157: Ein Morgen mit Startschweirigkeiten

90 3 1
                                    

Lucie:

Auch wenn ich etwas von Magnus Aufforderung überrumpelt worden war, war ich dieser gefolgt und hatte mir schnell meine Klamotten vom gestrigen Abend wieder übergeworfen. Nun saß ich seit exakt sieben Minuten auf seinem Bett und wartete, dass er zurückkam, was er jedoch nicht tat. Nun hatte mich dann doch die Neugier gepackt und ich öffnete die Schlafzimmertür einen Spalt in der Hoffnung vielleicht irgendwas von dem, was sich an der Tür abspielte mithören zu können. Doch das einzige womit ich mir sicher war, war, dass es sich bei dieser Sprache eindeutig, um Dänisch handelte und das Magnus Stimme irgendwie nicht ganz so erfreut klang. Ein großes Fragezeichen bildete sich auf meiner Stirn. Ich vernahm eine ebenfalls aufgebrachte männliche tiefe Stimme, gefolgt von zwei weiblichen Stimmen. Danach hörte ich Magnus ähnlich genervt wie vorhin laut aufstöhnen. Ich wusste nicht, ob ihm es Recht war, doch ich wollte wissen, was hier vor sich ging, also wagte ich mich nun doch vorsichtig aus dem Schlafzimmer. Vermutlich würde ich es gleich bereuen, doch gerade war die Neugier größer, dass ich mir Gedanken über die möglichen Konsequenzen oder die Tatsache, dass ich vollkommen verstruppelte Haare hatte und vermutlich schwarzen Pandaaugen von der Wimperntusche hatte. Zwei der Personen, die vor der Haustür standen, hatte ich bereits schon mal gesehen. Ich war mir sicher, dass es sich bei den beiden um Magnus Eltern handelte. Die junge Dame mit den blonden langen lockigen Haaren hingegen, hatte ich noch nie zuvor gesehen. Ich überlegte, ob ich doch wieder zurück ins Schlafzimmer flüchten sollte, doch es war bereits zu spät, denn Magnus Mutter schien nun auf mich aufmerksam geworden zu sein.

"Se hvem vi fik der?", fragte diese mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Magnus hatte sich sofort panisch zu mir umgedreht und ich hatte vermutlich mit allem gerechnet, aber nicht mit diesem wütend funkelnden Blick, der so viel sagte: "Wieso bist du nicht im Schlafzimmer geblieben?" "Würdest du uns vielleicht mal deine neue Freundin vorstellen, Magi", meldete sich nun auch die junge Dame, die mich überraschend freundlich angrinste, zu Wort, während ich auf einmal zu begreifen begann, wer diese Frau vermutlich war. Magnus Ex! "Ist das nicht die Kleine ...", kam es unterdessen von seinem Vater und ich war immerhin froh, dass ich wenigstens nun mitbekam, worüber gesprochen wurde. Ich wagte nun wieder einen ängstlichen Blick in Magnus Richtung, der immer noch panisch zwischen mir und seiner Familie hin und herblickte und ich hasste es gerade ihn vermutlich in eine sehr unangenehme Situation gebracht zu haben. Gerade wünschte ich mir nur eins. Die Zeit zurückzudrehen und in diesem blöden Schlafzimmer zu bleiben....

Auf einmal änderte sich Magnus Gesichtsausdruck wieder und der Gesichtsausdruck, den ich so sehr liebte kehrte wieder zurück. Ich atmete hörbar auf. Er ergriff meine Hand und zog mich zu sich an die Haustür. "Mama, Papa, Lovis... das ist Lucie Jichova meine Freundin", stellte er mich wohl etwas unvorbereitet nun offiziell seinen Eltern vor. "Tak...", entfuhr es mir... es war so gut wie das einzige dänische Wort das ich kannte, doch im selben Moment als ich es aussprach wusste ich, dass es nicht so etwas wie "Hallo" hieß, sondern "Danke". Ich bete förmlich, dass sich in diesem Moment ein Abgrund auftun würde, der mich mit sich in die Tiefe reißen würde. Ich wollte mich ohrfeigen. Ein etwas belustiger Blick huschte über die Lippe von Magnus Mutter, diese Lovis strahlte mich einfach nur an und Magnus Vater... der visierte mich mit einem Blick, der mir echt Angst machte.

Ich war fast froh, als es Magnus Mutter war, die es schaffte das Eis zu brechen. Sie kam einen Schritt auf mich zu und hob mir ihre Hand entgegen. "Hallo, ich bin Annette, freut mich dich kennenzulernen und entschuldige, dass wir hier gerade so hier reingeplatzt sind", stellte sie sich freundlich vor und entschuldigte sich für die Unangenehmigkeiten. "Magnus vergisst gerne mal, wenn er eigentlich mit seinen Eltern verabredet ist", teilte sie im nächsten Moment an ihren Sohn aus, der daraufhin genervt die Augen rollte. Unterdessen hatte ich ihre Hand entgegengenommen und stellte mich noch mal als Lucie vor, auch wenn Magnus das ja bereits für mich übernommen hatte. "Und ich bin Jovis... Magnus ... älteste Freundin", stellte sich die Blondine zu, von der ich noch nicht so ganz wusste, wie ich sie einschätzen sollte. Ich war mir sicher, dass sie bei dem Zögern bestimmt erst Ex sagen wollte. Es war einfach nur so ein Bauchgefühl und mein Bauch täuschte sich nie. Ich schüttelte trotzdem höflich ihre Hand, wagte es aber kurz einen Blick seitlich zu Magnus zu werfen und Jap. Ich war mir sicher! Sie war seine Ex! Das wurde hier immer unangenehmer. Es würde auf jeden Fall Sinn ergeben, wieso Magnus so aufgebracht war. Weil seine Eltern waren vermutlich angekündigt gewesen. Nur seine Ex eben nicht! Hatten sie geplant gehabt die beiden verkuppeln zu wollen...

Everything I didn't sayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt