65: Pech im Spiel...

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Unterdessen hatte Steffen Rune gefunden, der schweigend auf der großen Hollywoodschaukel saß. Steffen ließ sich wortlos neben seinen Freund auf die Schaukel fallen und hob eine der beiden Flaschen Rune hin. Dieser nahm diese mit einem stummen dankbaren Nicken an. Genau das, was dieser jetzt brauchte. Die beiden stießen kurz an, bevor sie beide einen Schluck nahmen. "Alle gehen sie: Disse, Andi und jetzt vermutlich auch noch Sander", begann Rune seufzend alle die Spieler aufzuzählen, die ihm ans Herz gewachsen waren, aber den THW Kiel wieder viel zu schnell verlassen hatten. "Ich bin noch da", meinte Steffen und boxte mit seiner Schulter kurz die von Rune an. Kurz huschte ein Schmunzeln über die Lippen des Kielers. "Du bist ja mittlerweile schon fast Norddeutscher", meinte dieser nachdenklich.

"Was ist eigentlich los?", wollte Steffen nochmal genauer wissen, was eigentlich los war. Bisher hatte er nur verstanden, dass Sander anscheinend überlegte den Verein Richtung Norwegen zu verlassen. "Du solltest mal mehr Zeitung lesen", schlug Rune vor, bevor er sich räusperte und Steffen einweihte. "Kolstad plant so ein Projekt - irgendwie eine norwegische Nationalmannschaft 2.0 und wollen so in die Championsleague gewinnen. Irgendein Supermarkt oder so pumpt da ganz viel Geld rein. Natürlich wollen die Sander für sich gewinnen. Einige andere norwegische Nationalmannschaftsspieler sollen auch schon Angebote auf dem Tisch haben. Sanders Vater und der Nationalmannschftstrainer von Norwegen sollen da irgendwie auch involviert sein", gab Rune den Franken eine Kurzfassung, von dem, was er bisher wusste. "Das wird Filip auch nicht gefallen", meinte Steffen nachdenklich und nahm einen Schluck aus seiner Flasche. Für einen Moment schwiegen sich die beiden an. "Es ist nicht einmal, dass er vielleicht geht, was mich so wütend macht. Ich hätte es halt gerne von ihm erfahren und nicht irgendwo im Internet gelesen", brach Rune kurz darauf das Schweigen. Sein Blick war zwar auf den Boden vor sich gerichtet, doch Steffen konnte klar erkennen, dass sich in Runes Augen Tränen gebildet hatten. "Ich dachte wir wären so etwas wie Brüder", fuhr Rune enttäuscht fort. "Aber anschienend sieht er es anders", schien Rune sich und Sander gerade aufgeben zu wollen. Er nahm einen frustrierten Schluck aus seiner Flasche.

Er spürte wie sich tröstend die Hand von Steffen auf seine Schulter legte. "Ihr seid so etwas wie Brüder. Das ist doch erst der Grund, wieso er sich nicht getraut hat, es dir zu erzählen. Du bist ihm so wichtig, dass er dich auf keinen Fall verletzen wollte", versuchte Steffen die richtigen Worte zu finden, um Rune wieder aufzubauen. "Und jetzt lass uns hier nicht Trübsal blasen, als würde im nächsten Moment die Welt untergehen. Es ist immerhin noch Mihas Party. Außerdem weiß ich nicht, wann wir das letzte Mal auf einer gescheiten Party gewesen sind", erinnerte ihn Steffen daran, dass sie an diesem Abend doch eigentlich Spaß haben sollten. "Du hast Recht", seufzte Rune und wischte sich die Tränen weg, bevor er seine Flasche voll leerte. Zusammen erhoben sich die beiden von der Schaukel und schauten sich neugierig im Garten um. Magnus entdeckte die beiden, als er sich suchend nach einem Gegner Duo für sich und Lucie beim Bierpong umschaute, weil Niko nach seiner Niederlage keine Lust mehr hatte und Peke sich Richtung Toilette verabschiedet hatte.

"Hey, bewegt euren Arsch hierher und wir sorgen dafür, dass Lucie lernt wie man richtig Bierpong spielt", rief Magnus quer durch den Garten. Nun war es Steffen, der kurz zögerte. In seinem Kopf hörte er Filips Stimme, die ihn darum bat, aufzupassen, dass Lucie nicht allzu viel trank. Ach komm! Er sollte Lucie ja nur im Auge behalten. Außerdem sollte diese doch auch mal etwas Spaß haben, schließlich war sie mitten in einer Pandemie volljährig geworden und hatte bisher nicht die Chance gehabt die damit verbundenen Vorteile ausleben zu können. Außerdem hatte er sie ja so auch im Auge. "Komm", er schnappte sich Rune an der Hand und zog den Kieler hinter sich her zur Tischtennisplatte.

Lucie:

Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass Magnus direkt neben mir stand oder es die Angst war mich gleich bei meinem ersten Bierpong-Spiel komplett zu blamieren, dass mein Herz in einem ungewöhnlich schnellen Tempo aufgeregt gegen meinen Brustkorb hämmerte. Ich hatte Angst, dass die Vibrationen auf die Tischtennisplatte übergehen könnten und die Becher umwerfen könnte, so stark hämmerte mein Herz. "Du darfst beginnen", hatte Magnus beschlossen und hob mir breit grinsend den Tischtennisball entgegen. Etwas zögerlich nahm ich ihm diesen aus der Hand. Dabei streifte meine Hand seine und an der Stelle, wo sich unsere Hände berührten, war da wieder dieses seltsame Kribbeln. Von der Stelle aus zog sich eine Gänsehaut meinen gesamten Arm nach oben. Ich versuchte dieses Gefühl einfach auszublenden und versuchte mich auf meinen ersten Wurf zu konzentrieren. Ich ging nochmal die Ratschläge, die Magnus mir in seiner kurzen Schnelleinweisung vorhin, erklärte hatte im Kopf durch. "So ihr werdet jetzt vermutlich Zeuge darin, wie ich mich jetzt komplett blamiere", prophezeihte ich und ließ den Ball auf der Platte auftippen. Gebannt verfolgte ich die Flugphase von diesem. Zu meinem Pech landete dieser auf dem Rand des vordersten Bechers, sprang dann aber in meine Richtung wieder zurück und landete seitlich neben der Platte im Gras. "Wow, das fängt ja schon wieder gut an", ging es mir durch den Kopf. "Ich glaube ich habe bei diesem Spiel genauso ein Glück wie beim Minigolfen", beurteilte ich meinen ersten Versuch. Sofort hasste ich mich für meine laute quietschende Stimme. Was war heute bloß mit mir los?

Everything I didn't sayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt