Magnus:
"So zum Abschluss noch eine Runde Gegenstöße. Dann habt ihr es für heute geschafft", hallte die Stimme des Tschechens durch die Trainingshalle und er klatschte nochmal aufmunternd in die Hände. Wir alle wussten, dass wir noch einmal alle restlichen Kraftreserven zusammensammeln mussten, um bei der letzten Übung ein letztes Mal alles zu geben. Von der ersten Sekunde des Trainings hatte Filip klargemacht, dass die Nationalmannschaftspause nun wieder vorbei war und wir wieder im anstrengenden Ligaalltag angekommen sind. Geschickt ließ ich einen der harzverschmierten Bälle mit dem Fuß in meine Hände springen und stellte mich in der Reihe an. Dule stellte sich direkt hinter mir in die Reihe und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Hat er nicht schon vor fünf Minuten gesagt, dass es die letzte Übung ist?", fragte mich Dule und dieser sah mal wieder so aus, als würde er im nächsten Moment gleich umkippen. Ein kurzes Schmunzeln huschte mir über die Lippen, doch ich spürte zwei eisblaue Augen direkt auf mich gerichtet, weswegen ich es mir verkniff dem Kroaten seine Anmerkung zu kommentieren, denn ich wollte auf keinen Fall Filip irgendeinen Grund geben, mich zurechtzuweisen. Nach wie vor traute ich ihm nicht ganz über den Weg. Ich musste zugeben, dass ich die halbe Nacht kein Auge zugemacht hatte aus Angst, dass mich Filip heute irgendwie zur Schnecke machen könnte. Es fühlte sich nach dieser berühmt berüchtigten Ruhe vor dem Sturm an. Ein "Du gehst zum Frauenarzt", war doch nicht alles, was Filip zu unserer Beziehung zu sagen hatte, schließlich war er von Anfang an ja nicht wirklich davon begeistert gewesen, dass ich mit Lucie so viel Zeit verbracht hatte. Ich spürte einfach, dass irgendwas noch auf mich zukommen würde.
Den ganze Morgen über war ich total angespannt gewesen. Ich hatte schon damit gerechnet eine unterirdische Leistung im Training zu bringen, weil ich nicht wirklich ausgeschlafen war und diese ständige Angst, dass Filip doch noch dafür Sorgen würde, dass die Beziehung von Lucie und mir doch noch im Sand verlaufen würde, konnte ich irgendwie nicht ausblenden. Man konnte schon sagen, dass ich fast schon paranoid war und darauf wartete, dass der Tscheche irgendwann direkt hinter mir auftaucht und mir eine seiner Moralpredigten hielt. Doch seltsamerweise schien ich einen guten Tag erwischt zu haben. Noch kein einziges Mal heute hatte ich den Ball nicht im Tor unterbringen können. Vielleicht trieb mich dieser Druck ja zu Bestleistungen. "Magnus", riss mich das Raunen des Kroaten wieder zurück in die Gegenwart und ich stellte erschrocken fest, dass ich an der Reihe und ich alles durch meine gedankliche Anwesenheit zum Stocken gebracht hatte.
"Magnus. Du hast nach dem Training genug Zeit von meiner Tochter zu träumen, aber deine Mannschaftskollegen wollen glaub irgendwann mal nach Hause und nicht noch um Mitternacht hier in der Halle stehen", folgte sofort ein trockener Spruch des Tschechens, der augenblicklich meine Wange zum glühen brachte. Ich vermutete, dass diese genau so knallrot waren, wie die Weihnachtskugeln am Christbaum meiner Eltern. Ich spürte wie die Nervosität durch meinen Körper rauschte und ich wusste, dass ich mich nun selbst in eine brenzliche Lage gebracht hatte. Ich musste diesen Gegenstoß versenken! Mit zittrigen Händen spielte ich Dario den Ball zu, bevor ich im wahrsten Sinne des Wortes die Beine in die Hand nahm und das Spielfeld hochsprintete Richtung gegenerisches Tor. Jeder Muskel in meinem Körper brannte, doch ich biss auf die Zähne. Der Pass von Dario kam perfekt. Ich schaffte es ohne Probleme den Ball aus der Luft zu holen. Ich entschied mich dazu nicht das Risiko einzugehen durch Prellen in meiner Panik irgendwie noch den Ball zu verlieren, weswegen ich nach drei Schritten einfach einige Meter vor dem Kreis hochsprang und konzentriert meinen großen Bruder beobachtete. Ich wusste, dass ich nicht darauf zählen könnte, dass er mir irgendwie helfen würde und den Wurf ins Tor lassen würde. Im Gegenteil. Er würde alles geben den Ball zu halten. Viel Zeit zum entscheiden blieb mir nicht. Ich entschied mich dazu ihn so stark wie möglich ins obere rechte Eck zu feuern. Auch wenn meine Hand gefährlich zitterte, kam ein erstaunlicher harter Schuss heraus. Vielleicht war es auch die Wut auf mich selbst, dass ich mich zu Filips Zielscheibe gemacht hatte.
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Everything I didn't say
FanficFortsetzung Hidden Kisses ~ "I am too afraid Everything will change But it will break my heart If things will stay the same How does it feel to fall in love? Will it hurt or last forever?"~ How to fall in love - Linda Elsener Im letzten Jahr hatte s...