145: Zu spät

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Steffen:

Der schrille Ton von Filips Wecker, den ich aus gutem Grund nicht ausstehen konnte, ließ mich erschrocken aus dem Schlaf hochfahren. Genervt vergrub ich meinen Kopf unter dem Kopfkissen, damit das Geräusch etwas erträglicher war, bevor ich grummelnd Filip aufforderte endlich das scheiß Teil auszumachen. Doch von diesem kam keinerlei Regung. Ich drehte mich genervt auf die linke Seite, auf welcher ich eigentlich erwartete Filip vorzufinden. Doch verwirrt stellte ich fest, dass seine Betthälfte bereits gemacht war und von Filip jegliche Spur fehlte. "Hatte er überhaupt geschlafen?", schoss es mir augenblicklich durch den Kopf.

Augenblicklich war er wieder da. Der Geschmack der Enttäuschung. Ein tiefes Seufzen entfuhr meiner Brust, bevor ich langsam über Filips Betthälfte hinweg zu seinem Nachttischchen robbte, um den Schreihals names Wecker endlich zum Schweigen zu bekommen. Bei meinem Versuch mich nach diesem zu strecken, schaffte ich es den Wecker mit samt dem anderen Zeug, welches auf Filips Nachttisch lag, von diesem zu räumen, sodass dieser mit einem lauten Schlag neben dem Bett auf dem Boden landete. Zu meinem Pech schrie der Wecker weiter fröhlich vor sich hin. Das nenne ich mal einen hervorragenden Start in den Tag. Erschöpft sackte ich auf der Matratze zusammen. "Filip", rief fast verzweifelt nach meinem Freund in der Hoffnung, dass dieser mich erlösen würde.

Doch auch jetzt wurde ich nicht von ihm gerettet, weswegen ich mich mit komischen Verreckungen aus dem Bett hing, um den Boden nach dem blöden Wecker abzusuchen. Ich wurde glücklicherweise schnell fündig und schaffte es endlich diesen zum Schweigen zu bringen. Erleichtert atmete ich auf und ließ mich quer über beide Betthälften liegend zurück auf die Matratze fallen. "Wie spät ist es eigentlich?", schoss es mir durch den Kopf, denn mein Gefühl sagte mir, dass es bereits ziemlich hell unter der Schlafzimmertür ins Zimmer hineinschien. Ich griff nach dem Wecker, der links neben mir auf dem Bett lag, um auf die Uhr schauen zu können.

Dieser verriet mir, dass es bereits nach 11 war. Wann hatte ich das letzte Mal bitte so lange geschlafen? Ich glaub ich werde alt. Früher hatte mich eine nächtliche Ankunft nach einer Auswärtsfahrt doch auch nicht so umgehauen? Ich hatte das Gefühl die Nacht durchgefeiert zu haben. Ein müdes Gähnen konnte ich mir nicht verkneifen. Erst jetzt fiel mir auf, dass auf der Rückseite des Weckers ein Post it befestigt war. Klebte das schon immer an diesem?

Verwirrt riss ich dieses ab und hielt es mir vors Gesicht. Es dauerte jedoch etwas bis meine Augen in der Lage waren, die Buchstaben auf diesem zu entziffern.

"Guten Morgen du Schlafmütze. Ich dachte ich lasse dich mal ausschlafen, habe aber sicherhaltshalber Mal den Wecker auf 11 Uhr gestellt. Ich bin schonmal ins Trainingslager gefahren. Du kannst dein Auto nehmen, Lucie hat Online Vorlesung ;) Hab dich lieb, FIlip!

P.S. Sei pünktlich! 14 Uhr Trainingsbeginn!"

Automatisch musste ich schmunzeln. Als ob ich nicht wüsste, wann Training ist! Ich musste echt sagen, dass ich froh war, dass wir heute erst 14 Uhr in der Halle antanzen mussten, so blieben mir noch gute zwei Stunden bis ich mich auf den Weg zur Halle machen sollte. Ich blieb noch zwei Minuten liegen, bevor ich es dann auch schaffte meinen Körper irgendwie vom Bett losreißen zu können. Die ganze Zeit ließ mich jedoch ein Gedanke nicht los: "Sollte ich mir Sorgen um Filip machen?" Die gestrige Auswärtspleite in Wetzlar schien ihn ordentlich mitgenommen zu haben. Den ganzen gestrigen Abend war es so abweisend mir gegenüber gewesen. Aber die Stimmung auf der Heimfahrt war generell miserbael gewesen, weswegen ich mir deswegen nicht weiter den Kopf zerbrochen hatte. Wir alle brauchten unsere Zeit, um die Niederlage zu verarbeiten.

Doch jetzt fragte ich mich, ob sein so frühes Fahren zum Trainingszentrum mit der gestrigen Niederlage zu tun hatte oder ob er so einen Termin hatte. Ich versuchte die Gedanken wieder zu verdrängen, weil es mich auch nicht weiterbrachte weiter herumzuspekulieren, weswegen ich mir etwas frisches zum Anziehen aus dem Schrankn nahm und erstmal im Bad verschwand, um mich fertig zu machen.

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