Felix litt wie ein Tier, war aber etwas ruhiger. Sein Bienchen saß draußen, sah ihn liebevoll an, die Bilder von ihr und seiner innig geliebten Kinder hingen an der Glasscheibe.
Er schrie vor Schmerzen, das Kissen war schon wieder tränennass, er kotzte sich die Seele aus dem Leib, aber Maja war da!
Sie hatte wieder einmal genau gewusst, was sie tun musste, um ihn zu retten.
Es war nicht schlimm für ihn, dass sie ihn so sah, er wusste, ihrer Liebe konnte nichts schaden. Sie würde alles verstehen, erdulden, hinnehmen!
Er wollte nicht ihr Mitleid, aber er wusste, sie musste sein Leid mit ihm teilen, und es tat ihm gut!Die Schwester wusch ihn wieder einmal. „Sie ist eine besondere Frau!" sagte sie leise.
„Ja!" Mehr konnte er nicht sagen.Nach acht Chemos in drei Tagen war er trotz Maja an seiner Grenze angelangt.
Er konnte nicht mehr!
Er wollte nicht mehr!
Er würde aufgeben!
Es hatte alles keinen Sinn!
Er schaffte nicht mehr, nicht noch einen Infusion!
Seine Kinder waren noch klein, sie würden ihn vergessen!
Maja würde es nicht schwer fallen, einen neuen Mann zu finden, der sie glücklich machen würde!
Doch bei diesem Gedanken bäumte sich alles in ihm auf, erwachte sein Überlebenswille mit aller Macht.
Nein! Kein neuer Mann für seine Süße!
Sie gehörte ihm!
Kein Mann würde sie lieben dürfen nach ihm!
Kein Mann würde sie berühren dürfen außer ihm!
Nie wieder!
Nie mehr!„Ich liebe dich mehr als mein Leben, Felix! Du bist der einzige Mann für mich, den ich lieben kann!" stand auf dem Blatt an der Glaswand. Es war schwer für ihn, die Worte zu lesen, sich darauf zu konzentrieren, weil der Schüttelfrost ihn so marterte.
Aber er schaffte es, und er würde es schaffen, diesen verdammten Krebs zu besiegen!
Für sie beide! Für sie vier!Ihr Bild klebte da, das hieß, sie musste weg. Sie würde bei den Kindern sein, seinen wunderbaren Kindern.
Aber sie würde zurückkommen, und er würde zurückkommen zu ihr.
Er musste!Maja war zu Saskia gefahren. Sie hielt es nicht mehr aus, musste ihre Kinder in den Arm nehmen.
„Geht es Papa wieder gut?" fragte Moritz, als er sich strahlend in ihre Arme warf.Maja sah ihn ernst an. Er war ein so hübsches Kind, ein so liebenswertes Kind. Sollte sie ihn wirklich verletzen? Ihm das Urvertrauen nehmen, dass alles gut werden würde?
Aber er war auch ein so kluges, feinfühliges Kind.
„Nein Moritz, Papa geht es nicht gut! Er ist im Krankenhaus! Aber er ist sehr tapfer und will gesund werden, damit er zu uns zurückkommen kann!"Moritz sah sie mit seinen dunkelblauen Augen an, verstand alles Leid, das in ihren dunkelblauen Augen stand.
„Ich werde ihm ein Bild malen!" sagte er leise und ging zu seinem Platz, wo die Stifte lagen.
Maja wischte die Tränen aus den Augen und nahm Annika auf den Arm, küsste sie ab, streichelte ihr Gesichtchen.
Sie hatte Kraft getankt, konnte wieder zu Felix zurück, klebte das Bild, das Moritz gemalt hatte an die Glaswand. „Für Papa!" stand darauf.Nach zwölf Anwendungen wurde Felix' Blut getestet. Die Krebszellen waren zurückgegangen, aber nicht so sehr, wie die Ärzte gehofft hatten.
„Wir müssen einen Spender finden!" sagte der Arzt ganz offen zu Maja. „Die Chemo spricht nicht genug an!"Sie untersuchten zuerst die Familienangehörigen. Kilian war am besten geeignet, mit 80prozentiger Übereinstimmung.
„90 Prozent oder 100 wären besser!" erklärte Dr. Berner. Die Liste der registrierten Spender deutschlandweit wurde durchsucht, Felix hatte Dringlichkeitsstufe eins bekommen.
Aber es fand sich keine höhere Übereinstimmung.Tim organisierte eine Typisierungsaktion, tausende ließen sich Blut abnehmen, die Kosten übernahm Maja.
Währenddessen musste sich Felix einem zweiten Turnus unterziehen. Die Haare fielen ihm aus, er war abgemagert bis auf die Knochen, leichenblass. Und doch war er für Maja der schönste Mann, den sie je gesehen hatte.
Er vegetierte mehr als er lebte, konnte kaum noch die Texte lesen, die sie ihm an die Glasscheibe klebte.
Die Fotos seiner Kinder und seine Frau verschwammen immer mehr vor seinen Augen, die er sowieso kaum noch offen halten konnte.
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Der Hass wird nicht siegen
RomansaMaja, eine sehr junge schöne Witwe, schreibt zwar sehr erfolgreich Geschichten unter einem Pseudonym, ist aber grenzenlos einsam in dem riesigen Haus, in das sie ihr Ehemann mehr oder weniger eingesperrt hatte. Als sie einen Artikel über Callboys li...