47: Wie ein geheimnisvolles Buch

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Niko:

Bereits den ganzen Morgen über wurde mein Körper von einer gewissen Aufregung heimgesucht. Ich wusste nicht wieso mich das bevorstehende Treffen mit Travis so nervös machte. Vermutlich lag es daran, dass ich ihn einfach kaum kannte. Ich war froh als Filip das Training endlich beendete. Auch wenn das wichtige Auswärtsspiel in Montpellier bevorstand und ich nach wie vor unzufrieden mit meinem aktuellen Leistungsstand nach der Verletzung war, war es mir heute schwer gefallen mich beim Training konzentrieren zu können. Abgesehen von meinen zahlreichen Fehlwürfen war ich zum Glück nicht negativ aufgefallen. Ich beeilte mich nach dem Training mit dem Duschen, bevor ich das Trainingszentrum verließ. Ich warf meine Trainingstasche in den Kofferraum meines von der Sonne aufgeheizgen Wagens. Obwohl es Ende September war, waren die Temperaturen heute nochmal über die 25 Grad Marke geklettert.

Ich war gut in der Zeit und kam fünf Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt am Treffpunkt dem Yachthafen in Laboe an. Suchend schaute ich mich in der Menschenmenge um, die es ebenfalls an den Strand getrieben hatte. Bisher konnte ich ihn jedoch nirgendwo entdecken. Mein Herz begann wieder schneller zu schlagen. Ich wischte meine feuchten Hände an meiner Sporthose ab. Seufzend ließ ich mich auf der Haufenmauer nieder, von welcher man einen guten Überblick über den Hafen hatte. Je länger ich auf der Mauer saß ohne das Travis auftauchte, umso nervöser wurde ich. Was wenn er nicht auftauchen würde? Wieso war ich so nervös? Normalerweise war ich das immer nur, wenn ich ein Date hatte. Doch das heute war doch nur eine ganz normale Verabredung. Gefühlt jede zweite Sekunde warf ich ein Blick auf mein Smartphone, um zu überprüfen, ob er sich vielleicht gemeldet hatte. Doch ich hatte keine neuen Nachrichten. Es war bereits nach 14 Uhr. Würde er noch kommen?

Eine Möwe landete neben mir auf der Mauer. Mit hektischen Bewegungen versuchte ich den Vogel wieder zu vertreiben. Vergeblich! Das Tier rührte sich nicht von der Stelle. Ich mochte Möwen nicht. Stattdessen schaute die Möwe mich so vorwurfsvoll an. "Ich habe nichts zu essen", redete ich nun sogar mit einer Möwe. Doch auch das half nichts. Das Tier blieb. Ich wandte meinen Blick nun wieder auf den Hafen. Auf einmal entdeckte ich eine Person, die Travis sehr ähnlich sah. Suchend schaute sich diese Person ebenfalls um. Zufällig trafen sich unsere Blicke und mein Herz begann in meiner Brust verrückt zu spielen, weil es tatsächlich Travis war. Auch auf seinen Lippen bildete sich ein erleichtertes Grinsen, bevor er sich beeilte auf mich zuzulaufen. "Moin, sorry für die Verspätung. Habe mich etwas in der Zeit verschätzt, wie lange ich hierher mit dem Fahrrad brauche", entschuldigte er sich sofort für seine Verspätung. "Kein Problem. Ich hatte nette Gesellschaft", winkte ich sofort ab, mit einem Blick auf die Möwe neben mir und rutschte anschließend von der Mauer. "War euer Gespräch unterhaltsam?", fragte Travis belustigt. "Naja, es war etwas einseitig", gestand ich, dass ich froh war, dass er nun da war.

Wir schienen beide etwas nervös zu sein. Die ersten Minuten liefen wir beide schweigend nebeneinander den Strand entlang und keiner traute sich so wirklich als Erster ein gewisses Gesprächsthema anzufangen. Kurzerhand fasste ich meinen gesamten Mut zusammen. "Wo kommst du eigentlich her? Travis ist ja jetzt nicht gerade ein traditionell norddeutscher Name", erkundigte ich mich nach seiner Herkunft. "Geboren bin ich in Kiel. Biologisch gesehen bin ich jedoch Halbspanier und ich bin sowohl eine Zeit hier in Kiel, als auch eine lange Zeit in Spanien in Granollers aufgewachsen", beantwortete Travis meine Frage. "Und ich wurde nach dem Cafe benannt, in welchem sich meiner Eltern, das erste Mal begegnet sind", erklärte er schmunzelnd die Bedeutung seines Namens. Ich war fast neidisch. Wieso hatte mein Name nicht so eine besondere Bedeutung? "Wow das ist echt romantisch", schwärmte ich. "Für meine Mutter war es das nicht. Mein Vater hatte ihr nämlich seinen Kaffee übergeschüttet", warf Travis lachend ein. Augenblicklich sah ich die Bilder wieder vor Augen, wie ich ihm im Restaurant über dem Haufen gerannt habe. Einerseits war es verdammt peinlich gewesen, weil ich mich so vor meinen Mannschaftskollegen blamiert habe. Andererseits war ich im Nachhineinen froh, denn wer weiß ob Travis und ich sonst ins Geapräch gekommen wären. "Also fast wie unser erstes Aufeinandertreffen", äußerte ich meine Gedanken laut und boxte ihn leicht mit der Schulter zur Seite ohne darüber nachzudenken, dass diese Aussage von ihm eventuell falsch interpretiert werden könnte.

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