9: Eine Schnapsidee

157 7 10
                                    

"Moin ihr Faulpelze", war es der Österreicher, der die angenehme Stille unterbrach und sich zu seinen Mannschaftskollegen ins Gras setzte. "Wie war dein Interview?", erkundigte sich der Schwede, wie der Pressetermin des Österreichers gelaufen war. "Was würdet ihr sagen, wer von uns sich am ehesten verstecken würde, damit er nicht mit joggen muss?", fragte Niko eine Frage, die ihm während dem Interview gefragt worden war, neugierig in die Runde. Noch immer zerbrach er sich über diese Frage den Kopf. "Also Raffi würde von uns allen glaub am wenigsten Ärger von Filip kassieren", antwortete Rune ohne überhaupt sich ein Stückchen zu bewegen. "Genau das hab ich auch gedacht, aber natürlich nicht gesagt. Meine Begründung war, dass es Steffen nicht mehr nötig hat, weil er so eine Maschine ist", atmete Niko erleichtert auf, dass er nicht der Einzige ist, der diesen Gedanken hatte.

Der Franke, der zwar kurz die Augen geschlossen hatte und ein kurzes Nickerchen gemacht hatte in der Hoffnung diese grauenhaften Bilder aus dem Kopf zu bekommen, wurde auf seinen Namen aufmerksam, der erwähnt worden war. "Was ist mit mir?", fragte dieser und bemerkte erst jetzt, dass Niko sich zu ihnen gesellt hatte. "So ne Frage in Nikos Interview", brachte Harry ihn auf den neusten Stand und Niko wiederholte seine Frage. "Stimmt - nach dem was ich gerade abgezogen habe... geht es gar nicht mehr peinlicher", brummte Steffen noch immer genervt über sich selbst vor sich hin. Er versuchte die ganze Zeit das Geschehene aus seinem Kopf zu verbannen, jedoch bisher erfolglos. "Ach komm. Jetzt hör auf dich deswegen fertig zu machen", versuchte Rune seinen Freund zu beruhigen. "Tomorrow nobody erinnert sich", wurde dieser taträftig vom norwegischen Superstar Sander Sagosen unterstützt. "Ich will gar nicht wissen, was Victor jetzt von mir denkt", äußerte Raffi laut seine Gedanken.

Unterdessen verstand Niko nur Bahnhof. Was hatte er verpasst? Erst jetzt fiel dem Österreicher auf, wie fertig sein Mannschaftskollege wirkte. Die Neugier brannte ihm förmlich unter den Fingernägeln. Und wieso machte sich Steffen darüber Gedanken, was Victor von ihm dachte? Irgendwie ergaben die Bruchteile, die er bisher erfahren hatte, keinen Sinn, egal wie er versuchte diese in Gedanken zusammenzusetzen. "Kann mich mal jemand aufklären?", bat Niko seine Freunde um Hilfe. Jedoch bekam er vorerst keine Beachtung, weil alle damit beschäftigt waren, Steffen irgendwie zu beruhigen. Dieser versuchte noch immer verzweifelt dieses Scharmgefühl loszuwerden. Beleidigt begann Niko einige Grashalme rauszureißen und seine Freunde mit diesen zu bewerfen, dass diese ihm endlich ihre Aufmerksamkeit schenken würden. "Man Niko! Was soll das?", beschwerte sich Rune lautstark und zupfte sich panisch das Gras aus den Haaren. Was Niko amüsiert zum Schmunzeln brachte. "Rune und seine heiligen Haare", zog er den Links Außen auf, der ihm daraufhin wütend funkelnde Blicke zuwarf, die Niko jedoch einfach ignorierte und seine zuvor gestellte Frage wiederholte. "Würde mich mal jemand freundlicherweise einweihen, wieso Steffen so aussieht als würde er am liebsten in einem Erdloch versinken wollen?"

Lucie, der das ständige Gerede auf die Nerven ging, weil sie eigentlich in Ruhe lesen wollte, übernahm kurzerhand die Aufgabe, Niko aufzuklären, was vorgefallen war. "Steffen hat bei Filip geduscht und wollte diesen zum Sex animieren, hat aber nicht bemerkt, dass Victor gerade bei Filip im Zimmer war - den Rest kannst du dir selbst zusammenreimen", gab Lucie eine Schnellzusammenfassung und schilderte das Ganze, als wäre es nichts Außergewöhnliches. Sie wollte sich wieder ihrem Buch zuwenden, da brach Niko jedoch erstmal in lautes Gelächter aus. "Das hast du nicht wirklich getan", japste Niko nach Luft. "Doch ... aber du hilfst mir gerade echt, dass ich mich besser fühle", kam es sofort ironisch von Steffen, der verzweifelt die Hände hinter seinem Gesicht vergrub. Wie sollte er das bloß Victor erklären? Oder sollte er das überhaupt nochmal ansprechen? Er versuchte einen Weg zu finden, wie er das Ganze am besten wieder gerade biegen konnte.

Es dauerte einige Minuten bis sich Niko wieder eingekriegt hatte. Lucie hatte mittlerweile frustriert ihr Buch zugeklappt. Sie hatte es aufgegeben nochmals in Ruhe lesen zu können. Die ständige Nebengeräusche waren einfach nervig. Nun versuchte sie es den Freund ihres Vaters etwas aufzumuntern: "In ein paar Tagen könnt ihr darüber lachen." "Also ich würde mich zu Grund und Boden schämen", platzte es aus Niko heraus und half nicht wirklich dabei, dass Steffen sich besser fühlte. "Niko", fuhr Rune ihn sofort an, um diesen deutlich zu machen, dass seine Kommentare gerade wirklich unangebracht waren.

Everything I didn't sayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt