Part 41 ~ Auf eigene Faust - Teil 5

764 30 22
                                    

"Egal was kommt. Wir schaffen das.", sprach Vladislav, während er den Reißverschluss meiner Jacke zu machte. Wieder lehnte ich mit dem Rücken an seinem Mercedes, und sah ihm in die Augen.
"Hast du Angst?", fragte er mich besorgt, und legte seine Hand auf meine Wange. Ich schüttelte mit dem Kopf, und er zog mich daraufhin in seine Arme. Natürlich hatte ich Angst. Ich hatte sogar eine scheiß Angst . Aber ich wollte nicht, dass er sich noch mehr Sorgen machte, als er es sowieso schon tat. Also versuchte ich, mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Ein letztes mal legte er seine weichen, nach Weed schmeckenden Lippen auf meine. Dann löste er sich von mir, und machte mir Platz.
"Bis heute abend, Inshallah.", sagte er noch, bevor er mich gehen ließ. Als ich mich von ihm entfernte, kam meine Nervosität noch heftiger hervor. Meine Hände zitterten, und ich malte mir aus, wie der Tag wohl verlaufen würde. Wobei ich eigentlich lieber gar nicht darüber nachdenken wollte.
Samra hatte ich seit dem Abendessen gestern nicht mehr gesehen. Vladislav meinte, er hätte ihm nachts irgendwann geschrieben, dass er ins Studio gefahren ist. Er wollte mich sicherlich nicht sehen, weil er wütend war. Auch wenn er nicht noch einmal etwas dazu geäußert hatte wusste ich, wie sehr ihn das ankotzte. Das war der Grund, weshalb er sich einfach davon distanzierte. Vielleicht war es so einfach das beste.
Nach wenigen Minuten sah ich die schwarze Tür der Bar. Meine Knie wurden weich, und meine Amtung schwerer. Fuck, meine Angst ließ meinen Kreislauf einfach verrückt spielen. Aber ich musste mich einfach zusammenreißen.
Mit wackeligen Beinen stand ich vor der schwarzen Tür mit dem lilanen LED - Schlauch. Noch einmal durchatmen, und dann los.
Bevor ich einen Fuß nach vorne setzen konnte, hörte ich plötzlich Schritte. Schnelle Schritte. Jemand rannte in meine Richtung. Erschrocken drehte ich mich um.
"Samra? Was machst..." Er unterbrach mich mitten im Satz.
"Halt die Klappe.", fuhr er mich an. Blitzschnell drehte er mich um, legte einen Arm um meinen Bauch, und hob mich hoch. Seine freie Hand drückte er mir auf den Mund. Panisch versuchte ich mich zu befreiten, während er mich in die Gasse neben der Bar trug. Ich zappelte unter seinem Griff, doch es brachte mir rein gar nichts. Er war viel zu stark.
Irgendwann sah ich seinen Lamborghini, den er etwas versteckt geparkt hatte. Er riss die Tür auf, drückte meinen Kopf herunter, und schnallte mich an. Hektisch schnallte ich mich wieder ab und wollte aussteigen, doch ich unterschätzte ihn. Er hatte seine Tür schneller zu, als ich meine aufmachen konnte. Direkt war die Kindersicherung aktiviert, und sperrte mich damit im Auto ein.
"Hast du sie noch alle? Mach die Kindersicherung raus!", schrie ich ihn an. Ich musste aus diesem Auto heraus. Wenn ich mich nicht an die Abmachung hielt, wären die Konsequenzen gravierend. Und das war noch untertrieben.
"Mach auf!", protestierte ich, und beugte mich über ihn, um an den Hebel zu kommen. Ich hing einfach mit meinem Oberkörper auf seinem Schoß, und versuchte das Auto zu entsperren. Eiskalt griff er meine Handgelenke, und verhinderte dass ich das Auto entsperrte.
"Setz dich hin und halt die Klappe.", knurrte er, und drückte mich zurück in den Sitz.
"Das kannst du nicht machen!" Er fuhr mit quietschenden Reifen los, und beschleunigte innerhalb von wenigen Sekunden von Null auf 80km/h.
"Du weißt nicht, was du damit anrichtest!" rief ich hysterisch. Er drückte noch fester aufs Gaspedal, sodass ich regelrecht in den Sitz gedrückt wurde.
"Bitte, halt an!" Das Atmen viel mir schwerer, je schneller er fuhr. Angsterfüllt griff mich mit der einen Hand nach dem Griff über der Tür. Die andere Hand legte ich Reflexartig auf seinen Oberschenkel. Es war eine unüberlegte Handlung, weil ich das bei Vladislav auch immer so machte, wenn er durch die Gegend raste. In dem Moment war mir aber auch echt scheißegal, ob es Samras Bein war. Ich hatte einfach Angst um mein Leben, so schnell wie er fuhr.
"Du bringst uns noch um!", quietschte ich, als er fast einem langsamer fahrenden Auto hinten drauf krachte. Auf der Autobahn drückte er dann richtig auf Vollgas.
"Samra!", schrie ich, doch er ignorierte mich. Wir fuhren ca 10 Minuten. Es kam mir vor, als wären wir eine Stunde unterwegs gewesen. Diese 10 Minuten, in denen ich Angst um unser beider Leben hatte, zogen sich einfach wie Kaugummi in die Länge. Irgendwann fuhr er von der Autobahn herunter, und steuerte irgendein Hotel an. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren. Ich hatte keine Ahnung, was er vor hatte. Und was Kareem machen würde wenn er fest stellte dass ich nicht da war, wollte ich mir gar nicht ausmalen.
Stark bremsend kam er auf dem Parkplatz vor dem Hotel zum stehen. Mit schnellen Schritten stieg er aus, und holte mich aus seinem Auto heraus.
"Wehe du machst Szene.". drohte er mir wütend.
"Du verstehst das nicht! Du musst mich zurück bringen, bitte!", flehte ich ihn an.
"Lan was für zurück bringen? Ich lass nicht zu, dass du mit diesem Hund mitgehst! Jetzt halt die Klappe, bevor ich dich ficke!", fuhr er mich aggressiv an. Er wollte mich mitziehen, doch ich wehrte mich.
"Hör mir doch zu!" Mit viel Kraft schaffte ich es, ihn zu bremsen bevor er mich sich mitzerren konnte.
"Kareem wird uns alle umbringen lassen, wenn ich mich nicht an die Abmachung halte! Bitte, wir müssen zurück!"
"Dann ist Hotel zu unsicher.", überlegte er.
"Tamam, komm. Wir tauchen ab."
"Nein!" quietschte ich. Dieses mal schaffte er es, mich mitzureißen. Er zog mich mit zum ersten Taxi, dass er sah.
"Wallah, wenn du Aufstand machst...provozier' mich nicht.", spuckte er mir zu, bevor wir ins Taxi stiegen. Wir saßen beide auf der Rückbank, und Samra nannte dem Fahrer irgendeine Adresse, die er gegoogelt hatte. Als wir losfuhren legte er seine Hand auf meinen Oberschenkel. Jedes mal wenn ich versuchte Abstand von ihm zu nehmen, verstärkte er seinen Griff. Irgendwann krallte er sich regelrecht in meinen Oberschenkel. Ich ignorierte den Schmerz. Alles was mir durch den Kopf schoss war Kareem. Wir waren alle sowas vonTod. Das Taxi hielt vor einem Hotel mitten in der Stadt. Samra steckte dem Fahrer einen Hunderter zu, und schob mich nach draußen. Wir musste eine Straße überqueren, um zum Hotel zu kommen. Als wir auf halber Strecke waren, hörte ich plötzlich quietschende Reifen. Das letzte was ich sah waren die zwei hellen Scheinwerfer. Und Samra, der mich mit voller Kraft zur Seite schubste. Für eine Sekunde hatte ich keinen Boden unter den Füßen. Danach war alles dunkel.



Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt