Everything I didn't say

106: Datenight

Nervös tigerte Travis in seiner Wohnung auf und ab. Er hatte das Gefühl mit den Nerven vollkommen am Ende zu sein. Sein Herz schlug pochend gegen seinen Brustkorb und eine ungewöhliche Hitze breitete sich in seinem Körper aus, sodass er schwitzte als würde er gerade einen Marathon laufen. Er konnte sich nicht erinnern, dass ein bevorstehender Besuch ihn jemals in eine derartige Achterbahnfahrt der Gefühle katapultiert hätte. Ok! Wenn seine Eltern ihren Besuch ankündigten, war er auch immer angespannt. Aber das war eine komplett andere Art der Anspannung! Diese war anders. Sie fühlte sich auf jeden Fall um einiges besser an. Trotzdem hatte er das Gefühl vollkommen hilfos zu sein. Er hatte das Gefühl ein ganz neues Terrain zu betreten. Bisher hatte er noch nie etwas vergleichbares wie das gefühlt.

Mit Patrick war alles irgendwie anders gewesen! Einfacher irgendwie! Vielleicht lag es auch daran, dass sie sich von klein auf gekannt hatten und diese Phase, in der er sich gerade mit Niko befand, damals einfach übersprungen hatten. Dafür hatte er das Gefühl, dass dieser Weg irgendwie gefühlsintensiver war. Aber diese Unsicherheit und das Gefühl der Hilflosigkeit machten ihm irgendwie Angst. War er wirklich bereit sich auf diesen Weg einzulassen? Augenblicklich war da wieder dieser stechende Schmerz in seiner Brust. Die Erinnerungen an Patrick waren augenblicklich wieder so präsent. Er meinte für einen Moment, dass er direkt vor ihm stehen würde und ihn mit diesem verletzten Blick anschaute, der sich tief in seine Brust hineinbrannte. Er meinte seine Stimme zu hören. Seine Hand an seiner Wange zu spüren. Er spürte wie seine Knie begannen gewährlich zu wackeln. Er versuchte dieses Gedanken wieder abzuschütteln. Er hörte die Stimme von Carina, die ihm sagte, dass er endlich die Vergangenheit zurücklassen sollte und wieder anfangen sollte zu leben.

Prüfend nahm er eine Geruchsprobe an seinem vollkommen nass geschwitzten Hemd. Angewidert rümpfte er die Nase. Eine erneute Panik durchfuhr ihn. So konnte er Niko nicht gegenübertreten. Er beeilte sich nach oben zu gehen, um sich was frisches anzuziehen, bevor Niko hier aufkreuzen würde.

Etwa im gleichen Augenblick fuhr Nikos Wagen auf die große Einfahrt. Die Hand des Österreichers zitterte stark und es brauchte mehrer Anläufe, bis er es schaffte den Motor abzustellen. Auf dem Lenkrad waren feuchte Flecken, so hatten seine Hände in den letzten Minuten hierher geschwitzt. Er wischte sich diese an der Hose ab, während sein Herz immer schneller gegen seinen Brustkorb zu schlagen begann. Es war einige Zeit her, dass er vor einem Date so nervös gewesen war. Soweit er sich erinnerte, war es ihm das letzte Mal beim zweiten Treffen mit seiner Ex so gegangen. Es fühlte sich so an, als wäre er wieder ganz an den Anfang zurückgekehrt. Er hatte das Gefühl ein frischverliebter unerfahrener Teenager zu sein. Warte? Hatte er gerade gesagt, dass er verliebt sei? Nein! Oder doch? Er konnte diese Gefühle nicht einordnen. Einerseits waren da viele Parallelen zu damals, als er Julia kennengelernt hatte. Doch dann fühlte es sich doch irgendwe so komplett anders an. Er spürte wieder wie sein Kopf sich begann einzuschalten und versuchte ihn zu überreden, doch lieber wieder von hier zu verschwinden. Erneut war da diese Unsicherheit in ihm. Die Angst, vor dem, was dieser Abend mit sich bringen würde. Doch dann war da dieses tiefe Verlangen wieder in Travis Nähe sein zu wollen, deswegen atmete er einmal tief durch, bevor er ausstieg. Seine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an, während er die wenigen Meter bis zur Haustür zurücklegte, die sich anfühlten wie eine Ewigkeit.

Sein Finger zitterten nervös. Es kostete ihn Überwindung, den Finger auszustrecken und die Klingel zu drücken. Er atmete tief durch, während er sich nervös nach links und rechts umblickte, als würde er sichergehen wollen, dass ihn niemand hier sah. Vermutlich waren es nur wenige Sekunde, bis die Haustür schwungvoll aufgerissen wurde und er direkt vor ihm stand. Augenblicklich war da wieder dieses kribbelnde Gefühl und diese guttuende Wärme, die sein unbeschreiblich schönes Lächeln auslöste. Er strahlte ihm fröhlich entgegen und grüßte ihn mit einem impulsiven "Moin", wobei Travis erleichtert war, dass seine Stimme so sicher wirkte, denn innerlich war er das komplette Gegenteil von souverän.