138: Familiendrama

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Filip:

Es hätte ein entspannter Abend nur für Steffen und mich werden sollen. Steffen hatte uns ein köstliches Abendessen gekocht. Ich hatte meine Trainingsvorbereitung für morgen bereits abgeschlossen, dass wir einfach mal wieder Zeit für uns hätten. Gerade hatten wir es uns auf dem Sofa bequem gemacht, als mein Handy vibrierte. Genervt die Augen rollend warf ich nur einen kurzen Blick auf dieses. Ich wollte schließlich keine wichtige Nachricht von Victor verpassen. Matej? Es kam so gut wie nie vor, dass mir mein kleiner Sohn schrieb. Sofort öffnete ich die Nachricht mit einem unwohlen Gefühl im Bauch. Ich spürte einfach, dass irgendwas passiert sein musste, wenn er sich an mich wand.

"Lucie ist voll gemein zu mir", ließ mich die Nachricht von Matej stutzig werden. Eigentlich hatte es zwischen den beiden nie irgendwelche Probleme gegeben. Natürlich die ein oder andere Streierei zwischen Geschwistern. Doch die beiden hatten schon immer ein ausgesprochen gutes Verhältnis gehabt. Was war vorgefallen, dass er mir so eine Nachricht schrieb?

Ich warf Steffen einen entschuldigenden Blick zu. "Ich muss kurz nach unten. Anscheinend gibt es Stress zwischen Matej und Lucie", seufzte ich und stand seufzend vom Sofa auf. Steffen folgte mir.

Unten in der Wohnung angekommen erwartete uns jedoch ein Bild, welches ich nicht erwartet hatte. Ich hätte damit gerechnet, dass hier gerade die Fetzen flogen. Doch stattdessen war es totenstill. Fast unheimlich. Steffen und ich warfen uns verwirrte Blicke zu. Zusammen gingen wir ins Wohnzimmer, weil dort Licht brennte. Erst vernahmen wir ein Geräusch. Leises Gekicher. Ein Stöhnen. Über unseren Köpfen sammelten sich förmlich die Fragezeichen. Was ging hier vor sich? Wir betraten das Wohnzimmer und augenblicklich blieb mir die Luft im Hals stecken. Auf dem Sofa lag meine große Tochter, die lediglich einen BH trug. Über ihr. Niemand geringeres als Magnus Landin. Ebenfalls oberkörperfrei. Beide wildknutschend übereinander herfallend.

Mitansehen zu müssen, wie die Hand eines Mannes über die nackte Haut meiner Tochter wanderte, ließ meinen Beschützerinstinkt wieder Alarm schlagen. "Was ist denn hier los?", machte ich die beiden, die uns bisher nicht bemerkt hatten, zu sehr waren sie mit sich selbst beschäftigt gewesen, auf uns aufmerksam. Erschrocken fuhren die beiden mit hochroten Köpfen auseinander, wobei Magnus vor Schreck sogar vom Sofa fiel. Etwas bedröppelt saß er nun auf dem Teppich vor dem Sofa und schaute mir mit erschrocken und ängstlichen Augen entgegen. "Was macht ihr hier?", fauchte Lucie wütend und suchte sich panisch nach ihrem T-Shirt. Dieses reichte ihr Magnus, weil dieses neben ihm auf dem Boden lag. Ich wartete bis die beiden wieder angezogen war. Magnus saß nach wie vor wie versteinert auf dem Fußboden.

Steffen neben grinste etwas peinlich berührt in sich hinein. Doch ich fand diese Sache alles andere als witzig. Stattdessen kochte innerlich vor Wut. "Seid ihr von allen guten Geistern verlassen", fuhr ich die beiden wütend an. Sofort spürte ich Steffens Hand auf meiner Schulter, der vermutlich sein Glück versuchte mich zu beruhigen. Im selben Augenblick tauchte Matej in der Tür auf, der den Lärm wohl gehört hatte. Dies brachte das Fass bei mir nun endgültig zum Überlaufen. Wie konnte Lucie es bloß wagen mit ihrem Freund hier im Wohnzimmer rumzumachen, wenn ihr kleiner Bruder zuhause war? Ich brauchte endlich Antworten. Was war hier vorgefallen? Wo war überhaupt Aneta?

"Hast du jegliches bisschen Anstand verloren? Du machst vor den Augen deines kleines Bruders mit deinem Freund rum", fuhr ich Lucie fassungslos an. Wie konnte sie das ihrem kleinen Bruder antun? "Es tut mir leid. Okay! Das war alles nicht geplant gewesen okay. Was macht ihr überhaupt hier? Ich dachte, ihr wolltet heute Abend eure Ruhe", sprudelte eine mich nicht zufriedenstellende Entschuldigung aus Lucie heraus. Ihre Wangen waren nach wie vor knallrot. Ihre Haare waren total verstrubbelt. Immer wieder spielten sich die Bilder von gerade eben in meinem Kopf ab und ließen die Wut aufs Neue entflammen. Sie war doch mein kleines Mädchen! Sie wurde einfach viel zu schnell erwachsen. Das alles ging einfach zu schnell. Die Vorstellung, dass Magnus kurz davor gewesen war, ihre Jungfreulichkeit zu rauben, jagte einen eiskalten Schauer über meinen Rücken.

Everything I didn't sayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt