186: Rømø

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Einige Wochen später...

Nervös schlug Lucies Herz gegen ihren Brustkorb, als sie an diesem Samstagmorgen bereits kurz vor sechs sich aus dem Bad zurück auf ihr Zimmer schlich. Sie überprüfte kurz, ob sie in der Zeit war. In fünf Minuten wollte Magnus sie abholen für einen Wochenendtrip, wobei Lucie keine Ahnung hatte, wohin. Magnus wollte ihr einfach nicht verraten, wohin er mit ihr fahren wollte. Sie schnappte ihre Reisetasche und ihren Turnbeutel, indem sie ihren Geldbeutel verstaut hatte und verließ ihr Zimmer. Ihr blieb noch Zeit, um schnell für Magnus einen Kaffee und für sich einen Tee zu kochen. Sie versuchte so leise wie möglich zu sein, um ihren Vater und Steffen auf keinen Fall zu wecken, doch kurz darauf stand ihr Vater müde gähnend in der Küchentür. „Fährst du?", fragte er gähnend. „Ja Magnus müsste gleich da sein", erklärte sie und füllte den kochenden Kaffee in einen To Go Becher und ihren Tee in eine Thermoskanne. „Dann wünsche ich euch beiden viel Spaß", meinte Filip und zog seine Tochter nochmal in eine Umarmung und küsste ihren Scheitel. „Sei anständig", fügte er noch hinzu, was Lucie genervt die Augen rollen ließ. Sie drückte sich an ihrem Vater vorbei in den Flur und schlüpfte in ihre Straßenschuhe. Noch immer wollte sie nicht glauben, dass ihr Vater anscheinend ihrem Wochenendtrip zugestimmt hatte. „Magnus hat dir gesagt wohin es geht oder?", versuchte sie ihr Glück vielleicht aus ihrem Vater herauszuquetschen, wohin Magnus sie entführen wollte. „Ja! Aber ich werde es dir nicht sagen", schmunzelte ihr Vater amüsiert, schließlich wusste er, wie sehr seine Tochter es hasste, wenn sie keinen Plan hatte, was sie erwarten würde. Gestern Nachmittag hatte sie wütend die Wohnung am Telefon zusammengeschrien und Magnus gefragt, was sie denn bitte für Klamotten einpacken sollte, weil sie ja blöderweise nicht wusste, wohin es geht und was sie an Klamotten benötigen würde. Steffen und er hatten das Spektakel amüsiert beobachtet.

Lucies Handy vibrierte. „Mein Zeichen", erklärte sie ihrem Vater, dass Magnus nun unten auf sie wartete. Sie umarmten ihren Vater, schnappte sich ihre Tasche und verließ mit einem: „Genießt die sturmfreie Bude", verführerisch mit den Augen klimpernd, die Wohnung. „Ich hoffe du hast an deine Gummis gedacht", rief ihr ihr Vater noch ein und ließ Lucies Wangen sofort feuerrot anlaufen. „Du kannst so peinlich sein", schnauzte sie ihren Vater an. „Ich hoffe ihr habt genug Gleitgel zuhause", konterte sie noch, bevor sie sich winkend umdrehte und im Treppenhaus verschwand. Ein vorfreudiges Kribbeln durchströmte ihren Körper. Gleich ging es los!

Magnus wartete in einem Kastenwagen am Straßenrand auf sie. Sie öffnete die Beifahrertür und kletterte neben Magnus auf dem Beifahrersitz. „Godmorgen. Schickes Wohnmobil", grüßte sie ihn mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Sie stellte ihre Tasche einfach hinter ihrem Sitz ab. Magnus strahlte ebenfalls, auch wenn man ihm die Müdigkeit deutlich ansah, schließlich war er dafür bekannt, eher ein Langschläfer zu sein. „Ist nicht meins. Gehört einem Kumpel",erklärte er, dass er sich das Fahrzeug geliehen hatte. Er beugte sich zu ihr hinüber und drückte dieser erstmal gierig seine Lippen auf. Dann löste er sich wieder von ihr. „Ich hab dir Kaffee mitgebracht", sagte sie und stellte diesen in den Getränkebehälter zwischen ihren Sitzen. Sie schnallte sich an und Magnus fragte sie: „Bereit?" „Ja", freute sie sich.

Magnus fuhr los. „Sagst du mir jetzt wohin es geht?", fragte sie ihn. Er schüttelte erneut den Kopf, was Lucie genervt die Augen verdrehen ließ. Sie fuhren auf die Autobahn Richtung Flensburg. Also ging es Richtung Norden. Wollte Magnus mit ihr nach Dänemark? „Fahren wir nach Dänemark?", fragte sie aufgeregt. Doch Magnus zuckte nur geheimnisvoll mit den Augen klimpernd die Achseln. Er hatte ein verdammt gutes Pokerface. Lucie hatte keine Ahnung, ob ihre Vermutung annähernd richtig gewesen war.

Eine Stunde später überfuhren sie dann tatsächlich die dänische Grenze. „Also doch! Du kannst so ein Arsch sein", brummte Lucie gereizt, weil sie immer noch nicht wusste, wohin sie fuhren. Da sie mittlerweile jedoch wenigstens das Land wusste, in welches Magnus sie entführte, begann sie nun munter einfach Städte, die ihr einfielen, aufzuzählen und zu schauen, ob Magnus Gesicht irgendwelche Zeichen lieferte, wohin sie fuhren. Doch auch das stellte sich als nicht hilfreich heraus.

Everything I didn't sayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt