Georg
Georg lag im Bett seiner neuesten Gespielin. Sie war ein langes dünnes Ding, eigentlich gar nicht sein Fall. Aber je älter er wurde und auch je fülliger, desto geringer wurde die Auswahl an Kandidatinnen, die ihn anhimmelten und die einen verheirateten Mann in ihr Schlafzimmer ließen.
Was machte die Zicke bloß so lange im Bad? Glaubte sie, irgendeine Maßnahme könnte sie hübscher machen?
Sie sollte jetzt zurückkommen, ihm einen blasen, dann wäre es eh schon genug! Immer öfter musste er in letzter Zeit an sein hübsches Frauchen denken, wenn er in fremden Betten unterwegs war. Eigentlich war er ja voll bescheuert! Hatte eine schöne Prinzessin zu Hause und quälte sich mit sowas rum, wie sich da im Bad abmühte.
Er griff nach dem Buch auf dem Nachtisch. „Sommerherz", wieder so ein Frauenroman, den die Welt nicht brauchte. So ein Schund wurde gedruckt! Aber sein großartiges Werk, das er seit Jahren den Verlagen anbot, wollte keiner. Banausen!Er blätterte schlug den Klappentext auf. „Endlich ist der zweite Teil von Frühlingsherz erschienen. Die Geschichte von Carina und ihrer Schwester Andrea findet die Fortsetzung, auf die die Leser seit einem Jahr ungeduldig warten."
Die Namen kamen ihm vage bekannt vor. Er schlug das Buch auf.
Das erst Kapitel berichtete, was bisher geschehen war.
Ungläubig las er die Geschichte, mit der ihn Maja vor ihrer Ehe gelangweilt hatte, in einer Zusammenfassung.
Das konnte doch nicht sein! Das hätte sie sich niemals erlaubt! Heller Zorn stieg in ihm hoch.In diesem Moment kam die Bohnenstange aus dem Bad.
„Hast du den ersten Band von diesem Geschreibsel?" fuhr er sie an.
„Ja, natürlich! Ein wunderbares Buch!" stotterte sie.
„Hol es!"
Folgsam brachte sie das Gewünschte.
Er fing an zu lesen. Er erinnerte sich nicht mehr an jedes Wort, aber es war Majas Geschichte! Eindeutig!
Er sprang aus dem Bett, zog sich an. „Das nehme ich mit!" rief er der Frau, die ihn mehr als verwundert ansah, zu und lief zu seinem Wagen, raste nach Hause.
In ihm tobte ein Sturm.
Dieses verlogene Miststück!
Diese Betrügerin!Maja
Maja erschrak, als die Haustüre ins Schloss krachte. Sie saß im Arbeitszimmer am Computer und schrieb. Sie hatte einen Lauf, ihre Wangen waren hochrot vor Aufregung, wie immer, wenn sie die Worte aus ihrem Kopf gar nicht schnell genug in die Tasten hauen konnte.
Georg!
Panik überfiel sie.
Sie speicherte schnell alles ab, fuhr den Computer herunter.
Aber er hatte doch heute Herrenabend, da schlief er doch immer bei einem seiner komischen „Freunde"!
Da stürzte er schon zu ihr ins Zimmer, knallte ihr Buch auf die Tasten.
Sein Gesicht war hochrot, er konnte kaum atmen vor Wut.
„Was ist das?" stieß er zwischen den Zähnen hervor.
„Ein Buch!" Nun, wo es raus war, war sie vollkommen ruhig.
„Aha! Ein Buch!" äffte er sie nach. „Und wer hat dieses Buch geschrieben?"
„Ich!" antwortete sie.
„So, so! Du! Und, hatte ich dir nicht verboten zu schreiben?" Seine Stimme war leise und messerscharf.
„Du hast es versucht, ja! Aber du konntest es mir nicht verbieten!" Ihr Blick wich seinem nicht aus.
„So! Konnte ich nicht! Du bist seit Jahren meine Frau! Ich habe dir meinen Namen gegeben, habe dich ernährt, gekleidet, habe dir die Welt zu Füßen gelegt, und genau so lange hintergehst du mich? Schreibst Bücher, lässt sie drucken, verkaufst sie, ohne einen Ton davon zu sagen? Unter einem falschen Namen? Du kleines, verlogenes Miststück!"
