8: Unpassender Moment

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Zwei kraftraubende Trainingseinheiten lagen hinter den Spielern des THW Kiels. Einige von ihnen lagen auf der großen Wiese vor dem Hotel in der Sonne und genossen ihren Körper nach dem anstrengenden Tag etwas regenerieren zu lassen. Die sommerliche Abendsonne ließ die Sonne angenehm auf diese herabstrahlen. Lucie lag zwischen Magnus und Rune im Gras und war in ein Buch vertieft, sodass sie nicht merkte, wie der Däne neben ihr durch seine Sonnenbrille verdeckt, sie unauffälig immer mal wieder musterte. Auch wenn sich sein Verstand dagegen wehrte und ihn immer wieder aufs Neue ermahnte nicht auf irgendwelche dumme Ideen zu kommen, sagte ihm sein Herz, dass irgendwas zwischen ihm und der Tochter seines Trainers war, was er jedoch absolut nicht einordnen konnte. Die 18-Jährige hatte ihren Kopf auf ihrem rechten Ellenbogen abgestüzt und war in die Zeilen ihres Buches vertieft. Ihre frischgeduschten langen hellbraunen Haare hingen an ihrem rechten Arm hinunter. Ein breites Schmunzeln bildete sich auf ihren Lippen als sie den Moment zwischen Alistair und Kash las, wo ihr von Anfang an klar war, dass zwischen den beiden im Laufe der Triologie noch etwas laufen wird. Das Buch war einfach so gut geschrieben, dass sie vollkommen in dieses vertieft war, während Magnus sie dabei schmunzelnd beobachtete, wie sie eine Seite nach der anderen von dem Buch "Save Me" las.

Unterdessen saß Filip an dem kleinen Tischchen auf seinem Hotelzimmer und resümierte in Gedanken die ersten beiden Trainingseinheiten. Noch immer war er erstaunt, dass seine Tochter so lange Schritt gehalten hatte mit den Jungs. Doch sie war eben schon immer eine Kämpferin gewesen. Aus dem kleinen angrenzenden Badezimmer, vernahm er das Rauschen der Dusche, unter welcher gerade Steffen stand. Dieser war vor gut vier Minuten genervt in sein Zimmer geplatzt und hatte ihn gebeten seine Dusche benutzen zu dürfen, weil Harry mal wieder Stunden im Bad bräuchte. Schmunzelnd hatte er seinem Freund erlaubt seine Dusche zu benutzen. Sein Herz drängte sich immer wieder zwischen die Gedanken, die durch seinen Kopf schwirrten und machte es ihm immer schwerer, sich auf das Thema Handball konzentrieren zu können. In ihm begann das Verlangen zu brodeln aufzustehen, sich ebenfalls seine Kleidung vom Körper zu streifen und Steffen einen Besuch unter der Dusche abzustatten. Doch sein Kopf schaltete sich wieder ein und ermahnte ihn an den Vorsatz, den sie vor dem Trainingslager vereinbart hatten. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass sie ihre Kleidnungsstücke über die Zeit des Trainingslagers anbehalten würden.

Ein Klopfen holte den Tschechen aus seinem inneren Konflikt zurück in die Gegenwart. Weil der Tscheche nicht wie gewohnt, sofort antwortete, drückte Victor die Türklinke nach unten. Wer weiß, vielleicht war Filip ja gerade nicht auf seinem Zimmer. Er fand den Tschechen in Gedanken versunken vor seinem PC sitzend wieder. "Stör ich?", fragte er vorsichtig, ob der Tscheche kurz Zeit hatte, mit ihm etwas besprechen zu können. Erschrocken zuckte Filip zusammen und blickte seinem Gast entsetzt in die Augen. "Ja klar", stammelte dieser etwas neben der Spur. Seine Wangen färbten sich etwas peinlich berührt rot. "Worum geht es?", versuchte er schnell von sich abzulenken. Victor ließ sich neben ihm auf den Stuhl nieder und wollte mit dem Tschechen nochmal den Terminkalender und Trainingsplan durchgehen. Weit kamen die beiden nicht, denn auch Victor hörte das Rauschen der Dusche aus dem Badezimmer. "Ist Steffen hier?", fragte er sofort. "Ja, der nutzt nur meine Dusche, weil er zu faul ist zu warten, bis Harald fertig ist", klärte ihn Filip schmunzelnd auf, machte jedoch deutlich, dass sie ruhig weiterreden könnten. Die beiden waren anschließend total in ihr Gespräch vertieft, dass keiner der beiden wahrnahm, wie sich die Badezimmertür öffnete.

Auch in Steffen Kopfs hatten sich in den letzten Minuten einige nicht jugendfreien Fantasien abgespielt, wie Filip und er die Minuten bis es Abendessen verbringen könnten. Nur mit einem Handtuch bekleidet, verließ dieser das kleine Badezimmer. Auch wenn er natürlich auch wusste, worauf sie sich vor zwei Tagen geeinigt hatte, sehnte er sich gerade so sehr nach der Nähe des Tschechen. "Du Schatz - also ich hätte da eine Idee, wie wir die Zeit bis zum Abendessen verbringen könnten", flötete dieser und klimperte verführerisch mit den Wimpern. Er wollte sich gerade das Handtuch von den Hüften streifen und sich in einer aufreizenden Pose an den Türrahmen lehnen, als ihm auch auffiel, dass sie Besuch bekommen hatten und er nicht nur Filip gegenüberstand, sondern auch dem sportlichen Leiter des THW Kiels, der wohl gerade was mit Filip zu besprechen hatte. Hektisch bedeckte er seine Hüfte wieder mit dem Handtuch, während seine Wangen feuerrot anliefen und er sich wünschte im nächstbesten Erdloch versinken zu können. "Ehm.... ich geh dann lieber mal wieder", stammelte er und verließ fluchtartig das Zimmer von Filip Jicha.

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