Kapitel 34 - Veränderungen / 2

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Maja fuhr wie im Januar, nur in der anderen Richtung, Tag und Nacht, machte kurz Rast, um zu tanken, Kaffee in sich hineinzuschütten, ein Sandwich zu essen.
Sie fror nicht wie im Januar, sie hatte heiße Wangen, glühte von innen.
Felix! sang ihr Herz.
Felix! weinte ihr Herz.

Was habe ich getan? So viele Monate waren verloren wegen ihrer Sturheit!
Er war im Gefängnis, weil sie nicht das geringste Vertrauen gehabt hatte!
Sie hätte doch wissen müssen, dass er nie und nimmer mit dieser hässlichen Frau ins Bett steigen würde, freiwillig!

Sie hätte sich doch an sein Versprechen erinnern müssen, an seine Worte voller Liebe!
Eigentlich hätte sie lachen müssen, als sie den Film sah, weil es so absurd war, dass er sie ausgerechnet mit Larissa betrog!

Was hatte sie ihm für Perversitäten unterstellt!
Für wie böse und gemein hatte sie ihn gehalten!
Wie konnte sie das alles je wieder gut machen?

Warum war ihr Leben so eine verrückte Achterbahn? Sie war ein behütetes Mädchen gewesen, gut in der Schule, ganz nett anzusehen, ohne finanzielle Sorgen.
Warum hatte sie nicht einen ganz normalen Jungen kennenlernen können, sich verlieben, sich trennen, sich neu verlieben, wie es 17jährige Mädchen eben so machten?

Warum hatte sie sich ausgerechnet in Georg vergucken müssen? Warum hatte sie diese kindische Schwärmerei für Liebe gehalten? Warum hatte sie es zugelassen, dass er sie wie ein Püppchen hielt, wie ein Haustierchen?

Spätestens als ihr erstes Buch ein solcher Erfolg geworden war, hätte sie doch gehen müssen, hätte sie doch ihr eigenes Leben leben müssen!
Warum hatte sie so viele Jahre vergeudet?

Gut, dass sie Felix kennengelernt hatte, war das Beste, was ihr in ihrem Leben passiert war.
Aber hatte es unbedingt ein Call-Boy sein müssen?
Hätte sie nicht ausgehen können, ihn einfach irgendwo treffen können? So groß war ihre Stadt nicht, dass man sich nicht irgendwo über den Weg hätte laufen können.

Und warum musste da ausgerechnet Larissa sein, die ihn nicht loslassen wollte, obwohl sie doch mit einem ganz nett aussehenden Mann verheiratet war?
Und vor allem: Warum hatte sie selbst so verbohrt reagiert?
Warum hatte sie nicht an die Liebe geglaubt?

Sie grübelte während der ganzen Fahrt, ging hart mit sich ins Gericht. Hatte sie einen Mann wie Felix eigentlich verdient? Einen, der sie nach der langen Zeit immer noch liebte?

Plötzlich bekam sie Panik. Liebte er sie denn noch? Sie war davon ausgegangen, nachdem sie die Hälfte seiner Briefe gelesen hatte. Was, wenn ihre leichte Sorge Wirklichkeit wäre, was wenn er sich mit der Trennung abgefunden hatte?

Was, wenn ihre Eltern sich täuschten, was wenn er ihr nur zu verstehen geben wollte, dass sie glücklich mit einem anderen werden sollte.
Sie fuhr auf den nächsten Parkplatz, suchte mit zitternden Fingern den letzten Umschlag heraus, riss ihn ungeduldig auf.

Geliebtes Bienchen, - sie atmete ein wenig auf -
nun bin ich schon ein paar Monate ein Knacki. Es ist auszuhalten, die Arbeit mit den Kumpels im Computerraum macht alles ein bisschen erträglicher. Die Tage sind strukturiert, vergehen irgendwie.
Schlimm sind noch immer die Nächte, schlimm ist immer noch die Sehnsucht nach dir. Ich habe alle Tage und Nächte mit dir schon durch gespielt, fange eben wieder von vorne an.
Oft denke ich mir aber auch neue Träume aus. Meine Lieblingsvorstellung zur Zeit ist, dass ich in den Besucherraum komme, und anstelle der Freunde stehst du da und strahlst mich mit deinen wunderschönen Augen an.

Wenn ich vor dem Einschlafen fest genug daran denke, begleiten mich diese Bilder auch im Schlaf.
Ich vermisse dich so sehr, Bienchen!

Der Hass wird nicht siegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt