187: Wellenreiten

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Spielfreies Wochenende. Eine Seltenheit bei dem voll gestopften Terminkalender des THW Kiels. Eigentlich sollte Filip vermutlich bereits mit der Vorbereitung des Videomaterials für unser nächstes Heimspiel gegen den HSV Hamburg unter der Woche beginnen. Doch er hatte sich bewusst den heutigen Tag freigenommen, denn er wollte seit langem mal wieder einen Tag nur mit Steffen zusammen verbringen. Ohne dabei an Handball, seinen Beruf oder irgendetwas anderes zu denken. Der heutige Tag sollte nur ihnen gehören. Lucie war mit Magnus auf einem Kurztrip nach Dänemark. Die perfekte Gelegenheit um etwas Zweisamkeit zu genießen.

"Willst du mir endlich verraten wohin es geht?", fragte Steffen, der sich wie von Filip befohlen eine Badehose angezogen hatte und nun sich sein T-Shirt über den Kopf streifend aus dem Badezimmer in den Flur kam. Der Tscheche stand unterdessen bereits abfahrtsbereit an der Wohnungstür. In der einen Hand eine Tasche mit Handtüchern und Wechselklamotten in der anderen eine Kühltasche mit Snacks und Getränken. Amüsiert grinsend schüttelte er den Kopf. "Lass dich einfach überraschen", schmunzelte er geheimnisvoll, während Steffen sich ebenfalls seine Schuhe anzog. "Du weißt ich mag keine Überraschungen", erinnerte er Filip daran, dass er gerne wüsste, was ihn in den nächsten Stunden erwarten würde. "Ok! Da ich mir eine Badehose anziehen sollte, gehen wir vermutlich schwimmen. Gehen wir an den Strand? Oder in irgendeine Therme?", redete Steffen weiter ohne Punkt und Komma drauf los und versuchte durch seine Frage vielleicht irgendeine Reaktion in Filips Gesicht zu sehen, die ihn vielleicht verraten würde, wohin ihr Ausflug gehen wird. Doch Filip bleib nach wie vor geheimnisvoll und ließ sich auf Steffens Fragen hin nichts anmerken, weswegen Steffen genervt die Augen rollte. "Ich hasse dich", sagte er und boxte Filip beleidigt das Gesicht verziehend gegen die Schulter bevor er sich an Filip vorbei aus der Wohnungstür drückte. Filip sperrte die Wohnungstür ab und folgte Steffen weiterhin amüsiert über dessen Neugier nach draußen auf die Straße. "Nehmen wir das Auto oder gehen wir zu Fuß?", wurde er erneut mit einer Frage seitens des Frankens überfallen. Als Antwort drückte Filip auf den Autoschlüssel und Steffen stieg auf der Beifahrerseite ein während Filip das Gepäck im Kofferraum verstaute.

Anschließend stieg er auf der Fahrerseite ein und setzte sich hinters Steuer. "Bereit?", fragte er Steffen, bevor er den Schlüssel umdrehte. "Nein", sagte dieser eiskalt. "Erst sagst du mir, wohin wir fahren", Steffens Hand hatte sich um Filips Hand gelegt, mit der dieser den Motor starten wollte und Steffen schaute auffordernd direkt in die ei blauen Augen von Filip. Filip konnte nicht anders als lautlos zu lachen. "Du solltest dich gerade sehen", machte sich Filip über Steffens Verhalten lustig. "Jetzt hör auf zu lachen", fauchte Steffen wütend und verpasste Filip erneut einen Schlag gegen die Schulter und schaute diesen weiter auffordernd an. "Je länger du dich hier aufführst, umso länger wirst du nicht erfahren, was heute geplant ist", entgegnete Filip frech grinsend. "Außerdem denk dran, dass du gerade deinen Trainer zum zweiten Mal geschlagen hast. Ich kann dich am Montag gerne ein paar Extrarunden laufen lassen", spielte Filip erneut die Trainerkarte aus. "Du bist so blöd", brummte Steffen daraufhin und ließ Filips Hand wieder los und ließ sich wie ein kleines bockiges Kind die Arme verschränkend in seinen Sitz zurückfallen, während Filip den Motor startete und losfuhr.

Sie fuhren Richtung Universität. Anschließend ging es über den Nord-Ostseekanal bevor Filip dann Richtung Pries-Friedrichsort abbog. Über Steffens Kopf hatte sich ein großes Fragezeichen gebildet. Was hatte Filip vor? "Wir sind gleich da", teilte unterdessen der Tscheche seinem Freund mit, dass sie gleich das Ziel erreichen würden. Auf dem Straßenschild stand auf einmal Sporthafen Stickenhörn. Was wollte Filip denn da? Oder ging es doch einfach nur an den Strand? Was hatte er vor? Tausend Fragen huschten durch Steffens Kopf und es machte ihn wahnsinnig nicht zu wissen, was Filip geplant hatte. Im selben Moment parkte Filip direkt am Hafen auf einem der freien Parkplätze. "Wir sind da", verkündete Filip und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. "Und was machen wir hier? Segeln? Wobei keiner von uns ne Ahnung hat wie man segelt?", fragte Steffen, während er ist einem skeptischen Blick aus dem Fenster Richtung Hafen blickte. "Nicht ganz. Aber schon mal in die richtige Richtung", grinste Filip weiterhin geheimnisvoll, bevor er die Fahrertür öffnete und aus dem Wagen stieg. Gefolgt von Steffen, der nach wie vor wie immer, wenn er den Faden verloren hatte, seine Stirn runzelte. Er hatte nach wie vor keinen blassen Schimmer, was Filip vorhatte. Der Tscheche hatte unterdessen die beiden Taschen aus dem Kofferraum geholt und sperrte das Auto ab, bevor er die eine über die linke Schulter warf und die andere in die linke Hand nahm. Mit seiner freien Hand ergriff er Steffens Hand und zog den Franken hinter sich her Richtung Hafen. Am Hafeneingangstor angekommen, zog Filip auf einmal einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete als würde er hier tagtäglich ein und ausgehen das Tor. Er ging durch und hielt für Steffen das Tor auf, der vor diesem stehen geblieben war und in dessen Kopf es erneut zu rattern begann. "Hast du ein Boot gekauft?", platzte es fassungslos aus ihm heraus. "Nein. Nicht ganz. Nur geliehen und zwar von Sander und Rune", klärte Filip ihn nun auf.

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