63: Wie Schwestern?

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Vic:

An diesem Freitagabend schleppte ich mich förmlich mit dem Fahrrad nach Mönkeberg zum Training. Eine lange stressige Uniwoche lag hinter mir und am liebsten wäre ich heute Abend zuhause geblieben und hätte mich vor meinen Laptop auf mein Bett gepflanzt und nur noch irgendeine meiner Serien auf Netflix angeschaut. Doch blöderweise stand am Freitag Training auf dem Terminkalender, weswegen mir keine andere Wahl geblieben ist, als mich auf dem Weg Richtung Halle zu machen. Ich musste mir ein müdes Gähnen verkneifen, während ich mein Fahrrad am Fahrradständer abschloss, meine Sporttasche vom Gepäckträger nahm und die restlichen Meter bis zur Halle lief. Nur wenige Meter vor mir lief Lucie vollkommen in ihr Handy vertieft, weswegen ich mich beeilte zu ihr aufzuschließen. Kurz vor der Hallentür erwischte ich sie. "Na du. Lange nicht gesehen", sprach ich sie breitgrinsend an, schließlich waren wir vor etwa fünf Stunden noch zusammen in der Vorlesung gesessen. Erschrocken zuckte sie zusammen. "Erschreck mich nicht so", funkelte sie mich leicht wütend an. Unterdessen zog ich die schwere Eingangstür auf und ließ ihr mit den Worten: "Alter vor Schönheit", den Vortritt. Daraufhin rollte sie nach wie vor leicht genervt die Augen.

"Was gibt es denn so spannendes?", erkundigte ich mich unterdessen neugierig bei ihr und versuchte einen Blick über ihre Schulter auf ihr Handy werfen zu können. "Miha hat mich am Montagabend auf seine Geburtstagsparty eingeladen", berichtete Lucie, bevor sie gleich wieder begann blitzschnell ihre Finger über das Display huschen zu lassen, um eine neue Nachricht zu verfassen. "Oha wie geil", entfuhr es mir mit leuchtenden Augen, während ich die Kabinentür öffnete, in welcher bereits Jessi und Yara beim Umziehen waren. "Was ist geil?", kam es sofort von Yara mit neugierigen Blicken. Bevor Lucie überhaupt die Gelegenheit hatte zu antworten, übernahm ich das Ganze für sie. "Lucie wurde zu Mihas Geburtstagsparty eingeladen", berichtete ich den beiden. Jessis Augen wurden daraufhin so groß, dass ich kurz Angst hatte sie würden ihr gleich aus dem Kopf fallen. Yara hingegen quiekte begeistert auf: "Ahhh wie cool." Von Lucie hingegen kam nur ein stummes Nicken, während sie weiter eifrig auf ihr Handy starrte. "Ganz ehrlich ich verstehe dich nicht. Ich glaub wir alle drei würden töten dafür, dass wir auf eine Party mit den ganzen THW Kiel Jungs könnten und du schaust drein als wäre gerade dein Hamster gestorben", sprach Yara Lucie nun direkt auf ihr seltsames Verhalten an. Wieso freute sie sich nicht?

"Ich freue mich aus dem Grund noch nicht, weil ich gerade mit meinen Eltern am diskutieren bin. Wie zu erwarten hat Mama nichts dagegen, dass ich dorthin gehe. Papa hingegen schon", fauchte Lucie verzweifelt und warf ihre Tasche wütend auf die Bank. "Außerdem ist es dann auch nicht so cool wie ihr euch das vorstellt, weil Steffen bestimmt auch dort sein wird, wenn nicht sogar Papa auch. Und eine Party, wo der Freund deines Vaters beziehungsweise vielleicht sogar dein Vater anwesend ist, ist dann doch nicht so das Weiße vom Ei", brummte Lucie frustriert. Aufmunternd klopfte ich ihr auf die Schultern, bevor ich meine Tasche öffnete und mein Trainingsshirt rausholte. "Heißt es nicht das Gelbe vom Ei?", zerbrach sich Jessi gerade über Lucies Aussage den Kopf. Wir drei anderen zuckten daraufhin nur ratlos mit den Schultern. "So mir reicht es jetzt. Ich glaub ich muss nachher Steffen anrufen und ihn anbetteln, dass er mir hilft, dass ich auf Mihas Party kann", seufzte Lucie verzweifelt, bevor sie ihr Handy nun dann doch beiseite legte und in ihrer Tasche verstaute. "Zur Not erinnere ihn an die Katzenbabys, dass er dir was schuldig ist", gab ich Lucie einen Ratschlag mit Erinnerung an unseren nicht geplanten Zusammenstoß mit den beiden. "Boah danke. Jetzt krieg ich die Bilder wieder nicht mehr aus meinem Kopf", schrie Lucie verzweifelt und auch im meinem Kopf spielte sich wieder ab, wie die beiden wildknutschend übereinanderherfielen. Angewidert verzog ich nun auch das Gesicht. "Du siehst sie auch wieder", gluckste Lucie und ich nickte zustimmend: "Und wie." "Ahhh Katzenbabys", schrie Lucie verzweifelt, um die Bilder wieder loszuwerden. Unterdessen spürte ich die verwirrten Blicke von Jessi und Yara auf uns.

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