Sie wanderten am Nachmittag um einen Bergsee, tranken Kaffee in einer kleinen Hütte, aßen zu Abend in einer Pizzeria.
Felix bestellte sich gleich zwei Pizzen, dann konnte sein Bienchen mal in Ruhe ihr Essen genießen.Maja erzählte ihm von Annikas Redeschwall, er küsste sein Töchterchen innig ab.
Die Nacht verbrachten sie wieder zusammen. Zuerst kuschelten sie zu viert im Doppelbett, kitzelten sich, machten eine Kissenschlacht. Moritz las ihnen eine Geschichte vor. Als die Kleinen müde wurden, trugen die Eltern sie in ihr Zimmer.
Danach standen Maja und Felix auf dem Balkon, tranken ein Glas Wein, sahen in die Sterne, sahen sich in die Augen.
„Hast du eigentlich die Blätter aufgehoben, die du an die Glaswand geklebt hattest?" fragte er sie.
„Die Blätter nicht, aber die Worte!" antwortete sie. „Ich habe ein Tagebuch geschrieben, von der ersten Diagnose an, da stehen die Sätze drin!"
„Darf ich das lesen?" fragte er mit tränenerstickter Stimme.
„Natürlich! Ich habe es ja für dich geschrieben!"Er hielt sie stumm im Arm. Seine Dichterin, seine Maja, seine Süße, sein Bienchen, seine Geliebte, seine Ehefrau, seine beste Freundin, die schönste Frau der Welt, die Mutter der besten Kinder der Welt! Maja – sein Leben!
„Ich liebe dich so sehr!" flüsterte er, überwältigt von seinen Gefühlen – wieder einmal.In dieser Nacht hielten sie sich nur im Arm, er hatte schon ein wenig Angst, er würde einen Rückfall riskieren.
Aber sie waren glücklich, sich so nahe zu sein.Am Morgen machten die Kinder wieder Frühstück. Über die Berge an Broten musste sogar Felix lachen.
„Ich würde heute Abend gerne aus den Tagebüchern lesen!" sagte Maja, als sie wider Erwarten alles verputzt hatten. „Sie sind zwar eigentlich nur für dich bestimmt gewesen, aber vielleicht kann der eine oder andere Mut finden dadurch?"
„Natürlich, Bienchen! Das entscheidest du alleine!" antwortete er und streichelte sie zärtlich. Seine Süße würde schon wissen, was man den Patienten der Klinik sagen musste.
Sie wusste immer, was man den Menschen sagen musste! Im Guten und auch im Bösen.Die Kinder konnten sie in der Wohnung lassen. Die Hausbesitzerin, die im Parterre wohnte und einen Narren an den Kleinen gefressen hatte, blieb bei ihnen.
Das war Maja auch lieber, denn die Texte, die sie lesen wollte, wären für Moritz und Annika vielleicht doch zu aufwühlend gewesen. Die beiden verstanden ja mehr als Gleichaltrige.Der Speisesaal war rappelvoll, als Maja an einem Tisch Platz nahm. Lauter Applaus ertönte, nachdem der Klinikleiter sie begrüßt hatte. Vorzustellen brauchte er sie nicht, Maja von Calsow kannte jeder.
Sie las zuerst eine berührende Geschichte aus dem Band Bargeflüster, danach zwei lustige Inselgeschichten. Gebannt hingen die Zuhörer an ihren Lippen. Felix konnte seinen stolzen Blick nicht von dieser wunderschönen Frau da vorne wenden.
Wenn er sie nicht schon so lieben würde, hätte er sich heute Hals über Kopf in sie verknallt.Dann begann Maja zu erklären, was sie als nächstes vorhatte.
„Sie alle, die hier ein paar Wochen verbracht haben oder verbringen, haben ein schweres Schicksal hinter sich, aber sie haben jetzt auch Hoffnung.
Vor ungefähr neun Monaten hat auch uns eine schreckliche Diagnose den Boden unter den Füßen weggezogen, hat uns vom Gipfel des höchsten Glückes im freien Fall in die Hölle katapultiert. Anfangs waren wir noch gelassen, wir würden doch eine solche Krankheit besiegen!
Aber mit der Zeit wurde der Faden der Hoffnung immer dünner, manches Mal drohte er zu reißen!
In diesen Tagen habe ich meine Gedanken aufgeschrieben, ich habe ja immer eine Menge davon in meinem Kopf, und seit ich fünf Jahre alt bin, musste ich sie auch zu Papier bringen.
Das hier war eigentlich nur für Felix bestimmt, meinen wunderbaren Ehemann. Aber diese eher ungeplante Lesung hier hat mich umdenken lassen. Mit seiner Erlaubnis – es ist ja seine Geschichte, die ich erzähle – möchte ich ein paar Auszüge daraus vortragen."
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Der Hass wird nicht siegen
RomanceMaja, eine sehr junge schöne Witwe, schreibt zwar sehr erfolgreich Geschichten unter einem Pseudonym, ist aber grenzenlos einsam in dem riesigen Haus, in das sie ihr Ehemann mehr oder weniger eingesperrt hatte. Als sie einen Artikel über Callboys li...