Er bekam wieder etwas zu essen, anfangs Brei und Suppe, dann pürierte Mahlzeiten.
Tägliche Bluttests brachten gute Ergebnisse, alle durften hoffen.
Maja saß stundenlang bei ihm, sprach mit ihm, so lange er wach bleiben konnte, bewachte seinen Schlaf, der ihn immer wieder bald überwältigte, weckte ihn aus seinen Albträumen.Felix wusste, dass er ohne ihre Liebe nicht überlebt hätte, dass sie zusammen mit ihm gekämpft hatte.
Vier Wochen später wurde die Isolation gelockert, die Haare bedeckten als Flaum wieder seinen kahlen Kopf, er hatte etwas mehr Farbe bekommen, dank kalorienreicher Kost ein wenig zugenommen.
Er konnte wieder lächeln, das eine oder andere Mal auch über einen schwarzen Witz von seinem Bienchen lachen.
Das Leben bekam ihn zurück, Maja bekam ihn zurück.Sie konnte ihn nun auch einmal in der Nacht alleine lassen, um mit ihren Kindern wieder ins Haus zu ziehen. Die beiden hatten die ganze Zeit bei Saskia gelebt, hatten aber all die Trennungen überraschend gut verkraftet.
Sie wurden geliebt, das war die Hauptsache. Mama kam immer wieder vorbei, Papa würde auch wiederkommen, wenn er gesund war.
Maja war ihrer Schwägerin und ihrem Schwager zutiefst dankbar. Doch Saskia wollte keinen Dank. Nie würde sie ihr vergessen, dass sie als vollkommen Fremde nach München gekommen war und ihre Schwester und auch sie gerettet hatte!
Da war es das Mindeste, sich um die beiden Kinder zu kümmern. Sie hatte sich im Verlag beurlauben lassen. Es war ein Kampf gewesen, aber letztendlich hatte Majas und Felix' guter Ruf in der Stadt den Ausschlag gegeben.
Nach weiteren zwei Wochen konnte Maja es wagen, Moritz zu seinem Vater mitzunehmen.
Sie erklärte ihm, dass der Papa ein wenig anders aussah, dass das mit seiner Krankheit zu tun hatte.
Trotzdem erschrak der Junge beim ersten Anblick. „Wo sind deine Haare?" fragte er leise.
Felix nahm lächelnd seine Hand, strich mit den kleinen Fingern über seinen Kopf.
„Da, schau! Sie wachsen schon wieder!" erklärte er dem Kleinen.
Doch Moritz ließ sich nicht so schnell überzeugen. „Das sind keine Haare, das ist ein Fell!"Als Felix darüber herzhaft lachen musste, wusste aber auch der Junge, dass es sein Papa war, dass es zumindest wieder sein Papa werden würde.
Maja durfte dann auch öfter Mal mit ihrem geliebten Mann das Zimmer verlassen. Anfangs im Rollstuhl, dann ein paar Schritte auf seinen eigenen Beinen, zuerst sehr zittrig, im Lauf der Zeit immer sicherer.
Manchmal schämte er sich, weil er so wenig belastbar war, da faltete Maja ihn zum ersten Mal zusammen.„Du hast wohl schon vergessen, wie krank du warst? Ohne eigenes Verschulden? Wie oft du dem Tod von der Schippe gesprungen bist? Was du alles ausgehalten hast? Was wir alle in Sorge um dich ausgehalten haben? Und jetzt hat der Supermacho nichts Besseres zu tun, als sich zu schämen, weil er keinen Tausend-Meter-Lauf gewinnt?"
Felix musste lachen über das kleine Teufelchen, das ihn im Garten niedermachte.
„Komm her, Süße! Lass dich mal drücken, Bienchen!" Und er war sehr überrascht, wie viel Kraft er schon wieder in seinen Armen hatte. Und er war noch mehr überrascht, dass ein bestimmtes Körperteil sehr reagierte auf ihre Nähe – zum ersten Mal!
Sie kicherten beide, als sie die Härte fühlten.
„Na, jetzt wird alles gut!" zog sie ihn auf.
Felix war mehr als beruhigt! Er hatte schon befürchtet, die Medikamente hätten bleibende Schäden angerichtet.
Glücklich küsste er sie endlich nach langer, nach unendlicher Zeit wieder.
Sie waren bald im Krankenhaus bekannt als das Liebespaar, das alle Herzen schmelzen ließ.
Die schöne Frau mit den strahlenden Augen, der große Kerl, der sehr krank zu sein schien, aber trotzdem meistens lächelte. Sie schob ihn im Rollstuhl, streichelte immer wieder über seinen kahlen Kopf oder sein Gesicht.
Dann führte sie ihn, als könnte sie den langen Lulatsch halten, wenn er fallen würde.
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Der Hass wird nicht siegen
RomanceMaja, eine sehr junge schöne Witwe, schreibt zwar sehr erfolgreich Geschichten unter einem Pseudonym, ist aber grenzenlos einsam in dem riesigen Haus, in das sie ihr Ehemann mehr oder weniger eingesperrt hatte. Als sie einen Artikel über Callboys li...