Kapitel 112 - Familienurlaub 1

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Als Moritz ein Jahr alt war, flogen alle fünf Freunde mit Nachwuchs auf die Insel. Im Flugzeug waren die anderen Passagiere hin und weg von den vielen hübschen Menschen und den süßen, braven Kindern.

Joana und Juan, mittlerweile stolze Eltern von drei Töchtern, freuten sich über die fünf glücklichen Familien.
Moritz lernte laufen und wurde richtig anstrengend. Felix konnte ihn kaum ein Minute aus den Augen lassen. Wenn der Kleine endlich schlief, war der Papa fix und fertig.

Maja zog ihn auf. „Der schafft, was ich nicht geschafft habe! Der bringt dich an deine natürliche Grenze!"
Da hatte sie ihn aber total bei seinem männlichen Stolz erwischt.
„Oh! Hört das freche Bienchen an! Das lasse ich nicht auf mir sitzen!" brummte er und fing an, ihr das Gegenteil zu beweisen.
Stunden später nahm sie jedes Wort zurück, machte ihm sogar Reste vom Abendessen warm, die sie ihm lachend ins Schlafzimmer brachte und die sie ihn ganz alleine essen ließ.

Schmunzelnd saß er danach im Bett, zog sie zu sich. „Ich könnte durchaus noch einen Nachtisch vertragen!" flüsterte er in ihr Ohr.
Bevor sie einschliefen, wurde Moritz wach. Und zum ersten Mal bat er die Freunde, sich um den Jungen zu kümmern. Er war platt!

Kai grinste ihn an. „Hast wohl auf zu vielen Hochzeiten getanzt?"
„Manchmal muss man Prioritäten setzen!" antwortete er, wankte ins Bett zurück und schlief acht Stunden am Stück.
Er genoss im Traum Majas streichelnde Hände, ihre Küsse auf seinem Körper, ihre Haut an seiner. Als er aufwachte, merkte er, dass sein Traum sich erfüllt hatte. Der Traum seines Lebens, die große Liebe zu finden, hatte sich ja schon länger erfüllt.

„Komm her, Bienchen!" flüsterte er und zog sie noch näher an sich. „Danke für dich! Danke für unseren Sohn! Danke für mein Leben!"
Sie küsste seine Tränen weg, und nichts auf der Welt hatte je besser geschmeckt als seine Glückstränen.

Langsam gewöhnte sich Felix an seinen aktiven Sohn, überließ aber auch Maja von Zeit zur Zeit die Aufsicht. Moritz genoss seine wackelige Mobilität, jubelte den ganzen Tag vor Begeisterung. Er war wirklich zum Auffressen süß, das mussten auch die anderen Eltern zugeben. Immer gut drauf, immer lachend, immer bereit, sich abschmusen zu lassen.
„Der kommt echt nach seinen Eltern!" sagte Kai zu Susanna, als er den Kleinen gerade auf dem Schoß hatte und abknutschte.

Da fielen Moritz seine Eltern wieder ein, und er sah sich um. „Papa? Mama? Küssen?" fragte er und der ganze Tisch lachte Tränen.
„Na klar, Moritz! Mama und Papa küssen sich! Was denn sonst!" bestätigte Kai.

Maja kam mit Felix gerade hinter einem Felsen hervor, und weil es allen so gut gefallen hatte, wiederholte ihr Söhnchen noch mal: „Papa? Mama? Küssen?"

Felix hob ihn lachend hoch. „Na, du Schelm! Hat dir das der Kai beigebracht?"

„Nein! Nein! Nein! Das hat er ganz alleine festgestellt!" Die anderen bestätigten Kais Aussage.

Felix grinste. Er hatte oft zu Moritz gesagt, er müsse nun schlafen, weil der Papa die Mama küssen muss. Das hatte er nun davon! Na, es gab Schlimmeres, als wenn ein Kind merkte, dass der Papa die Mama lieb hatte!

Sie gingen zu dritt weiter, Moritz zwischen sich an den Händchen haltend, sahen sich verliebt an, küssten sich, streichelten sich mit der freien Hand. Der Kleine beobachtete sie genau.
„Ja, schau nur genau zu, mein Süßer!" sagte Maja. „Dann wirst du ein Frauenversteher wie dein Papa!"

„Papa! Frauen! Küssen!" Moritz hatte angefangen, Wörter zu sammeln, freute sich über jedes neue, das er nachplappern konnte.

„Autsch!" Maja ließ sich vor Lachen in den Sand fallen. „Da muss man jetzt ja wirklich aufpassen, was man sagt!"

„Mama ist ein freches Biest! Hör lieber nicht auf sie!" Er warf Moritz in die Höhe, bis er kickste.

Jetzt wurde es ja richtig interessant für seinen Sohn. „Mama! Biest! Papa! Frauen! Küssen!"

Felix nahm Maja, die sich wieder hochgerappelt hatte, in den Arm. „Siehst du, er hat die ganze Philosophie einer Ehe verstanden. Weil Mama ein Biest ist, darf Papa Frauen küssen!" Sie drehten sich aufgedreht zu dritt im Kreis.

Zurück bei der Gruppe musste Felix seine neuen Worte gleich loswerden, brachte aber die Reihenfolge ein bisschen durcheinander. „Papa! Biest! Mama! Frauen! Küssen!" Maja sah Felix triumphierend an. Die anderen lachten Tränen, Erwachsene wie Kinder.

Dann spielten alle Kleinen im Sand, die Eltern setzten sich im Kreis um sie herum. Die Kinder gingen so liebevoll miteinander um, wie sie erzogen worden waren. Geschwister wie Freunde sprachen leise miteinander, liehen sich Spielsachen aus, halfen sich beim Buddeln. Es gab keinen Streit, keine Machtkämpfe, keine Konkurrenzkämpfe – nur Freundschaft, wie die Eltern es ihnen vorlebten.

Auch zwischen den Erwachsenen hatte es eigentlich noch nie ein lautes Wort gegeben.
Ein paar Vorwürfe von Kai, als Maja wieder aus Italien zurückgekommen war, waren eigentlich alles, oder fast.

Am meisten sauer war Chris auf Felix gewesen, als er dachte, der hätte ein Verhältnis mit Nicola. Er wusste, das hätte die Freundschaft kaputt gemacht! Denn wenn ein Mann eine so perfekte Frau wie Maja hatte und fremdging, dafür hätte er kein Verständnis gehabt, nicht in hundert Jahren.

Er hätte das keinem Mann der Truppe verziehen, weil sie alle die tollsten Frauen der Welt hatten!

Apropos! Er flüsterte ein wenig mit Sina. „Könntet ihr kurz mit auf unsere Beiden aufpassen?" bat er.

„Kurz nicht, das rentiert sich nicht! Lang schon!" antwortete Felix lachend.
Sina gab ihm eine Kopfnuss. „Du wirst immer frecher!" schimpfte sie.

„Jawollja!" antwortete Felix ungerührt. Er knutschte Maja nieder. „Woran das wohl liegt?" fragte er und knutschte weiter.

„Bestimmt an der Meeresluft!" vermutete Nico, der Chris und Sina neidisch hinter hersah. Auf die Idee hätte er ja auch kommen können!
„Haut schon ab!" kommandierte Felix, der die Blicke des Freundes sah, und dem nichts Menschliches fremd war. „Wir buddeln ein großes Loch, stecken alle rein, dann kann nichts passieren!"

So schnell hatte Maja noch niemanden aufspringen und zum Haus laufen sehen wie Nico und Barbara.

Die restlichen drei Paare sahen sich glücklich an.
„Wir sind schon eine tolle Truppe!" fasste Kai die Gedanken aller zusammen und seine Augen glänzten feucht. Aber das lag sicher daran, dass ihn die Sonne so blendete. Er saß zwar mit dem Rücken zu ihr, aber die Reflexe!

„Und das alles hatte den Anfang in einem blöden Missverständnis zwischen euch beiden!" Benedikt schüttelte den Kopf. „Sonst hätten wir uns im Leben nicht kennengelernt!"

„Ja! Es gibt schon die tollsten Zufälle!" stellte Maja fest.

„Es müssen nicht immer Zufälle sein!" widersprach Felix.
Sie begannen eine Diskussion über Zufälle, Vorsehung, Einflüsse einer höheren Macht.
Sie konnten durchaus mehr als Blödeln und sich gegenseitig Aufziehen, sie konnten immer wieder auch ganz ernsthafte Gespräche führen.


Der Hass wird nicht siegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt