Der Hass wird nicht siegen

Kapitel 110 - Zu Hause

In der Firma lief alles reibungslos, Doro hatte tatsächlich zu Steiner-IT gewechselt, war herzlich aufgenommen worden, Bob hatte die Einstellung übernommen. Alle waren informiert über ihre sexuelle Orientierung, hatten nicht das geringste Problem damit.

Anna hatte begonnen, Mediendesign zu studieren, mit ihren Qualifikationen und Zeugnissen hatte sie kein Problem, einen Studienplatz zu bekommen.

Nick hatte den beiden eine Wohnung besorgt.

Als Felix nach dem Urlaub das erste Mal in die Firma kam, fiel Doro ihm um den Hals.
„Ich danke dir, Chef! Für mich ist das alles wie ein Traum!"

„Die schöne Doro!" zog er sie gerührt auf. „Du hättest uns auch eine Menge heißer Träume ersparen können!" Wenn ihm das damals jemand gesagt hätte, dass das umschwärmte Mädchen einmal bei ihm angestellt sein würde! Er schüttelte den Kopf bei der Erinnerung. Dass sie lesbisch war, auf die Idee wäre niemand damals gekommen. Früher sprach man nicht so offen über Homosexualität wie heute.

Es waren die wildesten Gerüchte unterwegs: Sie hätte etwas mit einem der Professoren oder mit sonst einem verheirateten Mann, sie sei vergewaltigt oder missbraucht worden, hätte Angst vor Männern.
Aber alle mochten sie, die Mädchen genauso wie die Jungs.
Und sie war sicher die zweitbeste hinter ihm.

„Komm! Ich stell dich Maja vor!"

Sie liefen beide hinüber. Seine Frau freute sich aufrichtig.
Mann! Die ist wirklich verdammt hübsch! dachte Maja. Gut, dass sie lesbisch war!
Mann, die sieht aber toll aus! dachte Doro. Gut, dass sie hetero ist. Nicht, dass sie mir noch gefährlich werden würde!

Die beiden Frauen verstanden sich auf Anhieb sehr gut, was Felix natürlich freute.

„Und, wie gefällt es dir bei den Jungs?" fragte Maja.

„Es ist echt toll! Sie haben mir das schönste Zimmer im Anbau gegeben, behandeln mich wie eine Königin! Einer von den Neuen hat einmal versucht, mich dumm anzumachen, da hat Nick ihn zusammengeputzt auf Zwergengröße." erzählte sie lachend.

Felix erinnerte sich, dass Bob und Nick ja noch vier Cracks von anderen Firmen abgeworben hatten. Damit waren sie mittlerweile 19, einen Platz hatte er noch frei, den wollte er Kilian aufheben, falls der Lust haben sollte, bei ihm anzufangen. Ein paar Praktika hatte er hier schon absolviert, er entwickelte sich zu einem Super-Brain!

Er ging mit Doro wieder hinüber in die Firma, aber nicht, ohne sich eine paar Küsse zu klauen von seiner Süßesten der Süßen.
Küsse klauen oder Essen klauen – er wusste nicht, was ihm mehr Spaß machte!
Doro stand lächelnd daneben. Wenn sie auf Männer gestanden wäre, hätte sie Felix Steiner damals nicht von der Bettkante geschubst!

Aber sein Bett war auch ohne sie stets gut gefüllt gewesen! Doch er war einer der nettesten Kerle, die sie je kennengelernt hatte. Sie freute sich sehr, dass er so glücklich geworden war.
Die Jungs drüben hatten ihr schon einiges erzählt von all den Schicksalsschlägen, die die beiden getroffen hatten, aber auch von der unglaublichen Liebe der beiden.

Felix war zufrieden mit den vier Jungs, die Bob und Nick eingestellt hatten. Sie machten persönlich einen guten Eindruck, waren hochqualifiziert.
Bob hatte sich verändert, äußerlich und auch von seinem Auftreten her. Er war gepflegt, trug weiter die modernen Klamotten, hatte einige Kilos verloren, hielt sich gerade, war humorvoll und schlagfertig.

Felix hatte so eine Vermutung. „Was macht die Liebe?" fragte er geradeheraus.
Bob grinste. „Da bahnt sich was an! Ja, so könnte man sagen!"
Seit er woanders hinsah als nur in seinen Bildschirm, seit er auch hin und wieder einen Blick in den Spiegel warf, merkte er, dass er durchaus Chancen bei der Damenwelt hatte. 

Und vor ein paar Wochen hatte er in einem Café doch tatsächlich ein Mädchen angesprochen, das ihm außerordentlich gefallen hatte, und dieses Mädchen hatte doch tatsächlich ein Date mit ihm ausgemacht, hatte sich nach einem schönen Abendessen und einer durchtanzten Nacht auch küssen lassen. Seit dem hatten sie sich regelmäßig getroffen, aber mehr als Küsse und vorsichtige Zärtlichkeiten hatten es noch nicht gegeben.

Er ließ es dieses Mal langsamer angehen. Doch am Wochenende würde er sie fragen, ob sie mit zu ihm kommen wollte!
Felix freute sich für den Kumpel, der endlich beschlossen hatte, am Leben teilzunehmen.