Sie zuckte bei diesem Schimpfwort zusammen.Doch dann öffnete sich eine Schleuse in ihrem Kopf, und all die Unterdrückungen und Verletzungen der letzten Jahre brachen hervor.
Eiskalt schleuderte sie ihm entgegen: „Aber du hast mich nie geliebt! Du wolltest mich besitzen, um mit mir anzugeben! Du wolltest nie mich, du wolltest nur das, was du aus mir machen konntest! Das dumme, verliebte Püppchen! Schreiben sollte ich nicht, weil ich besser war als du! Weil du genau wusstest, dass meine Bücher gekauft würden und deine nicht!"
„Halts Maul!" schrie er sie an und griff sich ans Herz. Er hatte in den letzten Monaten schon öfter dieses Stechen gefühlt. „Halts Maul, du dreckige Hure!"
„Verwechselst du mich da nicht mit einer der Damen, von der du gerade kommst?" schleuderte sie ihm entgegen. Sie wusste schon seit langem, wo er mache Nacht verbracht hatte. Nette Frauen von Kollegen hatten so manche Andeutung fallen lassen.
Da sah Georg rot. Er holte aus, schlug ihr mitten ins Gesicht. Das Blut schoss aus ihrer Nase, sie krachte mit dem Kopf gegen den Türholm, es zog ihr die Beine weg, sie sank in die Knie.
Mit hochrotem Kopf raste er aus dem Haus, raste zu der Trösterin seiner Seele, der Nutte Mischa. Sie würde ihn wieder aufbauen! Sie würde sein verletztes Ego wieder aufbauen.
Maja hatte gerade noch die Kraft, sich das Telefon herunterzuziehen und ihre Eltern anzurufen, bevor es ihr schwarz vor Augen wurde.
Ihr Vater kam gleichzeitig mit dem Sanka vor ihrem Haus an. Tränenüberströmt begleitete er sein schönes Töchterchen ins Krankenhaus.
Zum Glück war nichts gebrochen, aber eine schwere Gehirnerschütterung fesselte sie eine Woche ans Bett.
Sie erstattete Anzeige gegen ihren Ehemann, als ein Polizist bei ihr vorbeischaute.
Bei dem Namen Brenner wurde er stutzig. Er telefonierte kurz mit seiner Dienststelle, kam zu ihr zurück.
„Frau Brenner, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Mann letzte Nacht verstorben ist."
Sie war noch zu sehr durcheinander, um den ganzen Inhalt dieser Aussage zu begreifen.
Er berichtete, dass Georg zu einer Prostituierten gefahren war, nachdem er sie niedergeschlagen hatte, dort wohl zu viele von den blauen Tabletten erwischt hatte und beim Geschlechtsakt einem Herzanfall erlegen war.
Maja sah den Polizisten ungläubig an, dann begann sie zu lachen, dachte, sie würde nie wieder damit aufhören können.
Der Arzt wollte ihr eine Beruhigungsspritze geben, doch sie weigerte sich. Sie konnte sich doch nicht den schönsten Tag ihres Lebens vernebeln lassen! Doch so direkt sprach sie das natürlich nicht aus.
Eine Woche später ging sie nach Hause in das riesige leere Haus, räumte seine Schränke aus, spendete alles der Obdachlosenhilfe.
Die Beerdigung war zum Glück schon vorbei, ihre patenten Eltern hatten das in die Hände genommen. Sie wäre auf keinen Fall hingegangen, auch wenn sie nicht im Krankenhaus gelegen wäre.
Die Geschichte vom Professor, der im Nuttenbett gestorben war, machte schnell die Runde. „Freunde" mieden sie, sie war zur Persona non grata in der Stadt geworden. Sie zog sich vollkommen zurück, besuchte im Höchstfall ihre Eltern, schrieb den vierten und letzten Band fertig, fühlte sich wohl alleine, bis sie merkte, dass sie auch einsam war. Verdammt einsam!
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Der Hass wird nicht siegen
RomanceMaja, eine sehr junge schöne Witwe, schreibt zwar sehr erfolgreich Geschichten unter einem Pseudonym, ist aber grenzenlos einsam in dem riesigen Haus, in das sie ihr Ehemann mehr oder weniger eingesperrt hatte. Als sie einen Artikel über Callboys li...