168: Angst

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Nachdem Vic sich von ihren Eltern verabschiedet hatte, folgte sie Lucie nach unten in den Kabinengang. Ihr Herz schlug dabei wie verrückt gegen ihr Brustkorb und es fühlte sich so an, als würde sie gerade etwas verbotenes tun. Lucie hingegen lief unterdessen als wäre etwas selbstverständliches sich hier aufhalten zu können durch den Kabinengang. Neugierig blickte sich Victoria rechts und links um. Die ersten Spieler des TBV Lemgos kamen bereits fertig für die Abfahrt aus ihrer Kabine, guckten die beiden Mädchen zwar etwas verwirrt an, grüßten die beiden dann aber freundlich und gingen dann an den beiden vorbei Richtung Ausgang.

Lucie lehnte sich gegenüber von der Kabinentür der Zebras an die Wand und Victoria tat es ihr zögerlich gleich. „Sicher, dass wir hier sein dürfen?", flüsterte sie Lucie leise zu. Diese zuckte daraufhin mit den Schultern. „Ich warte hier nicht zum ersten Mal", grinste diese frech. Victoria holte ihr Handy raus, um nachzuschauen, ob Travis endlich auf ihre Nachrichten und Anrufe geantwortet hatte, weil sie nicht fahren wollte, ohne sich von ihrem großen Bruder verabschiedet zu haben. Da sie morgen Früh jedoch schon früh los mussten und es für Steffen und Filip ein Umweg wäre, wenn sie noch nach Stein fahren müssten, hatte Lucie vorgeschlagen, dass sie einfach bei Magnus übernachten könnte. Das Gästezimmer von Steffen und Filip war nämlich noch von Steffens Eltern belegt, die morgen früh ebenfalls wieder abreisen würden.

„Wo steckt der bloß?", fauchte Victoria leicht genervt, da sie Travis seit dem Spielende nicht mehr zu Gesicht bekommen hat. „Vermutlich knutscht er in irgendeiner geheimen Abstellkammer hier in der Halle mit Niko rum", versuchte Lucie eine Erklärung zu finden. Wirklich überzeugt von Lucies Fantasien war sie jedoch nicht. Irgendwie war da dieses komische grummelnde Gefühl in ihrem Bauch. Irgendwie spürte sie, dass irgendwas nicht stimmte.

Der Bus des TBV Lemgos war bereits vor einiger Zeit abgefahren, als sich die Kabine des THW Kiels zum ersten Mal öffnete. „Was brauchte Magnus heute so lange?", wunderte sich Lucie. Sie fragte Piet, der gerade rauskam mit einigen anderen Spielern, ob Magnus schon fertig sei. „Nee ich glaub der braucht noch ein bisschen", meinte Piet und wünschte den beiden daraufhin einen schönen Abend und verließ die Halle. Nach und nach kamen nun die Spieler des THW Kiels aus der Kabine. Jeden fragte Lucie, ob Magnus bald fertig sei. Einige antworteten, dass er noch etwas braucht andere zuckte ahnungslos mit den Schultern. Nun kam Sven aus der Kabine. „Hey Victoria. Hey Lucie", grüßte er die beiden und grinste dabei vor allem Victoria breit an. „Was macht ihr hier?", erkundigte er sich. „Darauf warten, dass Magnus seinen hübschen Arsch mal hier rausschiebt. Draußen regnet es in Strömen, deswegen stehen wir hier drinnen", erklärte Lucie und rollte leicht genervt die Augen, weil sie langsam echt müde war. „Des kann vermutlich noch etwas dauern", erklärte ihnen Sven. Daraufhin fiel ihm Victorias Koffer auf. „Wohin geht es in den Urlaub?", fragte er. „Erstmal übernachten bei Magnus und morgen dann mit Lucie, Steffen, Filip und Magnus nach Tschechien zum Ski fahren", antwortete sie mit einem vorfreudigen Leuchten in den Augen. „Cool. Du fährst Ski?", fragte er weiter. Sie schüttelte den Kopf. „Aber ich werde es von Steffen lernen", erklärte sie strahlend. „Verreist du in der Natiopause?", fragte Lucie. Er schüttelte den Kopf. „Nein ich bleib zuhause und treffe mich mit ein paar Freunden und darf mal den ganzen Unistoff nacharbeiten für die Prüfungsphase", erklärte er und machte ein Zeichen, dass er sich am liebsten umbringen wollte, was beide zum Lachen brachte. „Dann schönen Urlaub. Brecht euch keine Knochen und bis dann", meinte er noch bevor er sich verabschiedete und ebenfalls sich auf den Heimweg machte. Sobald er außer Reichweite war, boxte Lucie Victoria leicht an. „Sven steht sowas von auf dich", raunte sie ihrer Freundin zu. „Was? Nein", widersprach sie dieser sofort lief dabei sofort peinlich berührt rot an. „Doch. Er hat dich die ganze Zeit angestarrt", berichtete sie ihre Beobachtungen. „Nein... er ist nur freundlich... wenn dann hat er dich angestarrt. Hast du nicht gesagt, dass du das Gefühl hattest, dass er mal auf dich stand", widersprach Victoria weiter, denn sie glaubte einfach nicht, dass irgendein Junge an ihr Interesse hatte. „Wie du meinst, aber ich sag dir. Er steht auf dich... aber sowas von...", grinste Lucie und wackelte verführerisch mit ihren Augenbrauen, bekam daraufhin jedoch einen Schlag von Victoria mit den Worten „Ich hasse dich", ab. Unterdessen hatte Victorias Gesicht die Farbe einer Tomate. „Du bist knallrot", kicherte Lucie. „Bin ich nicht", fauchte sie sofort. „Doch bist du", meinte Magnus, der gerade aus der Kabine kam und schmunzelnd die beiden Mädchen mal wieder beim streiten beobachtete. Auch deswegen, weil es ihm kurz auf andere Gedanken brachte. Der emotionale Zusammenbruch von Niko gerade in der Kabine hatte ihn stark mitgenommen. „Da bist du ja endlich", freute sich Lucie und begrüßte den Dänen mit einem Kuss. „War ja klar, dass er auf deiner Seite ist", brummte Victoria unterdessen. „Wollen wir?", fragte sie die beiden ungeduldig, die gerade knutschende im Kabinengang standen und das nach Hause gehen kurz ausblendeten. „Ja", nuschelte Lucie zwischen zwei Küssen, bevor sie sich von Magnus löste und Victoria nach draußen in den Regen folgte. Die beiden Mädchen liefen wild durcheinander redeten voraus und überlegten, was sie im Urlaub unbedingt alles machen mussten. Magnus folgte den beiden schweigend und nachdenklich.

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