An seinem 40. Geburtstag musste Felix seinen Dackelblick wieder einmal einsetzen.
„Bienchen?" fing er an. „Duhu! Was hältst du so rein theoretisch von einem Geschwisterchen für unseren einzigartigen Sohn?"„Ich weiß nicht, ob er mit einem theoretischen Geschwisterchen zufrieden wäre!" gab sie zu bedenken.
„Nicht, oder? Dann müssten wir ein praktisches liefern?" Er grinste von einem Ohr zum anderen. Sie war nicht schreiend vor Abwehr weggelaufen!
„Hm! Ist anzunehmen!" Sie quälte ihn noch ein wenig. Sie überlegte auch schon wieder eine Weile. Sie war 38, langsam tickte die biologische Uhr wirklich.
„Also dann?" fragte er. Stell dich nicht so an, Süße! dachte er.„Was dann?"
„Machen wir noch ein Baby?" fragte er betont langsam.„Von mir aus!"
Da fiel ihm plötzlich wieder ein, wie schlecht es ihr gegangen war. „Und wenn du wieder dauernd spucken musst?"
„Was sind schon zwei Wochen gegen so viel Glück!" antwortete sie lächelnd. Sie hatte ihn lange genug aufgezogen.
So kam einen Tag nach Moritz' 3. Geburtstag eine wunderhübsche Tochter, die sie Annika nannten, zur Welt.
Kai wurde am selben Tag zum vierten Mal Vater. Die Männer tigerten gemeinsam auf dem Gang entlang, waren fix und alle. Maja hatte es Felix strikt untersagt, bei der Geburt dabei zu sein, etwas was außer ihm niemand verstand.
„Das ist nicht richtig, Maja!" schimpfte Barbara. „Du kannst ihm das nicht vorenthalten!"
„Was spinnst du dir denn da zusammen?" fragte Sina verständnislos. „Alle Väter sind bei der Geburt dabei.
„Maja, das verzeihst du dir nie!" versicherte Sophie.
Susanna schwieg als Einzige, was aber keiner der anderen auffiel.
„Ich möchte das nicht!" stellte sie kategorisch fest, ließ sich durch kein Argument von ihrer Meinung abbringen.
Mit Felix hatte sie ein wenig länger, aber ebenso bestimmt diskutiert.
„Ich möchte nicht, dass du mich so siehst, blutig, schmutzig!" erklärte sie, und ihr Ton duldete eigentlich keinen Widerstand.
Felix begriff voll und ganz, was sie meinte, konnte ihre Gedankengänge nachvollziehen, dachte, wenn er ganz ehrlich war, ähnlich.
Sie war seine Prinzessin, seine Göttin, sie war seine perfekt schöne Frau, mit einem perfekten Körper und einem perfekten Gesicht! Er wusste nicht, wie er die Erinnerung wieder aus sich bringen sollte, wenn sie schmerzverzerrt, verschwitzt, voll Blut vor ihm lag!
Er wusste auch nicht, ob er ein Kind so vorbehaltlos lieben konnte wie Moritz, wenn er wusste und immer daran denken musste, welche Schmerzen ihr dieses Kind verursacht hatte.Aber er konnte sich doch nicht als Schlappschwanz präsentieren, er konnte sie nicht in Stich lassen, er musste das aushalten, wie all die Väter, deren angeblich größtes Glück es war, bei der Geburt dabei zu sein!
„Es gibt nicht die geringste Möglichkeit, mich umzustimmen, Felix!" Sie sah ihn mit verheulten Augen an. „Ich könnte nie wieder so stolz und glücklich mit dir zusammen sein, wenn ich wüsste, dass du mich so gesehen hast. Mit gespreizten Beinen auf dieser Liege, vollkommen verschmiert! Das ist unästhetisch! Da können alle sagen, was sie wollen, und du auch! Ich will das nicht! Ich hätte es auch bei Moritz nicht zugelassen!"
Er nahm sie in die Arme, wiegte sie wie ein Kind. O Gott! Er verstand sie doch so gut!
„Es ist gut, Süße! Reg dich nicht auf! Wir machen das so, wie du es willst!" versicherte er ihr.
Er streichelte ihr verweintes Gesicht. „Ich verstehe dich ja! Und im Grund denke ich wie du!"Diese Aussage war ihr so wichtig! Dass er so ehrlich zu ihr war, dass er ihr nichts vormachte in einer so wichtigen Angelegenheit! Für sie ging es um die Zukunft, um ihre Selbstsicherheit, ihre Hingabe an ihn, um alles, was ihr so wichtig war, seit sie die Liebe kennengelernt hatte!

DU LIEST GERADE
Der Hass wird nicht siegen
RomanceMaja, eine sehr junge schöne Witwe, schreibt zwar sehr erfolgreich Geschichten unter einem Pseudonym, ist aber grenzenlos einsam in dem riesigen Haus, in das sie ihr Ehemann mehr oder weniger eingesperrt hatte. Als sie einen Artikel über Callboys li...