Kapitel 61 - Toni / Larissa

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Toni

Toni hatte die XY-Sendung auch gesehen. Mein Gott! dachte er entsetzt. Sie war eine Mörderin! Die Frau, die er geliebt hatte, die im Haus seiner Eltern und auch in seiner Wohnung gelebt hatte, hatte drei Menschen umgebracht und zwei sehr schwer verletzt!

War es seine Schuld?
Hätte er sie nicht so brutal vor die Türe setzen dürfen?
Hätte er mit ihr reden müssen?
Hätte er das Unglück vorhersehen müssen?
Hätte er das junge Paar, das sie so hasste, davor warnen müssen, dass die Zeitbombe wieder tickte?

Aber er war so erschrocken, als er ihre Worte an Silvester gehört hatte! Er hatte Angst um seine Familie gehabt!
Aber vielleicht hätte er vorsichtigere Worte finden sollen? Hätte es diplomatischer ausdrücken können? Vielleicht hätte er sie von diesem Hass sogar abbringen können, wenn er zu ihr gehalten hätte?
Aber wenn dann mit ihnen beiden etwas schiefgegangen wäre, hätte sie sich womöglich an ihm, seinen Schwestern, seinen Eltern gerächt!

Er grübelte tagelang, ob er der Polizei melden sollte, dass sie ein halbes Jahr mit ihm in der Schweiz gelebt hatte!
Aber er wollte nichts mit der Polizei zu tun haben, wollte nicht in irgendetwas hineingezogen werden! Vor allem nicht, solange sie nicht gefasst war!

Schließlich entschloss er sich, zu Maja und Felix zu fahren und mit ihnen zu sprechen. Sollten sie dann entscheiden, ob es für die Ermittlungsarbeit relevant war, das zu erfahren, was er zu berichten hatte.

Eines Tages läutete es an der Türe, Maja war alleine zu Hause.
Felix hatte eine Gegensprechanlage installieren lassen, hatte ihr den Schwur abgenommen, niemals zu öffnen, wenn sie nicht ganz sicher wäre, den Besucher zu kennen.

Das Gesicht, das sie auf dem Bildschirm sah, kannte sie nicht.
„Ja, bitte?" fragte sie.
„Guten Tag, ich bin Toni Sierer. Ich möchte mit Ihnen über Larissa sprechen!"
Maja erstarrte. Larissa! Einer der Detektive? Jemand, der sie gesehen hatte? Hier in der Stadt? Oder eine Falle?

„Mein Mann ist nicht da!" Sie schalt sich eine Närrin! „Aber er wird jede Minute kommen! Warten Sie bitte draußen!"

„Ist gut! Ich warte! Aber Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben! Ich möchte Ihnen helfen!"

Maja klickte ihn weg, rief sofort Felix an.
Der übertrat sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen und stand innerhalb von zehn Minuten vor dem Haus. Er stürzte sich auf Toni, der geduldig im Hof neben seinem Wagen stand.
„Was wollen Sie! Verdammt, wie können Sie es wagen, meine Frau zu belästigen!" schrie Felix außer sich.

Toni hatte Verständnis für die Reaktion des anderen nach all dem, was die Familie mitgemacht hatte.

Er sprach ganz ruhig auf ihn ein. „Ich wollte Sie nur informieren, dass Larissa und ich bis Silvester zusammen gelebt hatten, in der Schweiz! Vielleicht ist es nützlich für Sie, diese Information zu bekommen!"
Felix beruhigte sich ein wenig. Er hörte Toni aufmerksam zu, wie der von der Sendung an Silvester berichtete, und auch von Larissas Reaktion darauf, was dann zum Bruch zwischen ihnen geführt hatte.

Nun wusste Felix wenigstens, warum es zu diesem erneuten Ausbruch an Hass gekommen war. Sie hatte ihn und Maja dafür verantwortlich gemacht, schuld am Ende ihres neuen Glückes zu sein.

Danach hatte sie sie wohl gesucht, der Artikel in der Zeitung hatte sie auf ihre Spur auf die Insel gebracht! Dummerweise auch noch die Insel, auf die sie ihn so oft eingeladen hatte, was er anfangs freundlich, später immer genervter abgelehnt hatte!

Jetzt passten die Puzzlesteine zusammen! Er war Toni dankbar für die Auskunft, wollte ihn aber nicht mit nach oben zu Maja nehmen. Man konnte schließlich nie wissen!
Er bot ihm an, ein Hotelzimmer zu bezahlen, doch Toni lehnte dankend ab.
„Ich fühle mich irgendwie schuldig! Ich hätte Sie warnen müssen!" erklärte er.

Der Hass wird nicht siegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt