13: Von einer Kampfansage und Körperteilen

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Lucie:

Motiviert bis in die Zehenspitzen folgte ich den Spielern des THW Kiels in die Trainingshalle. "Ich hab mir vorgenommen heute endlich ein Tor gegen dich zu machen", warnte ich Niklas Landin vor. Nachdem er bei der ersten Trainingseinheit gestern jeden Wurf von mir problemlos parieren konnte, hatte mich nun der Ehrgeiz gepackt. Ich wollte endlich ein Tor gegen Niklas Landin erzielen. "Ich freu mich drauf", meinte dieser schmunzelnd. "Aber ja kein Ball reinlassen", stellte ich nochmal klar, dass ich keinen Mädchenbonus bekommen wollte. "Für wen hältst du mich", kam es daraufhin nur. Zufrieden setzte ich mich auf einen der Stühle und tauschte meine Straßenstühle gegen meine Handballschuhe. Sofort durchströmte das Adrenalin meinen Körper. Die Vorfreude gleich wieder Handballspielen zu dürfen war unbeschreiblich.

Es dauerte nicht lange, da rief uns Papa zu sich und gab einen kurzen Überblick über die heutige Trainingseinheit. Anschließend startete das Aufwärmprogramm. "Wir spielen als Erstes eine Runde Fußball", schlug Papa vor. "Alt gegen Jung?", fragte Peke sofort wettbewerbslustig. "Sehr gerne", stimmte Papa zu. Während alle um mich herum total begeistert zu sein schienen, war meine Begeisterung deutlich an meinem Gesicht abzulesen. Ich mochte Fußball nicht. Vermutlich auch erst seit meiner kleiner Bruder besser war als ich. Ich landete wie zu erwarten bei Team Jung. Da wir sonst einer mehr wären, nahm sich Papa kurzerhand ein Leibchen und würde für Team Alt mitspielen. "So Jungs wir haben unsere Ehre zu verteidigen, also strengt euch bitte an. Team Alt darf nicht schon wieder gewinnen", rief Rune motivierend. "Die könnt ihr mit mir als Handicap nur verlieren", entschuldigte ich mich bereits im Voraus für meine nicht vorhandenen Fußballkünste. "Keine Sorge wir verlieren so oder so immer, also liegt es nicht an dir", versuchte mich Sven aufzumuntern. Es wurde ohne festen Torhüter gespielt. Das heißt, man musste immer schauen, dass einer nah genug am Tor war, um als fliegender Torhüter das Gehäuse dicht zu machen.

Ich stellte mich gleich relativ weit hinten auf. Wenn ich mir eins zutraute, dann irgendwie Richtung Tor zu hechten und es zu versuchen einen Schuss abzuwehren. Schließlich stand ich schon oft genug im Tor, wenn Matej Fußball spielen wollte. Und ich schätzte meine Fähigkeiten als Torhüter besser ein als als Feldspieler. Das Tor würde ich eh nicht einmal ansatzweise treffen. Gefühlt besaß ich zwei linke Füße. Erst als Rune panisch meinen Namen rief, realisierte ich, dass das Spiel bereits angefangen hatte und Steffen mit dem Ball auf unser Tor zugerannt kam. Blitzschnell sprintete ich zurück Richtung Tor. Auch Magnus schien die gleiche Idee zu haben. Steffen spielte auf Papa ab und ich wusste, was dieser für einen guten Schuss drauf hatte. Vermutlich würden wir gleich unser erstes Tor kassieren. Ich entschied mich einfach mal dafür mein Glück zu versuchen mit einem Spagat unser Tor noch irgendwie abzuschirmen, während Magnus versuchte wie ein Fußballtorhüter nach dem Ball zu hechten. Letztendlich endete es darin, dass Papa den Ball im Tor unterbrachte, während Magnus und ich komplett ineinander reinrauschten und unsere Körper seltsam miteinander verknotet waren und ein seltsames Gefühl sich in meinem Körper breitmachte.

Sofort fragte mich Magnus, ob er mich irgendwie verletzt hatte, doch ich schüttelte den Kopf und versicherte ihm bei jeder weiteren Nachfrage, dass wirklich alles in Ordnung war. Sander hingegen trat bereits nach dem ersten Gegentreffer wutentbrannt gegen den Torpfosten. "Ich sag doch mit mir im Team kann man nur verlieren", wand ich mich seufzend an meine Teammitglieder. "Es ist noch lange nichts verloren", meinte Rune der Motivator unseres Teams. "Aber schöner Spagat", meinte Niklas Landin anerkennend. "So schnell wie du unten warst, solltest du dir vielleicht noch überlegen, doch ins Tor zu wechseln", schlug dieser mir vor nochmal über meine Position beim Handball nachzudenken. Doch ich musste zugeben ich hatte wenig Lust mich Bällen mit an die 100 km/h in den Weg zu stellen. "Kommt nicht in die Tüte", stellte Papa sofort klar, dass er nicht zulassen würde, dass ich mich in ein Handballtor stelle.

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