27: Ein peinlicher Aufrtritt folgt dem nächsten

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Niko:

„Ok, das war gerade wired", hörte ich Lucie sagen, die sich neben Magnus an den großen Tisch setzte, die anscheinend ebenfalls die Unterhaltung der beiden Mitarbeiter des Restaurants mitbekommen hatte. Rune, der gegenüber von uns wie zu erwarten neben Sander saß, konnte es natürlich mal wieder nicht lassen mich wegen meines Verhaltens bei unserem letzten gemeinsamen Besuch hier zum Beginn der letzten Saison aufzuziehen, worüber ich im Nachhinein nicht gerade stolz war. „Jetzt wissen wir, wieso sie Nikos Gefühle nicht erwidert hatte, weil sie unglücklich in ihren Arbeitskollegen verliebt ist", äußerte sich dieser frech grinsend. Suchend schaute ich mich auf dem Tisch nach einem Gegenstand um, mit dem ich Rune abwerfen könnte. Blöderweise war der Ständer mit den Bierdeckeln für mich unerreichbar. Außerdem kam der junge Kellner, den ich meinte, hier zuvor noch nicht gesehen zu haben, aus dem Restaurant mit einem Stapel Speisekarten auf unseren Tisch zu. Erst jetzt machte sich mein knurrender Magen wieder bemerkbar.

Nachdem dieser uns die Speisekarten ausgehändigt hatte, wollte er wissen, ob wir bereits die Getränke bestellen wollten oder ob er später nochmal wiederkommen sollte. Victor schaute kurz in die Runde, bevor er vorschlug, bereits schonmal die Getränke zu bestellen. „Si prego?", wechselte dieser nun ins Italienische. Nach und nach bestellten wir alle unsere Getränke, wobei ich fast Mitleid mit diesem hatte, dass er bei dem Chaos nicht den Überblick verlor. Rune stellte die Frage, die uns einigen wohl auf der Zunge lag. „Bist du neu hier?", erkundigte sich der gebürtige Kieler. Lachend schüttelte dieser den Kopf: „Neu nicht nur normalerweise stehe ich eigentlich hinter dem Herd", erklärte dieser schmunzelnd. Victor bestellte am Ende noch ein paar Flaschen Wasser zum auf den Tisch stellen. Freundlich nickend zog sich der junge Mann wieder zurück und ließ uns in Ruhe die Speisekarten durchschauen. Vermutlich kannte ich die Speisekarte mittlerweile auswendig. Trotzdem warf ich nochmal einen Blick in diese. Heute fiel meine Entscheidung relativ schnell auf eine Pizza Salami und eine Portion Spaghetti Bolognese. Da die meisten der anderen noch mit ihrer Wahl beschäftigt waren, entschied ich kurz auf die Toilette zu verschwinden, weil mir auffiel, dass ich seit dem Abflug in Wien nicht mehr auf dem Klo gewesen war. Sicherheitshalber tippte ich Magnus, der neben mir saß an, um diesen zu bitten, falls ich noch auf dem Klo wäre, für mich meine Bestellung zu übernehmen.

Dieser schaute genervt die Augenrolle von der Speisekarte auf. „Was ist Niko? Ich bestelle nicht schon wieder für dich deine zweite Portion", fragte er mich gereizt und thematisierte ebenfalls den letztjährigen Vorfall, was meine Wange peinlich berührt rot färben ließen. Aber nach dem Vorfall im Bus konnte ich ihm seine miese Laune auch nicht wirklich übelnehmen. „Ich geh kurz aufs Klo. Könntest du für mich mitbestellen, falls ich noch nicht wieder zurück bin?", erklärte ich dem Dänen ruhig mein Anliegen. „Keine Sorge, ich habe nicht vor mich wieder zum Affen zu machen", fügte ich schnell noch hinzu. Bevor Magnus die Gelegenheit hatte irgendwas einzuwenden, stand ich schwunghaft von meinem Platz auf. „Eine Pizza Salami und Spaghetti Bolognese- Du bist ein Schatz Magi, danke", klopfte ich dem verwirrten Dänen dankbar auf die Schulter, bevor ich mich aus dem Staub machen wollte, dass ich ja rechtzeitig wieder zurück war, bevor das Essen kommt.

Blöderweise hatte ich den jungen Kellner übersehen, der soeben aus dem Restaurant gekommen war, um die erste Ladung Getränke an unseren Tisch zu bringen. Als ich diesen bemerkte, war es jedoch bereits zu spät. Ich rannte diesen vollkommen über den Haufen. Eine undefinierbare Menge unterschiedlicher Getränke, die sich auf seinem Tablett befunden hatte, schwappte über. Ein Teil davon landete auf meinem weißen THW Kiel Trainingsshirt, während der meiste Teil sich auf dem weißen Hemd des Fremden verteilte. Dieser versuchte verzweifelt die Gläser vom Herunterstürzen des Tabletts zu retten, jedoch hatte ich ihn dermaßen aus dem Gleichgewicht gebracht. Verzweifelt versuchte dieser sich noch mit seiner freien Hand an mir festhalten zu können, um zu verhindern noch auf den Boden zu stürzen. Ich versuchte unterdessen noch das komplette Unglück zu verhindern und wollte das ihm von der anderen Hand stürzende Tablett noch irgendwie retten. Doch dadurch, dass dieser sich an mir festkrallte und mich dabei mit sich zu Boden zog, konnte auch ich das Tablett nicht mehr auffangen. Es ging alles so schnell. Am Ende fand ich mich wie ein Sandwichdeckel bauchlängs auf dem Unbekannten liegend auf dem Boden kurz vor dem Restauranteingang wieder, während einige Meter neben uns das Tablett mit den vollen Gläsern krachend auf dem Boden einschlug und diese in tausend Scherben zersprangen.

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