Lucie:
Mein fassungsloser Blick galt dem Dokument für die Gruppeneinteilung, auf welchem schwarz auf weiß der Name „Victoria Munoz Jensen", neben meinem stand. Das kann doch nicht wahr sein? Am liebsten wäre ich laut protestierend aufgesprungen und hätte mich beschwert, dass dort wohl bei der Gruppeneinteilung ein Fehler unterlaufen sein musste. Doch ich war nicht mehr in der Schule, wo man sich über sowas beim Lehrer beschweren konnte, wenn man mit jemandem keine Gruppenarbeit machen wollte. Außerdem hatte es auch damals meistens nicht funktioniert, dass man einen anderen Partner bekommen hatte. „Ich schätze du musst Wohl oder Übel nun mit mir reden", brachte Victoria schließlich mit ihrer Bemerkung, dass Fass zum überlaufen. Ich begann wütend meine Sachen in meiner Tasche zu verstauen und hatte fluchtartig den Vorlesungssaal verlassen, ohne zu ihr nur ein weiteres Wort gesagt zu haben. Vor dem Gebäude entfuhr meiner Kehle erstmal ein wütender Schrei. Auch wenn die anderen Studierenden mir seltsame Blicke zu warfen, war mir das in diesem Moment alles egal. Die Wut hatte einfach aus meinem Körper rausgemusst. Zum wiederholten Mal hatte ich das Bedürfnis irgendetwas zerstören zu wollen. Ich wusste auch nicht, wie sie es jedes Mal aufs Neue schaffte mich so verdammt wütend zu machen. Was hatte ich falsch gemacht, dass mich mein Schicksal gerade so sehr hasste?
Ich holte mein Handy aus meiner Hosentasche und wollte gerade anfangen Jessi und Yara eine Sprachnachricht zu schicken und ihnen von meinem großartigen ersten Tag an der Uni berichten, als mein Blick auf die Person fiel, die breitgrinsend an Steffens Wagen lehnte. Ich muss wohl etwas verwirrt aus der Wäsche geschaut haben, denn Magnus Grinsen wurde noch breiter. „Ich schätze die Überraschung ist gelungen", schien er sich offensichtlich darüber zu freuen, dass ich nicht damit gerechnet hatte, dass er hier auftauchen würde. Meine Wut war auf einmal wieder wie weggeblasen. Die Freude darüber, dass Magnus keine Ahnung wie lange hier schon rumstand nur, um auf mich zu warten, war größer. „Was machst du hier?", entfuhr es mir, auch wenn ich mich im Nachhinein für diese blöde Frage am liebsten hätte schlagen können. „Was wohl? Dich abholen, denn ich schätze du hast nach deinem ersten Tag an der Universität sicherlich Hunger?", weihte mich Magnus in seinen Plan ein und warf mir einen unternehmungslustigen Blick zu. Wie süß war Magnus bitte? Warte, was! Sofort hatte mein Verstand wieder den Gefahrmelder ausgelöst, der mich jedes Mal wieder daran erinnerte, dass ich diese Gedanken so schnell wie möglich wieder loswerden musste. „Hör auf sowas zu denken", sagte mir eine innerliche Stimme. „Wir sind nur Freunde. Mehr nicht. Und das war auch gut so", versuchte ich in Gedanken auf mich einzureden. Trotzdem schaffte ich es nicht zu verhindern, dass mein Herz allein durch seine Nähe durchdrehte. „Du hast Recht. Ich könnte zur Aufmunterung echt einen leckeren Döner gebrauchen", seufzte ich, bevor ich den Wagen aufschloss und meine Tasche etwas rücksichtslos auf die Rückbank verfrachtete. Sofort spürte ich diesen neugierigen Blick von Magnus auf mir, der zu spüren schien, dass irgendwas nicht stimmte. Ich fragte Magnus jedoch schnell, bevor er auf die Idee kam, zu fragen, ob alles in Ordnung sei, ob er seine Trainingstasche auch bei mir im Auto abstellen wollte. Dieses Angebot nahm er dankbar entgegen.
„Ich glaub die Straße runter gibt es ein Dönerladen", erklärte ich ihm. „Gut, dann machen wir uns mal auf die Dönersuche", meinte Magnus und setzte sich mit großen Schritten in Bewegung. Ich schrieb Mama kurz eine Nachricht, dass ich nicht zum Mittagessen kommen würde, sondern mit ein paar Kommilitonen noch eine Kleinigkeit essen gehen würde, aber pünktlich gegen 18:30 zuhause sein würde, um Matej auf dem Weg zum Training beim Fußballplatz abzusetzen. Danach steckte ich mein Handy in die Hosentasche und beeilte mich zu Magnus aufzuschließen, der einige Meter weiter vorne auf mich gewartet hatte. „Sorry, musste nur meiner Mutter kurz Bescheid geben, dass ich nicht zum Mittagessen komme", entschuldigte ich mich bei ihm, bevor wir zusammen nun weiter die Straßen nach unten liefen. Es dauerte jedoch nicht lange, da durchfuhr erneut eine kribbelnde Flut meinen Körper und das nur, weil Magnus mich so süß anlächelte. Wie schaffte er es bloß immer, dass ein einziger Blick meinen gesamten Körper verrückt spielen ließ? Einerseits war es ein wundervolles Gefühl. Doch andererseits hasste ich es auch. Wieso konnte nicht einfach wieder alles normal sein? Ich hasste es, dass seine Anwesenheit mich nervös werden ließ. Manchmal wünschte ich mir die Zeit zurückdrehen zu können und an den Punkt zurückzukehren, wo ich noch in seiner Nähe sein konnte, ohne dass alles in mir verrückt spielte. Ich wollte diese Gefühle nicht. Ich durfte mich nicht in Magnus verlieben. Das würde einfach alles noch komplizierter machen. Sofort erinnerte ich mich an Papas Blick, als er uns vor kurzem unten an der Kiellinie gesehen hatte. Ich wollte nicht, dass Magnus wegen mir Schwierigkeiten bekam. Ich musste diese Gefühle wieder loswerden. Doch nur wie?
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Everything I didn't say
FanficFortsetzung Hidden Kisses ~ "I am too afraid Everything will change But it will break my heart If things will stay the same How does it feel to fall in love? Will it hurt or last forever?"~ How to fall in love - Linda Elsener Im letzten Jahr hatte s...