Kapitel 91 - Die Freunde

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Zu Hause wurden sie schon sehnsüchtig erwartet. Sie hatten zwar viel telefoniert, aber Freunde und Verwandte hatten sie wie immer, wenn sie längere Zeit weg waren, vermisst.

Kai und Susanna hatten ein Fest im Garten des Bungalows organisiert. Es gab viele Umarmungen, Küsschen, Willkommensgrüße und eine Menge an Essen, was Felix dankbar registrierte. Er bekam diesen ständigen Heißhunger seit dem Jahr im Gefängnis einfach nicht in den Griff.

Aber da er kein Gramm zunahm, belastete es ihn auch nicht weiter.
Sie erzählten von der Reise, seine Geschwister erzählten vom Studium, das sie sehr erfolgreich durchzogen, Bob und Nick erzählten von der Firma und den Aufträgen, die aufgelaufen waren,

Tim erzählte von den Fortschritten, die das Sozialzentrum machte, Nico erzählte vom Umbau des großelterlichen Hauses. Es wurde geplappert, gelacht, gefeiert. Die Nachbarn kamen zwanglos dazu, wurden mit abgefüttert, lachten mit, hörten den Berichten zu.

Felix hielt Maja wie immer im Arm, schmuste ab und zu ein wenig mit ihr, strahlte sie glücklich an, saugte ihr glückliches Strahlen in sich auf.

So übernachteten sie noch einmal im Schlafzimmer ihrer ersten Nacht und fuhren eben erst am nächsten Tag zu ihrer Wohnung. Sie waren ja durchaus spontan und flexibel, waren es durch ihre Liebe geworden.

Drei Tage später verabschiedeten sich ihre Co-Brautpaare in die Flitterwochen.

Für Maja und Felix begann der Alltag. Er musste ein paar Programme fertig machen, sie begann ein Buch mit italienischen Erzählungen. Diese Kurzgeschichten hatten sich zu einem Renner entwickelt, wurden von Männern und Frauen gleichermaßen gelesen. Sie erzählten so poetisch Alltagsereignisse, dass sie sich lasen wie Gedichte, sie waren lustig, todernst, manche ein wenig erotisch angehaucht, beschrieben aber so detailgetreu Menschen, die sie getroffen hatte, dass sie immer sehr gut besprochen wurden.

Seit den Bargeschichten hatte sie die Schublade der Frauenschriftstellerin verlassen.

Hollywood arbeitete einstweilen die Trilogie ab, das brachte schon echt Geld ein. Danach kam noch ein Roman, für das die Studios schon die Rechte gekauft hatten.

Felix arbeitete nur ein paar Stunden am Tag, wenn nichts Dringendes anfiel, machte er auch mal eine Woche blau.

Im August spendierte er seinen Geschwistern eine Reise nach Marokko. Patty hatte eine Weile mit Patrick, Benedikts Bruder, rumgemacht, dann aber beschlossen, dass sie keine feste Beziehung wollte.

Lieber sah sie sich unter den hübschen Jungs der Stadt noch ein wenig um und auch unter ihren Mitstudenten. Sie genoss es, der Star in ihrem Semester zu sein als einziges Mädchen.

Kilian hatte sich schnell zum Liebling des Professors entwickelt, zeigte eine ähnliche Genialität wie sein älterer Bruder. Er arbeitete wie ein Verrückter, hatte die Leidenschaft seines Lebens gefunden. An den Wochenenden suchte er dann Entspannung in manchen Frauenarmen.

Saskia stand kurz vor dem Examen, aber sie lernte leicht, strotzte vor Ideen, seit sie den Kopf frei von den Sorgen um ihre kleine Schwester hatte. Ein junger Dozent war höchst interessiert an seiner Spitzenstudentin, die ein wenig ernster und auch ernsthafter zu sein schien als die flippigen Kommilitoninnen. Und die auch um einiges hübscher war! Sie war groß und schlank, mit halblangen, dichten dunklen Haaren und blitzenden grünen Augen, sah ihren Brüdern sehr ähnlich.

Aber der junge Mann wusste, er musste sich mit Annäherungsversuchen zurückhalten, bis sie das Studium abgeschlossen hatte. Doch ein paar eindeutige Signale sandte er durchaus, die auch bei Saskia ankamen. Oft schlief sie abends lächelnd ein. Im September begannen die Prüfungen, man würde sehen, was danach geschah!

Der Hass wird nicht siegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt