Kapitel 120 - Blick nach vorne 2

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An einem Abend kam die Familie Steiner von einer wunderschönen Wanderung zurück. Sie hatten in einem Gasthof zu Abend gegessen, Felix hatte sich wieder verschmitzt lächelnd die halbe Portion von Maja geklaut, was seine Kinder zum Lachen gebracht hatte.

Sein Appetit war mit seiner Lebenslust zurückgekommen.
Sie bestellte sich ein zweites Essen, was ihn glücklich machte, weil er wieder auf Diebestour gehen konnte.

Sie lachten alle vier vollkommen losgelöst, umarmten sich glücklich, schmusten sich ab.
Viele Gäste sahen ein wenig neidisch zu ihnen. So viel Glück, so viel Schönheit auf einem Fleck! Denn keiner ahnte auch nur im Mindesten von dem Elend, das die vier hinter sich hatten. Aber sie vergaßen es ja auch immer mehr.

Als er seine Familie zurück in die Ferienwohnung brachte, wusste Felix, dass er in dieser Nacht nicht in die Klinik zurück konnte, dass er in dieser Nacht bei der Liebe seines Lebens bleiben musste!.

Er würde Probleme bekommen, aber es war ihm egal.
In dieser Nacht musste er sie im Arm halten, musste er sein Bienchen lieben, zum ersten Mal, seit er krank geworden war.

In dieser Nacht würde ihn der Rausch erwischen, das ahnte er, als er sie langsam auszog, als er begann sie zu streicheln, als er begann sie zu berühren, als sie sich ihm entgegenbog, als er ihre Reaktion auf seine Berührungen spürte.

Maja fühlte, dass sie in dieser Nacht ihr Leben endgültig zurückbekommen würde, dass sie seinen Körper wieder besitzen durfte, dass sie sich ihm wieder vollkommen ausliefern durfte wie in dieser ersten Nacht vor vielen Jahren.

„Ich will mit dir schlafen! Bitte, Maja! Ich muss dich heute haben, besitzen, lieben!" flüsterte er.
„Ja! Ja, natürlich!" stöhnte sie unter seinen Händen.

Da schlugen die Wellen der Leidenschaft über ihm zusammen. Er hörte auf zu denken, sich zu erinnern, wollte nur noch fühlen! Endlich wieder einmal diese Lust fühlen, die sie ihm bereiten konnte.

Sie sollten zwar ein Kondom verwenden, aber das war in Ordnung.
„Und überfordern Sie sich nicht!" hatte der Arzt in der Rehaklinik schmunzelnd gesagt, als Felix ihm die Frage aller Fragen gestellt hatte: „Wann darf ich wieder mit meiner Frau schlafen?"

Überfordern? dachte Felix nun lächelnd, als er neben Maja lag, sie glückselig im Arm hielt. Überfordern wird mich die Liebe mit ihr wohl nie!

Die letzten Tage waren zunehmend härter geworden. Wenn er sie im Arm hielt, ihren Duft einatmete, ihre Nähe fühlte, ihre Haut an seiner, hatte er schon ziemlich oft an Atemlosigkeit gelitten.

Wenn sie ihn anlächelte, mit den Fingern zart über sein Gesicht strich, mit all dieser Liebe in ihren wunderbaren Augen, musste er oft aufspringen und sich etwas abkühlen.

Wenn sie in den Bergen wanderten, er wie immer den Arm um ihre Taille gelegt hatte, wenn seine Lippen immer wieder die ihren fanden, wenn er an ihrem Ohr oder ihrem Nacken knabberte, wenn sie sich an ihn presste, musste er oft stehen bleiben und tief ein- und ausatmen, und das hatte nichts mit seiner Krankheit zu tun.

Er begehrte sie bis zum Wahnsinn, hatte den Arzt schließlich einfach fragen müssen, auch wenn es ihm ein bisschen peinlich gewesen war.
Und nun endlich genoss er ihren wunderbaren Körper an seinem, genoss es unendlich ihr Zärtlichkeiten zu schenken, sich von ihr zärtlich aber auch leidenschaftlich berühren zu lassen.

Er fühlte ihren Hunger nach ihm, und nichts hätte ihn glücklicher machen können. Sein Bienchen begehrte ihn wie in der ersten Nacht.

Sie hatte ihn elend und krank gesehen, hatte gesehen, wie er sich die Seele aus dem Leib kotzte, wie er sein Kopfkissen vollheulte, wie das Leben aus ihm wich, wie er abmagerte, wie er zitternd durch den Gang lief, aber ihre Liebe hatte all das ausgehalten.

Der Hass wird nicht siegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt