Kapitel 72 - Auf der Insel im Wind 7

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Am nächsten Tag zogen Felix und Maja allein los. Sie wollten ein angemessenes Kleid für die Taufe suchen.
Felix hatte genaue Vorstellungen. „Eines, das mir etwas für die Augen bietet und das auch für die Kirche taugt!" erklärte er lächelnd.

Sie liefen Hand in Hand, Arm in Arm durch die Hauptstadt, taten so, als ob sie sich, für Geschäfte interessierten. In Wirklichkeit aber interessierten sie sich nur füreinander.
Wenn sie vor einem Schaufenster standen, versanken ihre Blicke ineinander, wenn sie einen Laden betraten, küssten sie sich versteckt hinter Kleiderstangen.

Nach ein paar Stunden bekam Felix ein schlechtes Gewissen. „Jetzt müssen wir aber mal ernsthaft suchen, Bienchen!" Er nahm sich vor, dass der folgende Kuss der letzte war. Deshalb durfte er schon ein wenig länger ausfallen. Verdammt! Er küsste sie doch so gerne! Immer noch!

Dann lächelte sie ihn auch noch so verzückt an!
Er drehte sich von ihr weg, atmete tief ein und aus. Er wurde immer verrückter nach ihr! Wo sollte das denn noch hinführen?

„Also! Dann los jetzt!" Sie betraten einen Nobelladen, Maja erklärte, was sie suchten.
Die Verkäuferin sah sie mit geschultem Blick an, brachte ein Kleid, nein, einen Traum von Kleid aus Seide und Spitze, ziemlich dekolletiert, hinten und vorne, mit einer Spitzenstola aber sehr züchtig und brav.

Felix pfiff begeistert, zahlte den Wahnsinnspreis, bedankte sich mit einem langen Blick bei der Verkäuferin. Damit waren die Träume der jungen Frau für die nächsten Tage auch vorprogrammiert.

„So schnell geht das, wenn du mal bei der Sache bleiben kannst!" zog er sie auf.
„Betonung liegt auf kannst!" konterte sie. „Weil man mit dir auch bei der Sache bleiben kann!"

Na, klar! Jetzt kam natürlich sein unschuldigster Dackelblick zum Einsatz. „Mit mir? Warum denn das?"
„Warum? Weil du mich anmachst, wenn du mir immer so nah kommst, mich küsst, mich anfasst!"
„Das mache ich? Solche Sachen mache ich?" Er schüttelte ungläubig den Kopf.
„Das wüsste ich aber! Küssen? Anfassen? Dich? Ich doch nicht!"

Dabei zog er sie in eine kleine Seitenstraße, lehnte sie an die Wand, sperrte sie mit seinen Armen ein, senkte seine Lippen ganz langsam in Richtung der ihren, sah ihr ganz tief in die Augen.

„Warum sollte ich das auch tun?" Leicht streifte er ihren Mund.
„Warum denn?" Er erhöhte den Druck.
„Meinst du wohl, es gefällt mir, dich zu küssen?" Seine Zunge spielte mit ihren Mundwinkeln.
Maja stöhnte auf, das Spiel war höchsterregend!
Seine Hand glitt unter ihren kurzen Rock. „Und fummeln? Ich fummle doch nicht! Nie!"

Die andere Hand wanderte in ihre Bluse. Sein Zunge hatte ihre gefunden, neckte sie, zog sich zurück.
„Fummeln! Küssen! Wie du nur auf so was kommst!" hauchte er an ihrem Ohr, blies leicht in ihre Ohrmuschel.
Das war dann zu viel! Maja kam unter seinen Händen, stöhnte laut auf.

„Pst, Bienchen!" Lachend zog er sie an sich.
Er liebte es so sehr, wenn sie kam, für ihn kam, durch ihn kam!
Er liebte diese Laute der Lust, dieses „Ohhhh, Felix!" oder „Jaaaa, Felix!" oder einfach „Huuuu!", wie gerade.
Er liebte ihren verschwommen Blick kurz danach.
Er liebte es, wenn sie sich an ihm festhielt, weil ihre Beine so wackelig waren.
Und er liebte vor allem die Vorstellung davon, dass sie ihm später alles heimzahlen würde!

Manchmal schimpfte er mit sich, erinnerte sich selbst daran, dass er 31 Jahre alt war!
Aber er lachte sich dann selbst aus. Wenn ich doch so verknallt bin in sie! Darauf hatte er kein Gegenargument.

„Geht es wieder?" fragte er, als sich ihre Augen wieder geklärt hatten.
Sie knuffte ihn leicht. Brennend vor Glück rannten und tanzten sie durch die Straßen zu ihrem Mietwagen.
Aber Felix wurde zunehmend nervös, je näher sie der Tiefgarage kamen. Er musste noch einmal ein Stück zurück, alleine. Aber was sollte er ihr sagen?

Sie kamen an einem Straßencafé vorbei, seine letzte Chance.
„O, ich glaube ich habe meine Kreditkarte vergessen! Wartest du bitte hier? Ich sause schnell zurück."
Maja sah ihn verständnislos an. Er brachte sie zu einem Tisch, winkte den Ober herbei, bestellte ihr einen Cappuccino. Dann wechselte er noch ein paar Worte mit dem jungen Mann, die sie nicht verstand: „Passen Sie bitte auf mein Engelchen auf?" und weg war er.

Der Hass wird nicht siegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt