Dann saßen sie alleine auf den harten Stühlen im Besuchsraum.
„Ich werde mein Inkognito lüften!" sagte sie aus ihren Gedanken heraus. „Ich habe es damals angenommen, weil Georg nicht wollte, dass ich schreibe. Aber er ist schon eine Weile tot und ich will mich nicht mehr verstecken hinter Anja. Es war praktisch, sie zu haben. Da musste ich nicht geradestehen für meinen Beruf, für meine Geschichten, es war ja immer sie. Aber jetzt sollen alle sehen, dass hinter den Geschichten eine Person steckt, nicht nur ein Phantom!"Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. „Hätte ich das gemacht, als wir uns kennengelernt hatten, hätte Larissa nicht so viel Macht über uns bekommen!"
Wortlos nahm er sie in den Arm. Er verstand jedes Wort, das sie ihm sagen wollte. Aber sie durfte sich keine Schuld geben an dem, was ihm passiert war! Das hatte er ganz alleine zu verantworten. Er und Larissa, aber nicht sie!
„Aber, Bienchen, bitte du kannst nichts dafür, was geschehen ist! Sag so etwas nie wieder!" Er küsste sie sehr zärtlich, sollten die Jungs an den Überwachungskameras auch mal etwas Schönes sehen!„So, und jetzt hinaus ins Leben mit dir! Es wartet auf dich! Kauf Möbel, rufe deine Vasallen an, deine Freunde in Italien!" Bei diesem letzten Wort schluckte er hart, lächelte sie aber tapfer an. Er musste sie auch ein Stück weit frei geben!
Nachdem sie weg war, sprach er mit seinen Angestellten über seine Pläne. Die waren einverstanden, sie kannten den Bungalow von gelegentlichen Besuchen, dort hätten sie natürlich mehr Platz. Sie versprachen, einen Termin mit dem Werkhof auszumachen, den Umzug in die Hände zu nehmen.
Maja rief Kai an, einen ihrer Vasallen. Der war erst einmal eine Weile still, als er ihre Stimme hörte.
„Ach, da schau her! Die Madame lebt auch noch!" So ganz leicht wollte er es ihr nicht machen. Sie alle waren wirklich gute Freunde geworden, aber sie hatte sie genauso aus ihrem Leben verbannt wie Felix.
„Es tut mir leid, Kai! Wirklich! Ich habe mich vollkommen mies und egoistisch benommen!" gestand sie.
„Weiter!" forderte der Freund.
„Ich hätte mich mal melden müssen! Ich hätte nicht ohne Erklärung einfach verschwinden dürfen!"„Weiter!" Kai war noch nicht ganz zufrieden.
„Ich hätte daran denken müssen, wie das für euch war!"
„Und du wirst es nicht mehr vergessen? Also, wenn wir uns noch einmal auf eine Freundschaft mit dir einlassen, sollten wir schon sicher sein, dass du nicht irgendwann wieder abhaust und uns krank vor Sorge zurücklässt! Ist dir das klar, Maja?"
„Ja!" flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme.
„Gut! Dann treffen wir uns heute alle zum Essen beim Italiener, und du zahlst! Um acht!" Er legte schnell auf, sie sollte die Tränen in seiner Stimme nicht hören. Wer war er denn, dass er wegen eines Mädchens heulte, in das er nicht einmal verliebt war, zumindest nicht mehr. Oder bloß noch ein ganz kleines bisschen! Oder vielleicht doch immer noch sehr?
Danach rief Maja bei Stefano an. Sie wollte Nägel mit Köpfen machen, wollte ihr neues Leben möglichst gleich richtig in Angriff nehmen.
„Hallo, hier ist Maja!" meldete sie sich.
„Ah, ja!" antwortete er nur.
„Stefano, es tut mir so leid!"
„Aha! Und was genau? Dass du dich mit mir abgegeben hast? Oder dass du mich sitzengelassen hast, ohne ein Wort? Ohne Erklärung?" stieß er hervor. Es schmerzte, sie zu hören. Vielleicht wäre es besser gewesen, nicht mit ihr zu sprechen, einfach aufzulegen.
„Dass ich wieder einmal abgehauen bin! Dass ich einer Aussprache aus dem Weg gegangen bin, wie immer!"
Ihre Einsicht und Selbsterkenntnis nahmen ihm ein wenig den Wind aus den Segeln. Was sollte er ihr denn jetzt noch vorwerfen, wenn sie schon selbst alles ausgesprochen hatte.„Es hat wehgetan, Maja! Nicht einmal so sehr, dass du gegangen bist, du kannst wohl nichts gegen diese Liebe tun, das verstehe ich ja irgendwie! Aber ein paar Sätze zum Abschied hätte dir unsere gemeinsame Zeit schon wert sein sollen! Dadurch, dass du so wortlos gegangen bist, hast du unsere Beziehung so klein gemacht, so unwichtig für dich, und das hat wirklich geschmerzt!" Die Worte stürzten aus ihm hervor.
Maja versuchte krampfhaft, die richtigen Worte zu finden. Aber so leid es ihr tat, er war so weit von ihrem Herzen weg, das wieder ganz von Felix ausgefüllt war, es eigentlich auch immer gewesen war.
„Du hast Recht, Stefano! Mit jedem Wort! Ich habe nicht nachgedacht, ich bin einfach losgefahren! Ich musste zu ihm! Ich habe einfach alles andere vergessen!"
Stefano lachte bitter. „Und wer oder was hat dich wieder daran erinnert, dass da in Sizilien so ein armer verliebter Trottel sitzt? Hat er gesagt: Ach Maja, hast du dich auch von deinem Fast-Ehemann verabschiedet?"
Maja standen die Tränen in den Augen. „Nein, seine Mutter hat mir vor Augen geführt, wie ich immer wieder Menschen verletze, die mich mögen! Dass ich immer nur egoistisch handle und nie an die Gefühle anderer denke!"
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Der Hass wird nicht siegen
RomanceMaja, eine sehr junge schöne Witwe, schreibt zwar sehr erfolgreich Geschichten unter einem Pseudonym, ist aber grenzenlos einsam in dem riesigen Haus, in das sie ihr Ehemann mehr oder weniger eingesperrt hatte. Als sie einen Artikel über Callboys li...