Part 97 ~ Das Böse kehrt zurück

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„Verdammt, was soll das?", beschwerte ich mich, als ich zum wiederholen Mal beim Laufen geschubst wurde. Wahrscheinlich lief ich ihnen zu langsam, oder es bereitete ihnen einfach Freude mich zu quälen. Die Männer die mich entführt hatten, brachten mich zu einem Ort, der nicht so schäbig aussah wie ich es erwartet hätte. Ganz im Gegenteil. Durch eine Schiebetür waren wir in ein riesiges Gebäude eingetreten, welches dem von Universal glich. Es war gigantisch. Mehrere Geschosse, Panoramafenster in den Fluren, und eine sehr schicke Inneneinrichtung. Man hatte einen weiten Ausblick auf die riesige Hauptstadt, was mich vermuten ließ, dass wir irgendwo in Zentrumsnähe sein mussten. Ich lebte seit meiner Geburt in Berlin und kannte mich relativ gut aus, jedoch war mir dieses Bauwerk fremd.
In völliger Unwissenheit was hier überhaupt los war fragte ich: „Wo bringt ihr mich hin?"
Doch ich wurde ignoriert. War es zu viel verlangt mir wenigstens zu sagen, wem ich gleich gegenüberstehen sollte? Anscheinend schon.
Ich hatte das Gefühl, dass wir einmal durch das ganze Gebäude und wieder zurückliefen. Durch mehrere Feuerschutztüren, an etlichen Büroräumen vorbei. Den Schildern nach zu urteilen, gab es hier sogar eine Cafeteria. Vielleicht war es wirklich das Universal Gebäude? Vor einiger Zeit hatte ich mal etwas darüber gelesen. Vom Aufbau her erinnerte es mich stark daran.
Nach ewig langem Fußmarsch kamen wir schließlich vor einem Fahrstuhl zum Stehen. Einer der Männer betätigte den Knopf, und der Aufzug begab sich auf unsere Etage. Im Inneren des Fahrstuhls staunte ich nicht schlecht. Dreizehn Etagen, wow. Und wir fuhren bis ganz nach oben. Es fühlte sich an, als würde dieses blöde Teil niemals oben ankommen. Dann, als die Luft schon anfing stickig zu werden, ertönte das ersehnte Geräusch und die Türen schoben sich auf.
Das alles kam mir so surreal vor, dass ich mich immer wieder selbst davon überzeugen musste nicht zu träumen. Mir war bewusst, dass wir gerade in die dreizehnte Etage gefahren sind. In einem Gebäude von kolossaler Größe. Aber alles was ich sah, spiegelte Vladislavs Hauptquartier mit verblüffender Ähnlichkeit wider. Die Couch auf der linken Seite, wenn man hereinkam. Der gruselige Gang zu meiner rechten. Und natürlich ein langer Gang der geradeaus führte (bei Vladislav war es eine Metalltreppe nach oben). Auch hier musste man nach rechts abbiegen, und dann wieder ein Stückchen nach laufen. Wo in Vladislavs Quartier das Büro gewesen wäre, befand sich hinter dieser Tür jedoch etwas anderes. Nämlich nichts. Pure Dunkelheit, und nichts als schwarz. Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, wurde ich plötzlich hineingeschubst. Dieses Mal allerdings so stark, dass ich dabei fast zu Boden fiel. Mit letzter Kraft und etwas Glück konnte ich einen Sturz verhindern. Als ich schon Panisch zurückrennen und gegen die Tür Hämmern wollte, ging auf einmal das Licht an. Im ersten Moment blendete es unheimlich und ich musste mir die Hände schützend vors Gesicht halten. Doch dann gewöhnten sich meine Augen wieder an die Helligkeit. Mein Herz blieb für einige Sekunden stehen, als ich erblickte wer sich da mit mir in einem Raum befand. .
„Vlad!", quietschte ich so laut, dass meine Stimme wegbrach. Da stand er. In seinem blauen Anzug, mit den Händen hinter dem Rücken und einem Blick, der für mich undeutbar war. In diesem Moment ignorierte ich alles. Wo ich mich befand, wer mich hergebracht hatte und warum ich überhaupt hier war. Es war mir alles egal. Was zählte war das hier und jetzt. Also zögerte ich nicht lange, rannte auf ihn zu, und warf mich um den Hals.
Die zerrissene Hose, das Blut und die Wunden in seinem Gesicht waren mir nicht entgangen. Jedoch war ich so froh ihn an mich gedrückt halten zu können, dass ich das alles ausblendete.
„Bitte sag mir, dass es nicht zu spät ist.", hauchte ich, während ich sein Gesicht in meine Hände nahm und ihm in seine gequälten, braunen Augen sah.
„Ich bin ich.", flüsterte er mit apathischer Miene. Ich konnte nicht anders, als ihm daraufhin einfach meine Lippen aufzudrücken. Zuerst regte er sich nicht. Doch dann erwiderte er den Kuss. Ich wandte mich von seinen Lippen ab, fuhr durch seine zerzausten Haare, und zog ihn dann wieder in meine Umarmung. Nie wieder wollte ich loslassen. Doch warum erwiderte er die Umarmung nicht? Erst jetzt fiel mir auf, dass seine Hände hinter dem Rücken gefesselt waren.
„Vlad...", seufzte ich, und hätte am liebsten angefangen zu weinen. Was hatten sie ihm nur angetan?
„Baby.", knurrte er. „Sie haben dich hergebracht, oder?"
„Ja.", flüsterte ich und spürte, wie er sich anspannte. „Was haben sie vor?"
„Nicht sie. Er.", flüsterte er zurück. Noch immer klebte ich an ihm wie Kaugummi.
Ehe ich etwas erwidern konnte, hörte ich ein Geräusch aus einer dunklen Ecke des Raumes.
„Ach, wie süß.", vernahm ich Khalils Stimme.
Nein. Das durfte nicht wahr sein. Bitte, das musste ein böser Albtraum sein.
Aber so war es nicht. Es war real. Genauso real wie die Männer, die plötzlich auftauchten. Drei von ihnen positionierten sich hinter Vladislav, während zwei auf mich zukamen. Sie packten mich an den Armen, und rissen mich von ihm weg.
„Nein!", quietschte ich, während ich versuchte mich zu befreien. Aber ich hatte keine Chance. Sie waren viel zu stark, und außerdem in der Überzahl.
„Jetzt sehen wir uns endlich mal alle zur selben Zeit.", grinste der Libanese im schwarzen Shirt, welcher ein paar Schritte nach vorne getreten war, um näher am Geschehen zu sein.
„Ich will gar nicht lange rumquatschen.", sagte er, und begab sich in meine Richtung. Ich rechnete mit dem schlimmsten. Würde er mich hier und jetzt Töten? Vor Vladislavs Augen? War es nicht das, was er immer wollte?
„Capi, Bruder.", begann er, während er sich hinter mir positionierte. Noch immer wurde ich von beiden Seiten festgehalten, sodass ich mich nicht groß bewegen konnte.
„Reden wir nochmal über unseren Deal."
„Welcher Deal, du Hurensohn?", platzte es plötzlich aus dem Ukrainer heraus, welcher sich bisher komplett ruhig verhalten hatte. „Du stellst einen scheiß Deal auf, und hältst dich dann nicht dran! Was muss deine Mutter von dir denken, du ehrenloser Hundepic?!", brüllte er, völlig ungehalten. Die Männer um ihn herum packten ihn daraufhin an den Schultern, während sich einer von ihnen in seinen Haaren festkrallte. Sein Kopf wurde leicht nach hinten gezogen, während Vladislav sich weiter kräftig versuchte zu wehren.
„Nehmt eure verkrackten Wichshände weg, ihr Schwänze!", schimpfte er. Doch es brachte ihm nichts. Ganz im Gegenteil. Das sorgte nur dafür, dass sie ihm stärker an den Haaren zogen. Es war deutlich ersichtlich, wie Vladislav vor Schmerz die Zähne zusammenbiss.
„Wer ist denn derjenige, der sich nicht an den Deal hält du Hund?", brüllte Khalil hinter mir nun zornig zurück.
„Es hieß, die Freiheit von ihr und Samra gegen den Joker! Leider sehe ich vor mir nicht den Joker, sondern nur einen kleinen billigen >ich bin nicht wegen Geld gegangen< - singenden Schwanzlutscher! Ich will keinen Capi, wer brauch diesen dreckigen Verräter schon? Ich will den Joker, und zwar jetzt!"
„Checkst du das nicht, du Hund?", fauchte Vladislav knirschend. „Der Joker ist raus aus meinem Kopf, schon lange! Da hättest du eher aufstehen müssen, du scheiß Dackel!"
„Denkst du, ich lass zu, dass du Eier mit mir spielst? Der Joker ist noch in deinem Schädel, ich seh das in deinen Junkyaugen! Du brauchst nur einen kleinen Ansporn, wie mir scheint."
Das war der Moment, als ich Khalils Körper hinter mir wahrnahm. Meine Atmung stoppte unwillkürlich, als die kalte Klinge an meine Kehle berührte.
„Siehst du die Schnitte? Ich hab kein Problem damit, dieses Mal tiefer zu schlitzen.", begann er zu drohen. Als ich wieder Luft holte, verschnellerte sich meine Atmung sofort. Ich konzentrierte mich darauf flach zu atmen, während ich weiterhin versuchte mich aus den Griffen der Männer zu befreien.
