1: Wie ein altes Ehepaar

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Die pure Vorfreude sprach aus Lucie, als sie ihr Gepäck im Flur abstellte. "Ich geh mal schauen wie weit Papa und Steffen sind", flötete sie, schließlich hatte ihr Vater gestern Abend mehrfach betont, dass sie spätestens um halb acht losfahren müssen und es war bereits fünf vor. "Ich will auch mit Papa nach Österreich", hörte Lucie ihren kleinen Bruder quengeln, der bereits seit Tagen beleidigt war, dass er hier bleiben musste, um zur Schule zu gehen. Ein kleines bisschen Mitleid hatte sie schon mit ihm. Wer würde nicht gerne mal mit dem großen THW Kiel ins Trainingslager fahren. Noch immer hatte die 18-Jährige nicht wirklich realisiert, dass Victor tatsächlich erlaubt hatte, dass sie mitkommen durfte. Fröhlich pfeifend lief sie die Treppenstufen nach oben zu der gemeinsamen Wohnung von ihrem Vater und Steffen. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie schwer es ihr einst gefallen war diese Veränderung in ihrem Leben zu akzeptieren. Welch ein seltsames Gefühl es gewesen war diese paar Stufen zu der Wohnung ihres Vaters nach oben zu laufen. Was für eine komische Stimmung das gemeinsame Abendessen überschattet hatte, als der Platz ihres Vaters leer geblieben war. Wie sehr sie das gemeinsame Frühstücken am Sonntagmorgen vermisst hatte. Doch mittlerweile hatten sich alle mit den Veränderungen abgefunden und der Weg nach oben fügte ihr keinen Schmerz mehr zu. Trotzdem war es irgendwie weiterhin ein komisches Gefühl die Klingel mit der Aufschrift "Jicha/Weinhold" zu drücken.

Ungeduldig wippte Filip mit seinem Fuß auf und ab und beobachtete wie sich der Zeiger seiner Armbanduhr immer mehr der sechs näherte. "Wir müssen", entfuhr es seiner Kehle genervt und spürte wie seine Geduldsschiene sich immer mehr dem Maximum näherte. Er hatte eigentlich die Hoffnung gehabt, dass sie es einmal schaffen würden pünktlich loszufahren. Immerhin hatte Steffen es geschafft bereits gestern Abend seine Sachen fürs Trainingslager zusammenzupacken. Doch als sie gerade los wollten, um Lucie abzuholen, war Steffen aufgefallen, dass er mal wieder irgendwo seine Kopfhörer liegen gelassen hatte. Seit genau acht Minuten hetzte Steffen nun von einem Zimmer ins andere und suchte verzweifelt seine Kopfhörer "Wenn du mir mal helfen würdest zu suchen, wären wir bestimmt schon abfahrtsbereit", fauchte er seinen Freund an, weil dessen Kommentare keine große Hilfe waren. Anstatt ihm zu helfen, gab er nur unnötige Kommentare von sich die Steffen in die Weisglut trieben. Erneut steuerte Steffen das Wohnzimmer an und suchte das Sofa ab. Er hatte sie doch gestern dort liegen gesehen. Die blöden Teile haben sich doch nicht einfach in Luft auflösen können. Die Konversation der beiden wurde dadurch unterbrochen, dass es an der Tür klingelt. "Selbst Lucie ist bereits drei Minuten vor Vereinbarung fertig", fauchte Filip fassungslos wie unorganisiert Steffen einfach war. Langsam bekam Filip extrem Panik, dass er als Trainer verspätet zur Abfahrt des Trainingslagers kommen würde. Frustriert öffnet er die Wohnungstür. Vor dieser stand seine Tochter mit einem unternehmungslustigen Leuchten in ihren Augen, welches er seit Wochen nicht mehr bei ihr gesehen hatte. Seit ihrer Rückkehr aus dem Sommerurlaub war Lucie irgendwie antriebslos gewesen, weil sie keine Ahnung hatte, wie sie die Zeit bis zu ihrem Studiumsbeginn Anfang Oktober vertreiben sollte und das Warten auf die Zusage machte sie wahnsinnig. Aus diesem Grund hatte Filip Victor gefragt, ob Lucie mit nach Graz reisen durfte, damit sie mal etwas aus der Fördestadt herauskam. Schließlich waren alle ihre Freundinnen gerade im Urlaub und die 18-Jährige hatte sich zur Tode gelangweilt. Sie hatte vor einigen Tagen sogar freiwillig die Wohnung von Steffen und Filip geputzt. Danach war Filip eins klar: So konnte es nicht weitergehen. Das Leuchten in ihren Augen bestätigte ihn, dass er das Richtige getan hatte.

