Kapitel 83 - Hochzeit 1

32 7 0
                                    

Danach begann die heiße Phase der Hochzeitsvorbereitungen. Die Mädchen mussten noch einmal zur Anprobe, Kleinigkeiten an den Kleidern waren geändert worden, damit sie wirklich allen perfekt passten.

Die Aufgebote wurden endgültig bestellt. Der Standesbeamte machte ein paar Zicken, weil alle gleichzeitig heiraten wollten. Er hatte gedacht, die Trauungen sollten hintereinander stattfinden.

Dann mussten sie tatsächlich noch zum Brautunterricht zum Pfarrer der Alten Kapelle.
„Na, da bin ich aber gespannt, was der uns erzählt!" flachste Nico.

Das Gespräch verlief anfangs ganz normal. Sie wurden aufgeklärt über den christlichen Sinn einer Ehe, der hauptsächlich darin bestand, Kinder zu bekommen und sie im Glauben zu erziehen. Dann erfuhren sie noch nichts Neues über die Inhalte des Katholizismus und und und.
Sie ließen stoisch alles über sich ergehen, lächelten, sahen ernsthaft drein, wie es eben erwartet wurde.

Dann plötzlich kippte das Ganze. Der Pfarrer sah Felix ernst an.
„Ich habe ein paar Probleme mit Ihrer Vergangenheit, Herr Dr. Steiner!" sagte er.
Felix erstarrte, glaubte im falschen Film zu sein.
„Wie bitte?" fragte er in der Hoffnung, sich verhört zu haben.

„Ihre Tätigkeit als Call Boy bereitet mir gewisse Sorgen!" führte der Priester aus.
Felix blies die Luft langsam aus. Ruhig Blut, Junge! ermahnte er sich.

Doch Maja fand diese Selbstbeherrschung nicht.
„Mein Verlobter hatte mit erwachsenen Frauen einvernehmlichen Sex!" begann sie. „Hätten Sie weniger Probleme, wenn er mit kleinen Jungs oder kleinen Mädchen geschlafen hätte wie Ihre Kollegen?"

Der Geistliche wurde feuerrot im Gesicht.
Jetzt können wir diese Pfarrei vergessen! dachte Maja.
Doch dann schlich sich ein anderer Blick in das Gesicht des Pfarrers.
Ein bisschen bewundernd?
Sie hatte ja Recht! Die Missbrauchsfälle in der Kirche konnte niemand mehr totschweigen, wenn es auch immer wieder versucht wurde, ein Vorgehen, das er zutiefst verurteilte.

Er musste die schöne, selbstbewusste, wortgewandte Frau anlächeln. Sie war ja eine erfolgreiche Schriftstellerin, hatte einen wichtigen Preis für ein wunderschönes Buch bekommen, und die beiden waren sehr sozial eingestellt, wie er gehört hatte.
Da zählten die Sünden der Vergangenheit doch eher gering. Aber er hatte es eben ansprechen müssen!
„Okay!" sagte er schließlich. „Ich nehme einfach an, Sie haben diese Sünden ernsthaft bereut!"
Felix war kurz vor einem hysterischen Lachanfall.

Sünden? Bereut?

Er und Maja hatten Millionen für wohltätige Zwecke ausgegeben, und der Typ sprach zu ihm von Sünden und vom Bereuen?
„Nein, das hat er nicht! Aber er hat viel Geld für Ablasszahlungen bezahlt!" haute Maja dem Geistlichen hin, bevor Felix reagieren konnte. „Ich denke mal, dass das in der katholischen Kirche mehr zählt!"

Der Pfarrer war geschlagen durch die Gegenwart und die Vergangenheit seiner Kirche, und er gestand das auch offen ein. Er hatte sich verleiten lassen, gewisse Dogmen zu verteidigen, hinter denen er aber von seiner Einstellung her gar nicht stand.
„Touche, Madame!" sagte er nur. „Dann sprechen wir doch mal über den Verlauf der Messe und ihre Musikwünsche."

Die Freunde und die Mädchen hatten das Geschehen atemlos verfolgt. Sie waren nahe dran loszulachen. Maja hatte wieder einmal gefaltet! Der arme Pfarrer konnte ja nicht wissen, wie sie mit denen verfuhr, die Menschen, die ihr etwas bedeuteten, angriffen!

Doch alle beherrschten sich, gingen nahtlos zur Gottesdienstplanung über. Sie sprachen über die musikalische Gestaltung, wünschten eine Mischung aus Liebes- und Kirchenliedern.
Die Fürbitten sollte Maja schreiben, verlesen sollten sie die Geschwister der Brautleute.
Die Stimmung wurde wieder gelassener zwischen dem Kirchenmann und den jungen Leuten.

Anschließend zogen sie weiter ins Hotel, besichtigten die Zimmer, suchten sich ihre Suiten aus, sahen sich den Saal an, überlegten die Platzierung der Tische, der Bühne für die Band.