„Mach's nicht, Vlad. Bitte!", flehte ich den Ukrainer an. Er durfte den Joker nicht zurückholen. Denn das würde das Ende für ihn bedeuten. Nochmal könnte er ihn nicht kontrollieren. Er würde die Oberhand gewinnen, und dann wäre alles vorbei. Vladislav könnte nie wieder er selbst sein. Seine komplette Zukunft stand damit auf dem Spiel.
„Überleg es dir gut, Capi. Hol ihn. Oder der nächste Schnitt wird der letzte sein."
„Nicht! Vladislav!", flehte ich wieder. Lieber würde ich sterben, als dass der Joker Vladislavs Leben zerstörte.
„Entscheide dich!", brüllte Khalil plötzlich so laut, dass mir fast das Trommelfell platzte. Doch Vladislav sagte nichts. Er starrte ihn nur mit sturem Blick an.
„Von mir aus. Dann sag bye bye."
Khalil setzte das Messer weiter rechts an, und übte dann Druck aus. Ich schloss die Augen und wartete darauf, dass der Schmerz einsetzte. Ich zählte innerlich. Drei...zwei...
Stille. Alles was man hörte was das leise Schnaufen aller beteiligten in diesem Raum. Plötzlich ertönte ein Kichern. Als nächstes folgte eine dramatische Pause. Dann hallte Vladislavs tiefe, belustigte Stimme durch den Raum.
„Warum ein Blutbad veranstalten? Stich ins Herz macht doch viel weniger Arbeit. Und auch mehr Spaß.", hörte man ihn Grinsen. Ich öffnete meine Augen. Was ich sah, war verstörend. Vladislavs Blick hatte sich verändert. Seine Mimik, seine Haltung...alles war plötzlich anders. Gleichgültiger. Psychotischer.
„Respekt, Bruder. Du hast es geschafft, dass ich das Zepter wieder in die Hand nehmen konnte. Man könnte fast meinen, ich wäre dir was schuldig.", sprach er mit einer Stimme, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Langsam entfernte Khalil das Messer von meinem Hals, und ging dann einige Schritte auf Vladislav zu. In mir zerbrach in diesem Moment alles. Vladislav hatte sich geopfert, damit Khalil mich nicht tötete.
„Sieht so aus, als steht das Geschäft noch?", fragte er den dunkelhaarigen Ukrainer mit dem geisteskranken Lächeln auf den Lippen.
„Natürlich. So, wie wir es abgemacht hatten.", stimmte er ihm zu.
„Perfekt, Habibi." Khalil gab seinen Leuten ein Zeichen, woraufhin sie Vladislav losließen. Einer von ihnen durchtrennte die Fesseln an seinen Handgelenken, woraufhin er jeden seiner Knochen laut knacken ließ.
„Aber bevor wir unseren Plan durchziehen..."
Plötzlich ging Vladislavs Blick zu mir. Mein Herz setzte für eine Sekunde aus. Als er dann langsam auf mich zukam, drohte ich beinahe vor Angst ihn Ohnmacht zu fallen. Er sah die Männer die mich festhielten mit anweisenden Blicken an. Daraufhin wurde ich losgelassen.
„Dieses Mal ist es andersherum. Lustig, hm? Beim letzen Mal hab ich dich ausgeliefert. Aber jetzt...", Vladislav legte den Kopf schief, und schenkte mir ein verstörend fieses Lächeln.
„Jetzt wurdest du mir ausgeliefert."
In mir brannte eine Sicherung durch. Ich fühlte ich mich wie vom Blitz getroffen. Adrenalin strömte durch meinen gesamten Körper, und lud mich komplett mit Energie auf. Ohne lange zu überlegen, rannte ich einfach los. Keiner der fünf Männer erwischte mich, als ich durch die Tür stürmte. Ich sah zwar im Augenwinkel wie sie versuchten mich zu ergreifen, jedoch schien es mir, als würde mich niemand verfolgen. Kurz überlegte ich tatsächlich den Fahrstuhl zu nutzen, doch das war viel zu riskant. Also steuerte ich den Notausgang an, und rannte alle dreizehn Stockwerke über die Treppen nach unten. Als ich dann die Schiebetür erreichte, sprintete ich blind nach draußen in die Freiheit. Keine Ahnung wohin, Hauptsache weg hier.


Hey Leute 😊Ich sehe immer, dass viele die Kapitel lesen, aber nicht abstimmen

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Hey Leute 😊
Ich sehe immer, dass viele die Kapitel lesen, aber nicht abstimmen.
Kein Feedback auf Kapitel zu bekommen ist ziemlich demotivierend, da in den einzelnen Parts wirklich viel Arbeit und Aufwand steckt.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr hier und da das kleine Sternchen anklickt oder vielleicht sogar einen Kommentar hinterlasst 😊

P.S. : Das nächste Kapitel wird heute auch noch erscheinen ;)

Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt