37: Krimi

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Lucie:

In der Kabine herrschte eine beängstigende Stille. Keiner traute sich etwas zu sagen. Alle schienen gedanklich bei Lea zu sein. Also war es Andis Aufgabe, die richtigen Worte nun zu finden, um unseren Fokus nun wieder auf das Spiel legen zu können. Denn wir mussten dieses Spiel gewinnen, wenn wir Jugendbundesliga spielen wollten und ich war mir sicher, dass wir das auch ohne Lea schaffen könnten. "Mädels. Ich weiß wir stehen gerade alle unter Schock, es ist nie schön eine derartige Verletzung miterleben zu müssen und vor allem wenn es die eigene Mitspielerin ist, nimmt es einen noch mehr mit. Aber solche Verletzung gehören leider zu unserem Sport dazu. Wir müssen es jetzt irgendwie schaffen, den Fokus wieder auf das Spiel zu legen. Wir sind gut im Spiel. Es ist noch nichts verloren. Ich würde vorschlagen wir versuchen jetzt die ersten paar Minuten in der zweiten Halbzeit es mit einer offensiveren 5-1 Deckung mit Yara an der Spitze. Im Rückraum spielen wir mit Isi, Yara und Lucie. Swantje kommt für Feli jetzt auf Links Außen und Sandra bekommt jetzt kurz eine Pause. Julia, du gehst jetzt an den Kreis", versuchte Andi nun uns wieder auf die zweite Halbzeit einzustimmen und die Kräfte auf allen übrigen Schultern zu verteidigen. "Jessi, bei der Rechts Außen Spielerin. Sie wirft immer nur ins kurze Eck, weil sie eine Rechtshänderin ist. Also mach das scheiß kurze Eck zu", gab er Jessi noch einen Hinweis, wie sie vielleicht ein zwei freie noch von Außen wegnehmen könnte. "So wir gehen da jetzt raus und machen die fertig und holen uns dieses Ticket für die Jugendbundesliga, weil wir es uns verdammt nochmal verdient haben", motivierend klatschte er in die Hände. "Für Lea", rief Isi dazu. Wir versammelten uns nochmal in einem Kreis. "Wir sind", rief Sandra unsere Kapitänin. "EIN Team", riefen wir alle im Chor, bevor wir uns wieder auf den Weg in die Halle machten. 

Ich wollte gerade die Kabine verlassen, da hielt mich Andi kurz zurück. "Lucie du bekommst dann ab der 40 kurz eine Pause, dass du für die Schlussminuten wieder frischer bist", teilte er mir noch mit, dass er mich zwischenzeitlich kurz auf die Bank schicken würde. Ich nickte dankbar, denn ich spürte wie mir die Tage im Trainingslager noch in den Knochen lagen und auch die beiden gestrigen Spiele hatten ihre Spuren hinterlassen. Als ich wieder in die Halle kam, suchte mein Blick als erstes die Zuschauerränge nach meiner Familie ab. Doch ich entdeckte lediglich Steffen, der gerade an seinem Handy spielte. Vermutlich waren die anderen gerade dabei was zu essen holen. Ich lief zu den Tribüne und rief Raffis Namen. Dieser schreckte erschrocken hoch, aber als er mich sah, lächelte und steckte sein Handy in die Hosentasche, bevor er die Treppenstufen nach unten lief, weil er bemerkt hatte, dass ich kurz mit ihm reden wollte. Als Erstes nahm er mich kurz in den Arm und sagte, dass ihm das mit unserer Halb Rechte leidtat, bevor er aber nochmal betonte, dass wir es trotzdem schaffen würden. "Irgendwelche Tipps, wenn man auf Halb Rechts spielt?", fragte ich ihn, denn bisher hatte ich noch nie auf dieser Position gespielt. "Einfach so spielen, wie du es auch auf Halb Links machst. Das Einzige was du halt berücksichtigen musst, dass du wenn du zur Hand gehst, dein Winkel immer schlechter wird. Aber die Torhüterin ist unten gut, aber wenn man die Würfe oben reinschweißt, hatte sie nie eine Chance", gab Steffen mir einige Tipps, was ihm noch von dort oben aufgefallen war.

"Danke", formte ich stumm mit meinen Lippen, bevor ich mir nochmal den Haargummi meines Pferdeschwanzes zurechtzupfte und mir nervös die Finger an der Hose abwischte. "Ihr schafft das", meinte Steffen noch und klopfte mir motivierend auf die Schulter, bevor ich mich dann wieder zurückzog und mich zu den anderen gesellte. "Und was hat der Freund deines Vaters so gesagt?", wollte Yara wissen. "Dass wir die Bälle nach oben werfen sollen", gab ich ihnen den Ratschlag von Steffen weiter. "Ja, dann kann ich nicht garantieren, dass ich nicht zu weit übers Tor werfe", lachte Isi, die immer dafür bekannt war, bei uns im Training die Latte zu beschießen. Andi war teilweise deswegen immer am verzweifeln. Ich war froh, als die Halbzeit vorbei war und hoffte das im Spielgeschehen diese Anspannung einfach wieder abfallen würde.

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