Eigentlich hatte Victoria alles genau durchgeplant. Schließlich wollte sie auf keinen Fall an ihrem ersten Tag von ihrem Rechtswissenschaftsstudium zu spät kommen. Zwar würden die offiziellen Vorlesungen erst am Montag beginnen, doch am heutigen Freitag fand bereits eine Informationsveranstaltung für die Erstis statt. Wieso diese Veranstaltung unbedingt um acht Uhr beginnen musste, hatte Vicoria zwar nicht verstanden, trotzdem hatte sie sich dann widerwillig einen Wecker auf kurz nach sechs Uhr gestellt. Pünktlich hatte sie der Wecker am Morgen mit einem schrillen Geräusch aus dem Schlaf gerissen. Doch noch im Tiefschlaf hatte die 17-Jährige es irgendwie geschafft den Wecker wieder zum Schweigen zu bringen, bevor sie sich müde nochmal umgedreht hatte und dann wohl nochmal eingeschlafen sein musste. Erst kurz vor sieben schreckte sie auf einmal, weil ihr Unterbewusstsein sie daraufhin wieß, dass irgendwas nicht stimmte, aus dem Schlaf wieder hoch. Ihr Blick fiel auf den Wecker auf dem Nachttischchen. Von einer Sekunde auf die andere war sie hellwach. Fluchend warf sie ihre Bettdecke zur Seite und sprang aus dem Bett. "Mist Mist Mist", fluchte sie. Sie hatte verschlafen. Mal wieder. Wieso musste ihr das immer wieder aufs Neue passieren? Im Gegensatz zu den anderen ihrer Familienmitglieder war sie eine Langschläferin und ein totaler Morgenmuffel. Vor 10 Uhr war alles doppelt so schwer.
Panisch versuchte sie im Dunkeln den Weg zu ihrem Kleiderschrank ausfindig zu machen. Blöderweise stellte sich einer der Umzugskartons, den sie immer noch nicht ausgräumt hatte, in den Weg und ließ sie stolpern. Wütend ließ sie ihren Frust darüber, dass sie verschlafen hatte und den Bus, der in genau vier Minuten an der Hauptstraße vorne abfahren würde, auf keinen Fall mehr erwischen würde, an diesem aus, indem sie wütend gegen diesen trat. Der nächste Bus würde erst kurz vor acht fahren. Es war praktisch unmöglich, dass sie es noch rechtzeitig an die Universität schaffen würden. Schließlich lag diese genau auf der anderen Seite der Kieler Bucht und sie war noch nicht 18 und durfte deswegen noch nicht Auto fahren. Verzweifelt versuchte Victoria nachzudenken. Es müsste doch irgendwie noch einen Weg geben. Frustriert ließ sie sich gegen den Schrank fallen, der dabei jedoch ein lautes Geräusch von sich gab, was sie erschrocken zusammenfahren ließ, weil sie auf keinen Fall Travis an seinem freien Tag, um diese Uhrzeit aus dem Schlaf reißen wollte. Sollte sie sich einfach ohne gültigen Führerschein ins Auto setzen. Immerhin hatte sie die Führerschreinprüfung noch kurz vor ihrem Umzug erfolgreich abgelegt, der Führerschein war jedoch erst ab ihrem 18.Geburtstag gültig. Sollte sie das wirklich riskieren? Was blieb ihr anderes übrig? Außer eben Travis zu wecken und ihn darum zu bitten sie zu fahren. Das Risiko noch länger als bis zu ihrem 18. Geburtstag auf den Bus angewiesen zu sein, ließ sie mit einem schlechten Gewissen Richtung Tür taumeln. Sie musste Travis wecken. Sie wollte gerade die Zimmertür öffnen, als diese sich von Zauberhand öffnete und sie erschrocken zurückweichen ließ. Auch Travis war total erschrocken, dass er auf einmal eine unbekannte Gestalt in der Dunkelheit vor sich hatte.
Zwei erschrocken aufgerissene Augenpaare trafen aufeinander. Reflexartig drückte Travis auf den Lichtschalter, was Victoria erschrocken die Augen zusammenkneifen ließ. Boah war das hell! Travis hingegen konnte nicht anders. Ein breites schmunzelndes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Der Anblick seiner verschlafenen kleinen Schwester in ihrem viel zu großen Schlafshirt von Wincent Weiss mit der Aufschrift "Weck mich nicht auf", welches er ihr letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte, war einfach zu amüsant. Unterdessen hatte sich Vic von dem Schock wieder erholt. "Musst du mich so erschrecken?", fauchte sie. "Sorry.. ich wollte nur wissen, was das hier gerade für ein Schlag war?", erklärte Travis, wieso er aufgestanden war. "Ich musste meinen Frust darüber, dass ich den Bus verpasst habe und vermutlich zu spät an meinem ersten Tag komme irgendworan auslassen", erklärte Vic frustriert. Ihr war das ganze so peinlich. Hatte ihr Vater doch Recht gehabt, dass sie noch nicht selbstständig genug war? Wieso war sie nicht einfach gleich aufgestanden? Am liebsten würde sie sich ohrfeigen. Travis hingegen konnte nicht anders als breitzugrinsen. Es war so klar gewesen. Er hat es schon immer amüsant gefunden, dass Victoria so ein Morgenmuffel war. "Nicht lustig", brummte diese. "Wieso wundert mich das nicht", zog Travis seine Schwester schmunzelnd auf. "Du bist blöd", fauchte sie und streckte ihm beleidigt den Mittelfinger entgegen. Zu mehr war sie um diese Uhrzeit noch nicht in der Lage. "Zieh dich an. Ich fahr dich", erklärte sich Travis sofort bereit seiner kleinen Schwester aus der Patsche zu helfen. "Wirklich? Aber du hast doch deinen freien Tag?", das schelchte Gewissen sprach aus ihr. Wegen ihr war er so früh wach geworden. "Ich bin ja eh schon wach", meinte dieser. Dankbar fiel Victoria ihrem Bruder um den Hals bevor sie ihre Sachen zusammensuchte und dann im Badezimmer verschwand.
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Everything I didn't say
FanfictionFortsetzung Hidden Kisses ~ "I am too afraid Everything will change But it will break my heart If things will stay the same How does it feel to fall in love? Will it hurt or last forever?"~ How to fall in love - Linda Elsener Im letzten Jahr hatte s...