gestürmt habt. Meine Leute geschlagen habt. Euch Samra geklaut habt. Und, zu guter letzt: Nachdem ihr mich verarscht habt, als eure Albaner hier reingeplatzt sind." Er wurde von Sekunde zu Sekunde wütender. Dennoch blieb er beherrscht. Ich hingegen versuchte, mein Zittern zu unterdrücken. Er kam hinter der Bar vor, umd wies mich mit seiner Mimik an, zu ihm zu gehen. Mein Blick wich ihm aus, als ich auf ihn zu ging.
"Dir ist bewusst, dass ich dir schlimmeres antun könnte als das, was ich mit deinem libanesischen Freund gemacht habe? Für eure ganze Aktion könnte ich das dreifache davon mit dir machen." Ohne ihn anzuschauen stand ich nun vor ihm.
"Aber du bist trotzdem zu mir gekommen. Also entweder willst du auf den Deal zurück kommen, oder du steckst ziemlich in der Scheiße. Ich tippe mal auf das zweite. Also, was willst du hier?"
"Ich will reden. Also mit dir." Beinahe brach meine Stimme weg. Meine Angst drohte, mich in diesem Moment aufzufressen. Das Übelkeitsgefühl in meinem Bauch hatte sich in Schwindel verwandelt und ich musste aufpassen, nicht zu schwanken.
"Tamam. Dann reden wir.", stimmte er ein. Er legte seine Hand auf meine Schulter, und drehte mich in Richtung Flur. Dann schob er mich an, damit ich loslief. Mein Herz raste wie bei einem Marathon. Wir steuerten direkt auf das Zimmer zu, in dem sie Samra gefangen gehalten hatten. Aber zum Glück gingen wir nicht in diesen Raum. Er führte mich dort hin, wo ich schon einmal war. Als ich auf der Couch warten musste, bis Samra seine Schulden bezahlt hatte. In dem Moment als wir den Raum betraten, sahen uns direkt fünf bärtige Männer an. Scheinbar hatten wie sie mitten im Kartenspiel unterbrochen.
"Lasst uns kurz alleine.", sagte Kareem hinter mir, und drückte seinen Daumen leicht gegen mein Schulterblatt. Die Männer verließen ohne jegliche Wiederworte den Raum, und schlossen dann die Tür hinter sich. Kareem schob mich in Richtung eines freien Stuhles. Vorsichtig zog er mir die Jacke aus, hing sie über die Stuhllehne, und drückte mich dann nach unten. Er setzte sich mir gegenüber auf die andere Seite, und schob mir eine Schüssel mit Körnern entgegen.
"Nein, danke.", lehnte ich höflich ab.
"Na dann, Josephine. Erzähl mir, warum du hier bist."
Mit so viel Selbstbeherrschung wie möglich erklärte ich ihm unser Problem. Er hörte mir die ganze Zeit aufmerksam zu, ohne mich auch nur einmal zu unterbrechen. Sein Blick ließ nicht von mir ab, während ich erzählte. Irgendwie machte mich das extrem nervös. Aber anderersetes deutete ich es auch als gutes Zeichen. Er hätte mich schon längst unterbrochen, wenn ihn das nicht interessieren würde. Denke ich.
"Und jetzt möchtest du, dass ich mit Namik rede?", schlussfolgerte er. Vorsichtig nickte ich ihm zu. Nachdenklich fuhr er sich über seinen Bart, während er mich musterte.
"Hör zu, Josy. Ich mach' dir einen Vorschlag." Fuck, stimmte er wirklich zu? Hatte ich es wirklich geschafft? Das konnte doch niemals so einfach gewesen sein. Immer wieder spielte ich nervös mit meinen Fingern unter dem Tisch, ohne dass er das bemerkte. Wobei ich mir sicher war, dass er mir meine Angst auch so anmerkte.
"Wir machen einen Deal. Ich rede mit meinem Bruder, damit er euch in Ruhe lässt. Im Gegenzug will ich aber etwas von dir haben." Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, und betrachtete mich mit prüfendem Blick. Bei Gott, bitte sag jetzt nicht ich muss jemandem umbringen. Oder mit Vladislav Schluss machen oder sowas. Bitte, nicht sowas. Meine Augen wurden glasig. Fuck, nein, nicht heulen. Nicht jetzt.
"Keine Sorge, es ist nicht so schlimm.", beruhigte er mich, nachdem er merkte, wie viel Angst ich vor meinem Teil der Abmachung hatte.
"Ich will einen Nachmittag mir dir verbringen. Von Mittag bis Abend, nur wir beide. Ohne deine beiden Beschützer, und ohne meine Leute. Ein Nachmittag, an dem ich mir dir machen kann, was ich will."
"Alles?", fragte ich mit erstickter Stimme.
"Nein, nicht alles. Du musst nicht mit mir schlafen oder sonstige Aktivitäten ausführen, die deine Beziehung gefärden würden. Es seidenn natürlich, du willst es."
Schnell schüttelte ich mit dem Kopf.
"Dann haben wir einen Deal?", fragte er, nachdem er aufgestanden war und mir seine Hand reichte. Mit weichen Knien erhob ich mich von meinem Stuhl, und griff nach seiner Hand.
"Perfekt.", grinste er. Doch anstatt mich loszulassen, verstärkte er seinen Griff ein kleines bisschen und sah mir in die Augen.
"Einige Bedingungen. Dein Handy wird ausgemacht, solange du mit mir unterwegs bist. Niemand soll wissen, wo wir sind und was wir machen."
"Woher weiß ich, dass du mir nichts tun wirst?", fragte ich ihn vorsichtig.
"Das weißt du nicht. Du wirst mir einfach Vertrauen müssen, Habibi." Mit stockte der Atem. Immernoch hatte ich eine Scheiß Angst vor dem größeren dunkelhaarigen, dessen Hand gerade meine drückte.
"Aber ich werde dir mein Wort geben, dass dir nichts passiert. Solange du dich an deinen Teil der Abmachung hälst, werde ich auch meinen einhalten. Ich rate dir, das nicht auszunutzen. Ich bin ein Mann, der sein Wort hält. Sollte ich allerdings feststellen, dass du versuchst mit mir zu spielen, werde ich jeden umbringen der dir etwas bedeutet. Inclusive dich. Du weißt, dass ich das kann."
"Ich halte mich an die Abmachung, versprochen." Kurz sah er mich noch an, dann nickte er und ließ meine Hand los.
"Dann kannst du jetzt zurück zu deinem Freund, der auf dem Parkplatz auf dich wartet." Erschrocken blieb ich stehen und sah ihn an.
"Ich weiß mehr, als du denkst, Josephine.", argumentierte er mit rauer Stimme, und schob mich dann wieder aus dem Raum heraus.
"Sei morgen um zwölf Uhr Mittags hier. Alleine. Ich werde mit Namik reden."
"Kannst du mir versprechen, dass Namik zustimmen wird?", fragte ich, als ich mich zu ihm umdrehte.
"Er ist mein Bruder. Ich kläre das mit ihm, Wallah." Er drückte mir meine Jacke in die Hand, und wies mich dann zur Tür hinaus.
"Morgen, zwölf Uhr. Zieh dich ordentlich an.", warf er mir noch zu, bevor ich durch die Tür trat und wieder draußen stand.

Damit ihr ein Bild von Kareem habt, nehmen wir einfach mal den Kareem aus Dogs of Berlin

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Damit ihr ein Bild von Kareem habt, nehmen wir einfach mal den Kareem aus Dogs of Berlin. 😂
Feier den Typ einfach mies 🥺

Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt