Everything I didn't say

107: Zweifel ablegen

Niko:

Ich wusste nicht, wann ich mich das letzte Mal so vollgefressen gefühlt hatte. Gerade lief der Abspann des Films und Travis beugte sich vor, um die Fernbedienung vom Coachtisch zu holen und den Fernseher auszuschalten. Ich wusste nicht wie Travis es schaffte, dass er sich noch bewegen konnte, denn ich hatte das Gefühl jeden Moment zu explodieren, aber ich hatte schließlich auch die Hälfte von Travis Portion noch gegessen und danach hatte Travis noch diese fies duftenden Pizzablätterteigschnecken geholt, bei welchen ich nochmal ordentlich zugelangt hatte. Ich konnte viel essen. Aber gerade war auch ich an meiner Grenze angekommen. Ich hielt mir stöhnend den Bauch und ließ mich auf dem Sofa zurückfallen, sodass mein Kopf unbeabsichtigt auf Travis Oberschenkeln landete. "Ich glaub ich platze gleich", stöhnte ich. Ein belustiges Schmunzeln huschte über seine Lippen. "Ich hab nicht gesagt, dass du meine Portion auch noch voll verdrücken musst und dann noch ein Blech Pizzaschnecken", bemerkte er leicht belustigt. "Die waren einfach zu gut. Hättest du nicht einfach widerliche Pizzaschnecken machen können?", beschwerte ich mich. "Ich bin Koch", erinnerte er mich daran, dass er seinem Gast garantiert nicht irgendwas ungenießbares auftischen würe. "Aber wenn du willst, irgendwo im Gefrierschrank muss noch irgendwo so etwas wie Kaiserschmarrn liegen, was man nicht als einen bezeichnen sollte", fügte er lachend hinzu. Ich erinnerte mich noch an seine Panikattacke, nachdem er erfahren hatte, dass er Anfang November für drei Monate in einem anderen Restaurant noch arbeiten müsste und zum Bayrischen Hof versetzt wurde und durchgedreht war, weil er keine Ahnung hatte wie man Kaiserschmarrn machte. Ich hatte ihm dann das Rezept von der Mutter meines besten Freundes zukommen lassen, die einen genialen Kaiserschmarrn machte. "Und was macht die Kaiserschmarrn Front?", erkundigte ich mich, wie es mittlerweile dies bezüglich lief. "Frag nicht. Es ist zwar schon besser geworden, aber irgendwie hab ich den Dreh noch nicht raus", berichtete er, wobei ich seine Hand über mein Schlüsselbein streichen spürte und an den Stellen, an denen sein Daumen, meine Haut berührte, war wieder dieses leichte kribbelnde Gefühl zu spüren, "Normalerweise bin ich immer für Kaiserschmarrn zu haben. Aber jetzt wird mir allein beim dem Gedanken an Essen schlecht", gestand ich, dass ich gerne einen Themenwechsel hätte, denn ich wollte mich auf keinen Fall noch vor Travis übergeben müssen.

Ich konnte wieder dieses amüsierte Grinsen auf seinen Lippen erkennen. Er tat mir den Gefallen und wechselte das Thema, indem er wissen wollte, ob ich schon immer Profisportler werden wollte oder ob ich auch mal einen anderen Berufswusch gehabt hätte. "Als Neunjähriger oder so wollte ich nachdem wir so einen Tag mit der Schule bei der Polizei hatten, unbedingt Polizist werden. Und Feuerwehrmann wollte ich glaub auch mal werden", beantwortete ich ihm die Frage. "Welcher Neunjährige will nicht Polizist werden?", warf Travis ein und begann auf einmal seine Finger durch meine Haare zu wandern und dabei meinen Kopf zu masieren. Ich genoss dieses Gefühl. Sogar sehr. Das konnte ich nicht abstreiten. Es fühlte sich auch irgendwie so selbstverständlich an. Aber das erschreckende war, dass Travis nach wie vor ein Mann war, aber er gab mir gerade einfach das Gefühl, wichtig zu sein, akzeptiert zu sein und vor allem dieses Gefühl geliebt zu werden, nach welchem ich mich bereits viel zu lange sehnte. Ok, vielleicht übertrieb ich auch etwas! Aber er sorgte einfach dafür, dass ich für einen Moment einfach abschalten konnte. Für einen Moment machte ich mir keine Gedanken über meine nicht zufrieden stellenden sportlichen Leistungen oder all die anderen Dinge, die mir sonst so durch den Kopf flogen. Nein. In diesem Moment konnte ich einfach die Augen schließen und dieses wundervolle Gefühl genießen von seinen Fingern die über meinen Kopf wanderten. Selbst das Füllegefühl in meinem Bauch ließ nach.

Für einen Moment verharrten wir schweigend in dieser Position. Ich hoffte einfach, dass Travis es gerade genauso genoss wie ich. "Ich hätte da gerade eine Idee", vernahm ich seine warme Stimme auf einmal direkt an meinem Ohr, dass mir ein Schauer den Rücken hinunterlief. Seine Lippen waren in diesem Moment meinen wieder so gefärhlich nah und diese plötzliche Nähe ließ mich auf einmal wieder verkrampfen. Ich spürte wie sich mein Kopf wieder einschaltete und die Alarmglocken zu schrillen begannen. Ich fuhr so plötzlich hoch, dass unserer Köpfe zusammenbrallte und ein pochender Schmerz sich in meinem Schädel breitmachte, während die Hitze in meinem Körper begann aufzusteigen. Ich spürte wie meine Wangen zu glühen begannen und ich traute mich gar nicht mehr zu Travis zu schauen, während ich ein panisches "Sorry" hervorpresste und mich für mein seltsames Verhalten augenblicklich begann zu schämen. Nervös begann ich mit meinen Finger zu spielen.