„Dann kommen wir zu den Bräutigamszimmern!" erläuterte der Angestellte.
„Was? Was sind denn Bräutigamszimmer?" fragte Felix. Ihm schwante Fürchterliches.
Der junge Mann sah ihn verunsichert an. „Die Zimmer, in denen die Männer die Nacht vor der kirchlichen Hochzeit verbringen!" erklärte er.
„Was? Wieso?" Felix verstand nur Bahnhof.

Susanna lieferte die Erklärung. „In der Nacht vor der Hochzeit darfst du nicht bei Maja schlafen! Das ist Tradition! Du darfst sie erst in der Kirche sehen, wenn sie dir übergeben wird!"
Felix verstand, und es gefiel ihm. Doch, diese Tradition gefiel ihm!
„Das muss einem ja einer sagen! Ich habe ja noch nie geheiratet!" entschuldigte er seine Unwissenheit lächelnd. Dann wandte er sich an seine Verlobte.

„Meinst du, wir schaffen das, Bienchen?"
„Wenn nicht, schleiche ich mich ins Bräutigamszimmer und beichte dann am anderen Morgen!" antwortete sie schlagfertig. Alle lachten, der Angestellte lachte pflichtschuldig mit, ohne zu verstehen.

Dann mussten sie noch das Menü zusammenstellen. Felix bestand auf sechs Gängen zum Abendessen und vier zum Mittagessen.
Kai lachte sich halbtot. „Bist du immer noch so verfressen?"
„Logo! Die Angst vor dem Verhungern ist fast so schlimm wie die vor dem Liebesentzug! Das ist mein ganz persönliches Trauma!" Felix grinste die Freunde schulterzuckend an.

Der Koch machte verschiedene Vorschläge, sie einigten sich schnell.
„Hauptsache viel!" fasste Felix seine Wünsche zusammen. „Nicht , dass ich auf meiner eigenen Hochzeit darben muss!"

„Sie können ja zwischendurch immer mal in die Küche kommen! Da fällt schon was ab für Sie!" schlug der Koch grinsend vor.
Das beruhigte Felix ungemein. Zwischendurch etwas zu essen, die Aussicht auf zwischendurch einen Quickie mit seiner Süßen, das waren doch rosige Zwischendurch-Aussichten!

Benedikt sollte den Kontakt zur angesagtesten Band der Stadt herstellen, der Sänger war ein Schulkamerad von ihm. Langsam drängte die Zeit.

Nach dem ganzen Erledigungsmarathon ließen sie sich im Biergarten nieder. Die Bedienung erkannte den jungen Mann wieder, der drei Hauptgerichte hintereinander verputz hatte.
„Und, heute wieder die Speisekarte rauf und runter?" fragte sie ihn.
„Nein, mittlerweile darf ich stundenweise aus dem Schlafzimmer raus und mich am Imbiss an der Ecke satt essen!"

Maja kicherte, die Bedienung lachte lauthals, die Freunde sahen verständnislos drein.
Doch die beiden gaben keine Erklärung ab. Alles mussten die anderen auch nicht verstehen!

Sie aßen ihre Brotzeiten, tranken ihre Radler.
Plötzlich schoss Maja ein Gedanke durch den Kopf. „Ringe!" rief sie. „Habt ihr schon Ringe?"
Keiner hatte noch daran gedacht.

So überfielen sie einen kleinen Juwelierladen. Der Goldschmied freute sich über den Großauftrag, versprach die ausgewählten Schmuckstücke auf alle Fälle rechtzeitig fertig zu bekommen. Sie hatten sich ganz verschiedene Ringe ausgesucht. Susanna und Sophie waren eher die Gelbgoldtypen, auch ihre Verlobungsringe waren aus diesem Material gefertigt, stammten auch aus diesem Laden.

Die anderen drei standen eher auf Weißgold. Maja und Felix suchten relativ auffällige breite Reifen mit einem Mäandermuster und einem kleinen Brillanten.

„Das soll man schon sehen, dass ich in festen Händen bin!" stellte Felix kategorisch fest. Außerdem hatten beide lange schlanke Finger, sie konnten ruhig etwas Kräftiges tragen. Sie schrieben die Gravuren noch auf, die sie haben wollten, damit der Goldschmied nicht die Namen durcheinander brachte.

Dann standen sie vor dem Laden, überlegten, was sie noch bedenken mussten. Autos brauchten sie nicht, sie wollten alles zu Fuß machen, die Wege in der Stadt waren nicht lang.
„Brautsträuße!" fiel Felix ein.
Also ging es noch in ein Blumengeschäft, sie suchten zum Typ der Mädels passende Bouquets aus.
Felix wählte blaue und gelbe Blüten, wegen der blonden Haare und blauen Augen Majas.
Die Geschäftsführerin versprach, alles am Hochzeitsmorgen ins Hotel zu liefern.

Dann fuhren sie in die Firma von Felix, wo sie die Einladungsschreiben entwarfen und ausdruckten. Telefonisch hatten sie schon alle Gäste informiert.




Der Hass wird nicht siegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt