23: Eine nasse Überraschung

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Es war kurz nach neun, als an diesem Morgen der Bus des THW Kiels vor dem Schwimmbad hielt. Die gesamte Busfahrt über war aufgeregt durcheinander geredet worden, weil alle sich über die mal etwas andere Trainingseinheit freuten. So war es für Filip nicht die einfachste Aufgabe sich die Aufmerksamkeit seiner Spieler an diesem Morgen zu verschaffen. Ein lautes Räuspern ließ jedoch die Gespräche dann doch verstummen und alle wandten sich dem Trainer zu. "Wir gehen jetzt gleich geschlossen nach drinnen. Anschließend kann jeder sich umziehen gehen und wir treffen uns dann drinnen im Schwimmbad am Schwimmerbecken wieder", erklärte dieser das weitere Vorgehen, bevor die Bustüren geöffnet wurden und eine wilde Meute aus dem Bus stürmte. Jeder schien so schnell wie möglich seine Tasche ergattern zu wollen. Als gäbe es irgendwelche Gratisrabatte wurde sich auf das Gepäckfach gestürzt. "Jetzt chillt mal, das Wasser läuft euch nicht weg", versuchte Papa Bammbamm seine Kinder wieder zur Vernunft zu bringen. Doch keiner schien ihn gehört zu haben. Niko und Miha lieferten sich ein kleines Wettrennen bis zum Eingang. Niko ging als Sieger aus dem Duell hervor, weil der Slowene statt Ziehen gedrückt hatte und voll gegen die Eingangstür gerannt war und anschließend laut von seinen Mannschaftskollegen ausgelacht wurde.

"Wie Kleinkinder", hörte Lucie ihren Vater neben sich belustigt die Augen verdrehen. "Ich könnte fast wetten, dass du vor ein paar Jahren nicht anders gewesen bist", schätzte Lucie und wurde sofort von Steffen bestätigt, der sich von hinten anschlich und seine Hand mit der von Filip verschränkte. "Ja, er war auch mal so ein Quatschkopf", plauderte Steffen alte Geschichten aus und strupelte Filip einmal durchs Haar, was dieser jedoch hasste und sich sofort wütend funkelnd wieder die Haare glatt strich. Drinnen ging das Kindertheater weiter. Nachdem Miha nicht das Drehkreuz, sondern den Kindereingang genommen hatte, versuchten nun auch einige der größeren Spieler sich durch diesen durchzuquetschen. Filip war einfach nur froh, dass keine andere Gäste da waren. Trotzdem schämte er sich etwas vor dem Badpersonal für das kindische Verhalten seiner Spieler. "Jungs jetzt lasst den Scheiß", sprach er, nachdem ihm das Ganze dann doch genug war, ein Machtwort. Sofort benutzten die Spieler wieder wie normale Erwachsene den richtigen Eingang.

Im Umkleidebereich verschwanden Filip und Steffen zusammen in einer Kabine, woraufhin Lucie, sich einen frechen Kommentar nicht verkneifen konnte. "Nur so ... denkt daran, dass die Türen hier nicht schaldicht sind", kicherte sie belustigt und wollte gerade in der Kabine nebenan verschwinden, als ihr Steffens Flipflop empört entgegengeflogen kam. Lucie schaffte es gerade noch so diesem auszuweichen, prallte dabei jedoch gegen den Dänen, der gerade an ihr vorbei in die nächste freie Kabine huschen wollte und von der Stichelei nichts mitbekommen hatte, weil er noch nicht wirklich wach war und am liebsten wieder zurück ins Bett verschwinden wollte. Sofort färbten sich Lucies Wangen wieder rot und ihr Herz begann in ihrer Brust wieder schneller zu schlagen. "Sorry", entschuldigte sie sich peinlich berührt bei dem Dänen, der nun etwas verwirrt seine Kopfhörer abnahm, weil er nun doch neugierig geworden war, wieso hier Flipflops durch die Gegend flogen. Unterdessen hatte Lucie den Flipflop wieder von Boden aufgehoben und überlegte einen Moment, ob sie Steffen damit versuchen sollte abzuwerfen, doch dann nahm sie den Flipflop einfach mit und verschwand in ihrer Kabine. "Lucie", hörte sie den verzweifelten Ruf von Steffen. Unterdessen verschwand der Däne zwar etwas verwirrt ebenfalls in seiner Kabine.

Lucie ließ sich erstmal erschöpft auf die kleine Bank fallen und atmete einmal tief durch. Zum Glück schien sich ihr Herz langsam wieder zu beruhigen. Sie öffnete ihre Sporttasche und zog ihre türkisblauen Bikini heraus. Nachdem sie ihre Straßenklamotten gegen den Bikini und Flipflops getauscht hatte und sich ärgerte ihren Füße nicht frisch lackiert zu haben, denn von diesem war das meiste des Nackellacks wieder abgebröselt, flechtete sie ihre langen hellbraunen Haare zu einem Zopf zusammen. Dann schnappte sie sich ihr Handtuch und Steffens einen Flipflop und steuerte einen der Spints an, um dort ihre Tasche einzusperren. Als sie an Steffens Kabine vorbeikam, warf sie diesen einfach von oben in die Umkleidekabine zurück. Ein panischer Schrei war zu hören, gefolgt von Filips beherzten Lachen, weil Steffen sich so vor dem herabfallenden Flipflop erschreckt hatte. Lucie hingegen lief lachend weiter zu den Spints, während ihr Kopf den Schrei von Steffen in bildliche Szenen umwandelte. Auf einmal spürte sie wie ihr Herz ähnlich wie gestern nach dem Spiel wie verrückt gegen ihren Brustkorb zu schlagen begann. Vorsichtig warf sie einen Blick nach oben zu der Person, die soeben neben sie getreten war, um ebenfalls seine Tasche in einem der Spints zu verstauen. Magnus wollte sie gerade auf die Flipflop Sache ansprechen, doch er bekam kein Wort raus, da hatte Lucie bereits den Schlüssel aus dem Spint gezogen und verschwand fluchtartig Richtung Frauen Duschen, weil die Signale ihres Herzens sie erneut komplett verunsicherten. Dort musste sie erstmal tief durchatmen. Es dauerte einige Minuten bis es ihr gelang, ihr Herz wieder einigermaßen in den Griff zu bekommen.

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