"Seid ihr soweit?", wollte sie wissen und strahlte dabei mit der Sonne um die Wette. Sie konnte es kaum erwarten, dass es endlich losging. "Wenn Steffen endlich seine beschissenen Kopfhörer findet, bevor ich gleich ohne ihn fahre", beantwortete ihr Vater die Antwort leicht gereizt, was Lucie noch mehr zum Lachen brachte. War ja klar, dass dies hier wieder im Drama enden würde. So gut wie die beiden normalerweise zusammenpassten und sich gegenseitig ergänzten, so unterschiedlich waren sie in Sachen Pünktlichkeit. Während ihr Vater schon immer ernorm Wert auf Pünktlichkeit legte und eigentlich nie zu spät kam, sondern immer überpünktlich war, kam Steffen eigentlich immer zu spät. "Hab ich dir schon gesagt, dass ich dich hasse" brüllte Steffen als Antwort und lief aus dem Wohnzimmer zurück in den Flur, wo er nochmal seine Tasche fürs Handgepäck auf den Kopf drehte, sodass der ganze Inhalt auf den Boden im Flur fiel. Vielleicht hatte er sie ja doch schon eingepackt. Frustriert warf er Filip die Tasche vor die Füße, bevor er genervt wieder im Schlafzimmer verschwand. "Denk nach, dank nach", ermahnte er sich, doch Filips Stress machte es für ihn unmöglich einen klaren Kopf zu behalten. Unterdessen hatte sich Lucie bereit erklärt die Sachen, die Steffen soeben im ganzen Flur verteilt hatte, wieder einzusammen, denn sie wusste, dass ihr Vater Steffen auf keinem Fall helfen würde. "Es ist halb. Ich geh schonmal die Koffer einladen. Wenn ich wiederkomme und du sie immer noch nicht gefunden hast, dann fahren wir ohne deine beschissenen Kopfhörer", rief der Tscheche, bevor er die Gepäckstücke nahm und aus der Wohnung ins Treppenhaus verschwand. Weil ihm nichts mehr anderes einfiel, wo er noch nicht gesucht hatte, riss Steffen den Kleiderschrank auf und zu seinem Erstaunen lagen dort seine Kopfhörer. Was zur Hölle hatten diese im Kleiderschrank zu suchen? Egal! Er war einfach froh sie gefunden zu haben. "Hab sie gefunden", verkündete er erleichtert und verstaunte diese in seinem Handgepäck, welches Lucie wieder eingesammelt hatte. "Danke", formte er stumm mit seinen Lippen, bevor er in seine Adidas Schuhe schlüpfte und Lucie aus der Tür folgte. Beinahe wären sie mit Filip zusammengeprallt, der gerade wieder nach oben gestürmt kam. "Hast du sie?", fragte dieser in einem wieder etwas ruhigerem Ton. "Ja", fauchte Steffen knapp und lief ohne ein weiteres Wort die Treppen nach unten. Filip warf nochmal einen prüfenden Blick in ihre Wohnung, bevor er die Tür abschloss und den beiden nach unten folgte.

Erleichtert stellte er fest, dass Matej nun fertig war, schließlich mussten sie diesen noch an der Schule absetzen. Gerade nahm Aneta ihre große Tochter in den Arm. "Sei anständig", ermahnte sie ihre Tochter, auf ihren Vater während den nächsten Tagen zu hören. "Ich bin ja keine drei mehr", stöhnte diese und verdrehte genervt die Augen. "Genau deswegen sag ich es ja", erwiderte ihre Mutter. Schließlich wusste sie selbst auf welche Gedanken man in diesem Alter so kam. Ihre Tochter drückte ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange. "Ich hab dich lieb", flüsterte sie, bevor sie sich von dieser löste, weil sie den drängelnden Blick ihres Vaters auf sich spürte. "Du hast ein Auge auf sie", erkundigte sich Aneta bei ihrem Ex-Mann. "Versprochen", versuchte er diese zu beruhigen, bevor er sich mit einem "Bis dann", von dieser mit einer Umarmung verabschiedete. Genervt kam Steffen vom Auto wieder nach oben. "Ich dachte du hast es eilig", entfuhr es der Kehle des Frankens. "Entschuldigung, dass ich mich von meiner Familie verabschiede", erwiderte nun Filip wieder gereizt. "Also von mir aus können wir noch warten", kam es seitens Matej, der es nicht eilig hatte zur Schule zu kommen. "Nichts da. Ab jetzt", scheuchte er seinen Sohn kopfschüttelnd nach unten.

Zehn Minuten später als geplant startete Filip den Motor seines Wagens und fuhr los in Richtung von Matejs Schule. "Wenn wir zu spät kommen bist du schuld", stelle Filip gleich an seinen Freund gerichtet klar, der daraufhin gereizt die Augen verdrehte. "Du hättest mir ja helfen können", startete Steffen die Runde zwei der verbalen Auseinandersetzung. "Du schaffst es einfach nie deine Sachen rechtzeitig zu packen", fauchte Filip genervt. "Diesesmal waren meine Koffer vor deinen gepackt", betonte Steffen. "Aber an deine blöden Kopfhörer hast du nicht gedacht", pflaumte Filip ihn an. Ein genervtes Seufzen entfuhr seiner Kehle, weil sie in dem Berufsverkehr nur schleppend vorankamen. "Wären wir pünktlich los, ständen wir jetzt nicht im Stau", behauptete Filip. "Wer's glaubt. Der war vor zehn Minuten genauso", entgegnete Steffen. Lucie beobachtete den Streit der beiden schmunzelnd von der Rückbank. Manchmal erinnerten die beiden sie an ihre Großeltern. Die beiden waren wie so ein altes Ehepaar. Einerseits stritten sie ständig über unnötige Dinge und wenige Minuten später versöhnten sie sich wieder und fielen knutschend übereinander her. "Also von mir aus kannst du gleich zum Trainingszentrum fahren, dann komme ich einfach mit nach Österreich", startete der 10-Jährige erneut einen Versuch doch mitkommen zu können. "Nein du gehst brav zur Schule", wand sich Filip kopfschüttelnd an seinen Sohn und nahm gerade die Spur, die zu dessen Schule führte und war froh, dass hier der Verkehr schneller floss. "Das ist soooo ungerecht", beleidigt verzog Matej das Gesicht. Er wollte auch mit. Wieso durfte Lucie und er nicht? Wieso kann er nicht auch schon dieses blöde Abitur haben? Lucie versuchte mitfühlend ihre Hand auf die Schulter ihres kleinen Bruders zu legen, doch dieser drehte sich beleidigt weg und schaute die Fahrt voll schweigend aus dem Fenster.

Zehn vor acht hielt Filip dann am Parkplatz von Matejs Gymnasium, welches dieser seit Anfang August besuchte. "Tschüss Papa und Papa 2.0", wünschte der Kleine noch und beugte sich, nachdem er sich abgeschnallt hatte nach vorne und verabschiedete sich vernünftig von den beiden. "Tschüss blöde große Schwester. Ich werde dich nicht vermissen", wand er sich noch an seine Schwester, bevor er aus dem Wagen kletterte. "Ich dich auch nicht du Nervensäge", rief Lucie ihm nach. Filip war ebenfalls kurz ausgestiegen und half Matej seinen Schulranzen aus dem Kofferraum zu laden. "Sei anständig mein Großer", flüsterte Filip ihm zu, bevor er ihn losließ und dieser zum Pausenhof rannte, wo gerade sein bester Freund Ole kam. Dann stieg Filip wieder ein und fuhr eilig vom Parkplatz, wobei bereits feststand, dass sie zu spät kommen würden, was ihn verdammt wütend machte.

Moin ich hab es nun auch mal wieder geschafft - wollte das Kapitel eigentlich gestern schon hochladen, hab es dann doch irgendwie vergessen, obwohl ich frei hatte. Haben jetzt jeden zweiten Mittwoch frei. Richtig cool. Nur leider hab ich den Tag nach meinem Geburtstag nicht frei.

Samstag endlich wieder Bundesliga. Wird mal wieder Zeit. Hoffe Sander kann wieder spielen. Wird auf jeden Fall ein spannendes Spiel.

Hoffe das Kapitel hat euch gefallen. Verbesserungsvorschläge und Idee gerne genommen.

Habt ihr aktuell eine Lieblingsserie?

Ich stehe gerade total auf Feuerwehractionserien. Alles fing mit 911 LoneStar an wo Anfang April ich dann endlich die 3. Staffel sehen kann. Danach kam Chicago Fire und gerade suchte ich Seattle Firefighters wo ab Montag dann die 5. Staffel im Free TV läuft. Bin gerade etwas im Serienstress haha.

Euch allen einen schönen Tag - endlich wird es wärmer - nur leider kommen nun wieder die Pollen.

Everything I didn't sayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt