Kapitel 89 - Hochzeitsreise 2

1 1 0
                                    

Um zehn saßen sie beim Frühstück vor dem Wagen, glücklich und zufrieden mit sich und der Welt.
Die ältere Dame lächelte sie irgendwie wissend an. Hatte sie nicht sogar gezwinkert?
Später setzte sie sich dazu. „Wir hatten zuerst auch so eins!" erzählte sie lachend. „Dann haben wir es ganz schnell gegen eines ohne Alkoven getauscht!"
Felix grinste. Den beiden war nichts Menschliches fremd. So möchte er im Alter auch mal mit Maja sein! Offen, frei, ohne Ressentiments, jung im Herzen!

„Unser Freund ist schon unterwegs und bringt uns ein anderes!" berichtete er.

Die Dame sah ihn verwundert an. „Na, das ist aber ein toller Freund! Das würde auch nicht jeder machen!"

„Nein, sicher nicht! Aber es ist ja auch unsere Hochzeitsreise!"

Jetzt lachte die Dame laut heraus. „Na, dann geht das mit dem Wackelding ja gar nicht!"

In diesem Augenblick kam der verrückte Kai mit dem Gefährt auf den Platz. Der Besitzer hatte ihn auf seine Bitten hin reingelassen. Sie fielen sich um den Hals.
Der Freund bekam einen starken Kaffee, sie räumten schnell alles um und er startete wieder, brachte den gemieteten Caravan zurück in die Heimat.

Von da an stand einer glücklichen Hochzeitsreise nicht mehr im Weg. Sie blieben noch eine Nacht, um das neue Gefährt zu testen, brachen dann auf in Richtung Gardasee.

Sie genossen jeden Tag. Die Campingplätze lagen meistens wunderbar, die Menschen waren ausgesprochen nett und hilfsbereit. Einkäufe machten sie mit den Fahrrädern, für größere Ausflüge mieteten sie sich eine Vespa oder ein Auto. Manchmal blieben sie zwei Tage, manchmal drei. Manchmal legten sie einen faulen Badetag ein, manchmal wanderten sie lange Strecken.

Sie kochten oder gingen essen, fanden überall schnell Anschluss, auch weil sie beide mittlerweile perfekt Italienisch sprachen.

Felix telefonierte einmal am Tag mit Bob, regelte das Geschäftliche, das anfiel. An der Amalfiküste gefiel es ihnen besonders gut, da blieben sie vier Nächte.
Auf diesem Platz fiel nach einem Gewitter die gesamte EDV-Anlage aus, der Besitzer war verzweifelt.

Felix hatte innerhalb von zwei Stunden alles wieder repariert, ein Virenschutzprogramm installiert, eine externe Festplatte angeschlossen.
Der Padrone küsste ihm beinahe die Füße, lud die beiden am Abend zum Familienessen ein. Es wurde ein sehr lustiger Abend, für Maja mehr als für Felix, weil die Söhne des Hauses sein Mädchen mehr als anbaggerten.

Sie lachte sich kringelig, wenn er ständig auf der Hut war, damit keiner sie in den Arm nehmen oder ihr Wangenküsschen geben konnte. Er kam kaum dazu, das vorzügliche Essen zu genießen, und das wollte schon etwas heißen.

Schließlich zog er sie auf seinen Schoß, legte die Arme um sie. „Sucht euch selber eine Frau! Das hier ist meine!" fauchte er auf Italienisch, und es war nur halb als Scherz gemeint.

Nach zwei Wochen hatten sie Sizilien und Stefanos Dorf erreicht. Sie wunderten sich über die vielen Kinder, die ihnen mit bunten Fähnchen in der Hand entgegenliefen.

„Kommt schnell in die Kirche!" riefen sie aufgeregt. Sie folgten den Kleinen, um ihnen eine Freude zu machen und stutzten an der Türe.
Am Altar stand Stefano im schwarzen Anzug, neben ihm Laura in einem wunderschönen weißen Kleid.

Der Italiener sah demonstrativ auf seine Uhr. „Ah! Da kommen ja meine Trauzeugen! Und auch noch fast pünktlich!"
Jetzt verstanden sie, warum der Freund sie gebeten hatte, so gegen elf Uhr anzukommen, weil er da Pause hätte. Sie hatten das nicht so ganz ernst genommen, sie würden ihn halt dann nach der Schule treffen. Von dieser Hochzeit hatten sie nicht den leisesten Schimmer gehabt!

Der Hass wird nicht siegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt