Everything I didn't say

95: Auf der Suche

"Nicht meisterschaftswürdig dieser Auftritt des Rekordmeisters" - "Echt traurig eine deratrige "Leistung"mit ansehen zu müssen" - "Sander ist wohl schon in Kolstad mit dem Kopf..." -"Verdiente Niederlage" - "Der THW ist wohl auch nicht mehr das was er mal wahr" - "Nicht, dass ihnen bald noch mehr gute Spieler weglaufen" -"Der Trainer war in Nettelstedt offensichtlich zu sehr mit den Schiedsrichtern beschäftigt... oder vielleicht doch eher mit einem bestimmten Spieler" - "einen seiner Spieler zu ficken, holt dann wohl nicht die Meisterschale nach Kiel" -

Die kritischen Kommentare auf Instagram wollten einfach nicht mehr aus Filips Kopf seit er am frühen Morgen im Bett beim gedankenverlorenen Stöbern auf diese gestoßen war. Normalerweise las sich der Tscheche solche Kommentare aus Prinzip nicht durch. Über die vielen Jahre im Profigeschäft hinweg hatte er gelernt, solche negativen Kommentare erst gar nicht an sich heranzulassen. Eigentlich schaffte er es immer sich gegen solche Kritik abzuschirmen. Doch zum ersten Mal schien seine sonst so stabile Schutzmauer gegenüber der Öffentlichkeit zu bröckeln. Vielleicht auch deshalb, weil er wusste, dass die Kritik mehr als berechtigt war. Vielleicht lag es auch daran, dass ihm die Niederlage einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte.

Erneut fand sich der Tscheche auf Instagram wieder und scrollte durch die vielen Kommentare der Fans im Netz zu der überraschenden Auswärtspleite des Rekordmeisters beim Aufsteiger. Mittlerweile hatte er das Spiel zwar bereits bis ins kleinste Detail hinein analysiert, trotzdem hatte er immer noch keine Antwort auf die Frage gefunden, wieso an diesem Tag kaum etwas von dem funktioniert hatte, was sie sich vorgenommen hatten. Nach wie vor konnte er sich den Totalausfall durch die gesamte Mannschaft hinweg nicht erklären. Nach wie vor fühlte es sich so an, als wäre es allein seine Schuld, dass sie die sicher eingeplanten Punkte nicht mitgenommen hatten. Die Realität, dass die Meisterschaft nun in die weite Ferne gerückt war, schmerzte. Was ihn jedoch am meisten ärgerte war, dass sie so gut in die Saison gestartet waren. Die ersten Spiele hatten sie so guten Handball gespielt, doch auf einmal schien nichts mehr zu funktionieren. Aber wieso?

Besonders ein Kommentar jedoch, wollte den Trainer des THW Kiels einfach nicht aus dem Kopf gehen. "Einen seiner Spieler zu ficken, holt dann wohl nicht die Meisterschale nach Kiel." War das die Wahrheit was die Fans über seine Beziehung mit Steffen dachten? Obwohl er alles versuchte diese Zweifel an der Beziehung mit Steffen hinter der einen Tür in seinem Kopf zu verstecken, schafften diese es immer wieder diese Tür wieder aufzutreten. Erneut hinterfragte Filip, ob er seinen Job besser ausführen könnte, wenn er nicht mit Steffen zusammen wäre. Er wollte diese Gedanken nicht haben, doch sie ließen ihn einfach nicht los, wie sehr er sich auch dagegen wehrte.

Filip war dermaßen in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, wie Steffen frischgeduscht ins Wohnzimmer kam und einen seiner Pullover mal wieder geklaut hatte. Als Steffen Filip erneut am Handy tippend mit diesem einen Blick sah, entfuhr ein lautes Seufzen seiner Kehle. Er ließ sich neben Filip aufs Sofa fallen. "Du solltest dir das wirklich nicht durchlesen", seufzte Steffen und hoffte Filip so von seinem Handy losreißen zu können. Auch er erhaschte einen Blick auf den Kommentar auf welchen Filip seit einige Minuten nachdenklich starrte. "Du glaubst doch echt nicht das, was irgendso ein Wichtigtuer im Internet schreibt. Komisch, als wir letzte Saison die Meisterschale geholt haben, hatte niemand was an unserer Beziehung auszusetzen", machte Steffen Filip wieder deutlich, dass es eigentlich dumm war, sich von irgendwelchen solchen Kommentaren beeinflussen zu lassen. "Ich hab eine viel bessere Idee, was wir machen könnten, anstatt diesen Blödsinn da zu lesen", hauchte Steffen seinem Freund verführerisch ins Ohr und begann liebevoll den Hals von Filip mit Küssen zu verzieren.

Grinsend rutschte Steffen auf Filips Schoß, um so zu verhindern, dass dieser noch auf sein Handy schauen konnte. Während er genüsslich mit den Lippen an der Haut von Filips Hals saugte, versuchte er mit seiner Hand, das Handy von Filip diesem aus der Hand zu nehmen. "Das brauchst du jetzt nicht", nuschelte Steffen. Filip hatte echt Mühe bei der Sache zu bleiben, denn Steffens Liebkosungen in Verbindung mit dem himmlischen Duft der von seinen frisch gewaschenen Haaren ausging, war echt verdammt verlockend. "Du bist echt hartnäckig", beschwerte sich Filip, bevor er sein Handy, dann neben sich auf das Sofa legte und das Gesicht von Steffen in seine Hände nahm und dem Franken tief in die Augen blickte. Dieser lächelte zufrieden. "Ich liebe dich", flüsterte Filip, bevor er seine Lippen mit denen von Steffen vereinte. Einige Minuten lang saßen die beiden wildknutschend zusammen auf dem Sofa.