Der Hass wird nicht siegen

Kapitel 49 - Glück

Felix und Maja liebten das Leben, das sie zurückbekommen hatten. Er hielt seine Kurse, sie schrieb an einem neuen Buch, er arbeitete stundenweise wieder in seiner Firma. In der freien Zeit machten sie Ausflüge, Kurzreisen, Trips in die Großstädte.

Nach einem Monat begannen ihre Lesereisen. Sie verstand zwar die Notwendigkeit nicht, denn ihre Bücher verkauften sich auch so. Aber Pascal hatte sie sehr darum gebeten, aus Imagegründen.
Sie hatte ihm sein Engagement beim Kampf gegen Larissa nicht vergessen, erfüllte ihm deshalb seinen Wunsch.

Sie legte die Termine so, dass Felix sie begleiten konnte, weil er sich nur ungern von ihr trennte, und sie natürlich ebenso ungern von ihm.
Es waren immer lustige Veranstaltungen. Er war meistens der einzige Mann im Auditorium. Die Augen der Damen saugten sich an ihm fest.
Manchmal waren auch ein paar schwule Männer da, die die Blicke ebenfalls nicht von ihm lösen konnten.

Er ertrug alles stoisch und lächelnd.
Er hörte seinem Bienchen glücklich zu, Abend für Abend, immer wieder.
Er sah ihr glücklich zu, wenn sie Bücher signierte, ein paar Worte mit ihren Fans wechselte.
Es waren keine Veranstaltungen in Büchereien, seine Süße füllte Hallen!
Sie übernachteten in First-Class-Hotels, weitere Strecken flogen sie Business-Class auf Verlagskosten.
Aber sie hätten sich das schon auch selbst leisten können, das Geld sprudelte nur so bei ihnen.

Sie liebten die Hotelnächte, das Prickeln des Neuen, des Unbekannten. Sie liebten sich! Oft blieben sie noch einen Tag länger, weil sie die Auscheckzeit überschritten hatten.

Hin und wieder war sie Gast in regionalen Talkshows, auch hier saß er schwärmend im Publikum. Seine Augen hingen an ihr, immer wieder wurden Einblendungen des verliebten Mannes ins Bild geholt.
Sie sprach druckreif, begeisternd. Sie zog jedes Publikum in ihren Bann, jeder Talkmeister war nach den Gesprächen mit ihr verliebt in sie. Davon war Felix überzeugt!

Sie sah immer wunderschön aus, war klug und eloquent, sie flashte die Nation. Die Verfilmungen ihrer Bücher waren Kassenschlager, obwohl es eigentlich ruhige, unspektakuläre Filme waren.

Aber der sanfte Humor, die Schönheit der Bilder, die sie mit Worten gemalt hatte, die empathischen Charaktere, die sie sich ausgedacht hatte, waren genau das, was die Menschen in diesen hektischen Zeiten sehen wollten.

Einmal wurde sie gefragt, warum sie so lange unter einem Pseudonym geschrieben hatte.
Sie lächelte bezaubernd in die Kamera. „Weil ein Germanistik-Professor gesagt hatte, ich hätte kein Talent zum Schreiben!" antwortetet sie.
Lautes Gelächter kam aus dem Publikum, doch Felix hatte Tränen in den Augen. Er hatte Georg nie kennengelernt, aber es gab keinen Menschen, den er so hasste wie ihn, nicht einmal Larissa!
Der Moderator fragte nach: „Und seinem Urteil haben Sie so viel Gewicht eingeräumt?"

Maja sah ins Leere. „Ja, ich war mit ihm verheiratet!" antwortete sie.
Ein Raunen ging durch die Reihen.
Felix konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Er kannte mittlerweile das ganz Drama ihrer Ehe, sie hatte ihm in vielen Stunden von der subtilen Unterdrückung erzählt.

Die Kamera fing ihn ein, wie er sich gerade die Tränen aus den Augen wischte.

Maja tauchte aus dem Sumpf ihrer Erinnerungen auf und begann zu strahlen. „Aber jetzt habe ich ja Felix, meinen größten Fan!"
Das Publikum applaudierte, die Kamera fing Felix ein, der ihr einen Luftkuss schickte.

„Sie tragen einen riesigen Saphir als Verlobungsring. Können wir bald über eine Hochzeit berichten?" fragte der Talkmaster. Sie hatten im Vorfeld vereinbart, die alten Geschichten von Felix' Gefängnisaufenthalt nicht mehr aufzuwärmen.
„Das ist kein Verlobungsring, das ist ein Ich-freue-mich-am- Leben-Ring, den Felix mir geschenkt hat!" sagte sie, und das Glück über dieses Geschenk stand deutlich in ihrem Gesicht geschrieben.